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Bundestagswahl 2021
Grüne Kandidatin: SPD-Politiker "missbraucht" die Regenbogenfahne
Florian Post hat verkleidete CSD-Besucher als "abstoßend" bezeichnet, im Wahlkampf plakatiert er jetzt die Regenbogenfahne. Seine grüne Gegenkandidatin wirft dem Sozialdemokraten Populismus vor.

Florian Post stellt seine Kampagne auf Twitter vor
- 6. August 2021, 12:56h 3 Min.
Doris Wagner, die Münchner Direktkandidatin für den Bundestag im Wahlkreis München-Nord, hat ihrem direkten SPD-Kontrahenten Florian Post in der "Abendzeitung" vorgeworfen, die Regenbogenfahne in seiner Werbekampagne zu "missbrauchen". Post plakatiert derzeit in Regenbogenfarben mit dem Slogan "Vielfalt" – auf dem Plakat ist zudem der Begriff "Cancel Culture" durchgestrichen.
Wagner wirft Post vor, dass er sich gegen die queere Community positioniert: "In seinen Kolumnen und auf Social Media spricht Florian Post gleichzeitig von Gender-Gaga. Er macht sich über die Betroffenen lächerlich. Gleichzeitig fühlen sich Menschen darin bestärkt, dass es in Ordnung ist, zu diskriminieren. Schließlich hat Florian Post eine enorm große Reichweite." Sie erklärte, der SPD-Politiker sei "ausgesprochen populistisch" und fische an den Stammtischen. Er kritisiere viel, biete aber keine Lösung an.

Die Verteidigungsexpertin Doris Wagner war von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordnete (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
Die Grünenpolitikerin erklärte, dass sie den Begriff Cancel Culture erst einmal googeln musste. Sie verwahrte sich aber dagegen, dass Post "gecancelt" werde: "Herr Post verwechselt Widerspruch mit Zensur."
Cancel Culture als Begriff
Der aus den USA stammende Begriff Cancel Culture umschreibt im allgemeinen Sprachgebrauch den Versuch, angebliches Fehlverhalten öffentlich zu ächten. Immer wieder gibt es Vorwürfe, dass insbesondere Prominente gecancelt werden, obwohl sie keines Verbrechens schuldig befunden worden seien. Beispiele sind Kevin Spacey, der nach Vorwürfen nicht mehr in Hollywood-Filmen spielen darf, oder J.K. Rowling, die nach transphoben Äußerungen scharf kritisiert wurde.
Insbesondere von Rechtsaußen wird Cancel Culture als Kampfbegriff genutzt: Die AfD hat die Ablehnung der Cancel Culture sogar ins Wahlprogramm geschrieben. Aber auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, ein Parteifreund Wagners, hat sich das Schlagwort und die dahinter liegende Kritik zu eigen gemacht (queer.de berichtete). Die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht hat in ihrem umstrittenen Buch "Die Selbstgerechten" Cancel Culture als Kampagnen beschrieben, "deren erklärtes Ziel darin besteht, unliebsame Intellektuelle mundtot zu machen und sozial zu vernichten".
Post gibt sich queerkritisch und fühlt sich diskriminiert
Post hat sich in der Vergangenheit gegen die LGBTI-Community positioniert. So kritisierte er letzten Monat auf Twitter Petplayer, also als Tiere verkleidete CSD-Teilnehmer, als "abstoßend". Ein queerer Aktivist warf ihm daraufhin vor, die "volle Klaviatur der 'Schützt die Kinder'-Homophoben á la Orbàn und Putin" zu spielen.
/ mrohrlack.@FlorianPost (MdB und Kandidat @spdmuenchen) spielt die volle Klaviatur der schützt die Kinder Homophoben á la Orbàn und Putin.
Marcel Rohrlack (@mrohrlack) July 26, 2021
Ist das echt, wie die @spdmuenchen Wahlkampf machen will? pic.twitter.com/wiphJNo0Rr
Immer wieder erklärte Post in sozialen Medien, dass er angeblich ununterbrochen Opfer der Cancel Culture werde. Am Mittwoch postete er etwa: "Jetzt darf man nicht mal mehr Abschiebungen von Verbrechern nach #Afghanistan befürworten. Was darf man überhaupt noch sagen?" Grund war, dass eine Beschwerde gegen einen seiner Einträge bei Twitter eingegangen sei – diese wurde vom US-Konzern jedoch abgelehnt.
/ FlorianPost#Wahnsinn , wie die Wohlgesinnten einen mundtot machen wollen. #gesinnungsethik pur. Jetzt darf man nicht mal mehr Abschiebungen von Verbrechern nach #Afghanistan befürworten. Was darf man überhaupt noch sagen? #freiemeinung #politik #abschiebung pic.twitter.com/F48x2fApp5
Florian Post (@FlorianPost) August 4, 2021
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Post war vor vier Jahren über die Landesliste in den Bundestag eingezogen, dieses Jahr wurde er aber nicht mehr aufgestellt. Deshalb möchte er das Direktmandat in München-Nord holen. Bei der letzten Wahl landete Post mit 26,0 Prozent achteinhalb Prozentpunkte hinter dem CSU-Kandidaten Bernhard Loos. Doris Wagner konnte damals mit 13,1 Prozent nur den dritten Platz erobern. (dk)
















Da hat die BayernSPD sicherlich bessere Kandidat:innen in den Wahlkreisen und auf der Landesliste für den Bundestag