Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?39560

"Das homophobste Dokument, das die Welt je gesehen hat"

Ghana will Engagement für LGBTI-Rechte mit zehn Jahren Haft bestrafen

Wenn sich eine heterosexuelle Person für den homosexuellen Nachbarn einsetzt, kann sie bald im laut Deutschland "sicheren Herkunftsland" im Gefängnis landen.


Der ghanaische Abgeordnete Sam Nartey George erklärt, Homosexualität sei kein Menschenrecht und müsse reguliert werden

  • 26. Juli 2021, 14:34h 17 3 Min.

LGBTI-Organisationen schlagen Alarm über einen neuen Gesetzentwurf, der die Rechte von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten im westafrikanischen Ghana weiter einschränken soll. Ein entsprechendes Dokument war bereits vor einem Monat von einer Reihe Abgeordneter ins Parlament eingebracht worden (queer.de berichtete). Jetzt sind neue Details des Entwurf bekannt geworden. Bereits seit Jahren stehen im Land drei Jahre Haft auf einvernehmliche gleich­geschlechtliche Beziehungen.

Laut des in einer Reihe von Twitter-Einträgen von der queeren Organisation "Rightify Ghana" am Freitag geleakten Entwurfs soll gegen eine große Gruppe von Menschen vorgegangen werden – definiert als "LGBTTQQIAAP+-Personen". Sie können mit Haftstrafen von bis zu zehn Jahren belangt werden. "Rightify Ghana" bezeichnet den Entwurf als homophobstes Dokument, das die Welt je gesehen hat".

/ RightifyGhana

Besonders hart soll laut dem Papier gegen Verbündete ("allies") der queeren Community vorgegangen werden. Menschen, die sich dafür einsetzen, "die öffentliche Meinung für Taten, die nach diesem Gesetz verboten sind", zu ändern, sollen mindestens fünf Jahre und höchstens zehn Jahre ins Gefängnis gehen. Laut Rightify Ghana stehe damit jede Person mit einem Fuß im Gefängnis, die Homo- oder Transsexualität nicht verdammt.

Auch weitere Strafen sind geplant: Crossdressing soll etwa mit einem Jahr Haft, die Teilnahme an einer gleich­geschlechtlichen Hochzeit mit bis zu drei Jahren hinter Gittern bestraft werden. Zudem sollen Geschlechts­anpassungen grundsätzlich verboten werden.

Das Gesetz sieht außerdem vor, dass die Behörden versuchen sollen, queere Menschen oder deren Verbündete mit ghanaischem Reisepass, die im Ausland Asyl beantragt haben, ausliefern zu lassen. Ihnen soll dann in ihrem Heimatland der Prozess gemacht werden.

Auch Sex-Verbote für Heteros

Zudem enthält das Gesetz Strafen für Anal- und Oralsex, sowohl für homo- als auch für heterosexuelle Paare. Auch die Nutzung von Sex-Spielzeug soll verboten werden.

Einer der sieben Autor*innen des Gesetzes, der 36-jährige Sozialdemokrat Sam Nartey George, behauptete, dass er nach dem Leak des Gesetzes "überwältigende Unterstützung" erhalten habe. "Homosexualität ist KEIN Menschenrecht. Sie ist eine sexuelle Präferenz. Präferenzen sind nicht absolut und können reguliert werden. Wir WERDEN dieses Gesetz beschließen", so George am Wochenende auf Twitter.

- w -

Bevölkerung in Ghana unterstützt LGBTI-Feindlichkeit

Die ghanaische Bevölkerung unterstützt laut Umfragen die LGBTI-Feindlichkeit mit überwältigender Mehrheit. Laut einer im Februar 2021 veröffentlichten Befragungen des Africa Centre for International Law and Accountability (ACILA) sprechen sich 87 Prozent dagegen aus, dass Homosexuelle öffentlich über ihre Diskriminierung sprechen und sich organisieren dürfen.

LGBTI-Organisationen werfen nun der Regierung vor, die Empfänglichkeit der Bevölkerung für Homo- und Transphobie auszunutzen, um von eigenen Verfehlungen abzulenken. Im Land hatten Menschenrechtsorganisationen in den letzten Monaten wiederholt über eine sich verschlechternde Lage von LGBTI berichtet. Ende Mai kam es zur Massenfestnahme von 21 Personen wegen "LGBTQ-Aktivitäten" (queer.de berichtete). Erst zwei Wochen nach ihrer Festnahme und nach scharfen Protesten von Menschenrechtsorganisationen kamen die Personen auf Kaution wieder frei.

Die ehemalige britische Kolonie Ghana ist ein rohstoffreiches Land in Westafrika mit 30 Millionen Einwohner*innen, knapp drei Viertel von ihnen gehören einer christlichen Glaubensgemeinschaft an. Die sich verschlechternde Menschenrechtslage wird von Deutschland bislang ignoriert. Bereits 1993 verlieh die Bundesrepublik Ghana das Prädikat "sicheres Herkunftsland", wodurch Asylbewerber*innen aus dem Land mit minimaler Prüfung schnell abgeschoben werden können. Das deutsche Bundesentwicklungsministerium sagte dem Land 2018 und 2019 außerdem Entwicklungshilfe von insgesamt 86,5 Millionen Euro zu. (dk)

-w-

#1 SakanaAnonym
  • 26.07.2021, 16:41h
  • was für ein grausames Gesetzespaket....wäre mal an der Zeit, dass sich Otto Addo oder andere Fußballspieler:innen, die für die ghanaische Fußballmannschaft aufgelaufen sind, mit deutlichen Worten dagegen äußern...das ist ja echt nicht aushaltbar
  • Direktlink »
#2 Ja gutAnonym
  • 26.07.2021, 17:23h
  • Antwort auf #1 von Sakana
  • Nö, überhaupt nicht.... Ethnie, Wurzeln etc sind imho kein Grund jemand aufgrunddessen in irgendeiner Verantwortung/Position zu sehen!
  • Direktlink »
#3 Taemin
  • 26.07.2021, 18:22h
  • Antwort auf #2 von Ja gut
  • Seltsame Ansicht. Demnach war Thomas Mann nicht gehalten, sich aus dem Exil gegen den Nationalsozialismus zu wenden. Dass er es dennoch tat, dazu gab es Deiner Meinung nach keinen vernünftigen Grund.
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben
Debatte bei Facebook

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: