Goldjunge Tom Daley und Bronze-Gewinner Wiktor Minibajew (Bild: Daley / Instagram)
Der russische Wasserspringer Wiktor Eduardowitsch Minibajew, der bei den Olympischen Spielen in Tokio vor wenigen Wochen Bronze im 10-Meter-Synchronspringen holte, hat sich laut Xgay.ru abweisend über seinen britischen Konkurrenten Tom Daley geäußert. Der offen schwule Sportler hatte bei dem Wettbewerb Ende Juli sein erstes olympisches Gold geholt (queer.de berichtete).
Von einem russischen Wettbüro-Portal war Minibajew gefragt worden, wie es seine Sport-Gemeinschaft mit Daley halte, der "zugegeben" habe, schwul zu sein. "Jeder weiß es schon lange. Jeder geht damit anders um", antworte der 30-Jährige laut dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Auf die Rückfrage nach seiner Haltung fasste er sie dann so zusammen: "Fass mich nicht an und ich werde dich nicht anfassen."
Daley hatte in Tokio später noch eine Bronze-Medaille im Einzelspringen ebenfalls über zehn Meter geholt. Minibajew war dabei als Fünfter leer ausgegangen.
Bereits während der Spiele hatte LGBTI-Feindlichkeit aus Russland die Spiele überschattet: So hatte der Duma-Abgeordnete Alexej Schurawljow in einer Talkshow des Staatssenders Rossija 1 über Daley gesagt: "Wir stehen entschlossen gegen diese ganze Plumpheit und diese Perversion. Wir sind gegen diese Abscheulichkeit."
Auch andere Gäste der Sendung äußerten sich homo- und transfeindlich, während in einer anderen Sendung des staatlich kontrollierten Perwy kanal, der auch die Olympiade übertrug, der Moderator mit Zöpfchen-Perücke auftrat, um sich über die trans Gewichtheberin Laurel Hubbard lustig zu machen. In diesem Zusammenhang sprach er von trans Menschen als "Psychopathen". Das IOC hatte daraufhin diskriminierende Äußerungen verurteilt und Gespräche mit den Vertragspartnern angekündigt (queer.de berichtete).
Daley hatte sich dagegen in jenen Tagen noch mehr internationale Sympathie gesichert, als Aufnahmen seiner Häkel- und Strickkünste in den Zuschauerrängen zu einem viralen Hit wurden (queer.de berichtete). In seiner Heimat gilt der 27-Jährige seit seiner Kindheit als medial viel begleitetes "National Treasure". Als 19-Jähriger outete er sich erst als bisexuell, dann als schwul (queer.de berichtete). Seit 2017 ist er mit dem amerikanischen Drehbuchautor Dustin Lance Black verheiratet (queer.de berichtete), 2018 gaben die beiden die Geburt ihres ersten Kindes bekannt (queer.de berichtete).
Nach den Tokio-Spielen hatte Daley gesagt, dass er von den Anfeindungen in der "Blase" vor Ort nichts mitbekommen habe. Er hoffe, dass offene LGBT-Sportler*innen zu einem akzeptierenderen Klima beitrügen: "Es gibt zehn Länder, die an diesen Olympischen Spielen teilnehmen, in denen LGBT-Sein mit dem Tod bestraft wird. Ich bin sehr glücklich, das Team GB zu repräsentieren, als ich selbst auf dem Sprungbrett stehen zu können mit einem Ehemann und Sohn an meiner Seite, ohne mir Sorgen um Konsequenzen machen zu müssen."
Aber er wisse, dass es Menschen auf der ganzen Welt gebe, die in einer weniger glücklichen Situation seien, so Daley. "Ich hoffe nur, dass die Begegnung mit Sportler*innen in all diesen verschiedenen Sportarten dazu beiträgt, dass sich die Menschen weniger allein fühlen, sich wertgeschätzt fühlen und etwas erreichen können." (nb)