Victoria Scone wird als erste cis Frau bei "Drag Race" teilnehmen. "Scone" ist der Name eines britisches Gebäcks (Bild: World of Wonder)
Die Produktionsfirma World of Wonder hat am Mittwoch die zwölf Kandidatinnen der im September startenden dritten Staffel von "RuPaul's Drag Race UK" vorgestellt – und fährt mit einer Überraschung auf: Erstmals nimmt mit Victoria Scone eine Dragqueen am Wettbewerb teil, die im echten Leben eine cissexuelle Frau ist. "Drag war immer ein Teil meines Lebens. Ich glaube echt, dass ich dazu geboren wurde, eine Dragqueen zu sein. Aber ich wusste nicht, ob ich als Frau die Möglichkeit dazu habe", erklärte die 29-Jährige, die im echten Leben Emily heißt, gegenüber der BBC.
Victoria erzählte auch davon, dass sie bei ihrem ersten Drag-Event Diskriminierung ausgesetzt gewesen sei: "Mir wurde gesagt: 'Das ist kein Wettbewerb für dich.' Aber ich habe nicht aufgegeben", so die Queen aus dem walisischen Cardiff. Als Motto gab Victoria an: "Drag ist für alle da. Ich bin hier, um euch das zu zeigen."
Bei Staffel drei muss sich Victoria gegen elf weitere Kandidatinnen zwischen 19 und 35 Jahren behaupten, die allesamt aus dem Landesteil England stammen. Unter ihnen ist auch Victoria Green, die bereits bei Staffel zwei dabei war, aber wegen einer Covid-19-Infektion aus dem Wettbewerb ausscheiden musste.
Bereits zuvor waren mehrere trans oder nichtbinäre Teilnehmende bei "Drag Race" dabei. So bewirbt sich Kylie Sonique Love bei der aktuellen sechsten Staffel von "RuPaul's Drag Race All Stars" um die Krone – die 37-Jährige hatte 2010 bei der zweiten Staffel der amerikanischen Originalserie mitgemacht, sich damals aber noch nicht als trans Frau geoutet. Mit Gottmik trat Anfang des Jahres auch erstmals ein trans Mann an – am Ende belegte die Queen den zweiten Platz in der 13. Staffel der Ursprungsserie. Eines gab es bei "Drag Race" allerdings noch nie: eine Dragqueen, die von einem offen heterosexuellen männlichen Kandidaten dargestellt wurde.
Die ursprünglich 2009 in einem kleinen LGBTI-Sender in den USA gestartete Realityserie "RuPaul's Drag Race" hat sich inzwischen zu einem internationalen Phänomen entwickelt. Bislang gibt es bereits regionale Versionen von "Drag Race" aus Thailand, Chile, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden, Neuseeland und Spanien. Erst am Montag kündigte RuPaul außerdem einen Ableger in den Philippinen an.
Eine deutschsprachige Version der Show ist bislang nicht geplant. Letzten Monat erklärte Conchita Wurst in einem Interview, sie würde als Moderatorin für ein derartiges Projekt zur Verfügung stehen (queer.de berichtete).
"Drag Race UK" läuft in Großbritannien in einem BBC-Streamingportal, im Rest der Welt erfolgt die Erstausstrahlung im Streamingportal WOW Presents Plus, das für 4,15 Euro im Monat gebucht werden kann. Andere Streamingseiten wie Netflix oder TVNOW haben ältere "Drag Race"-Folgen im Programm. (dk)
wenn jetzt cisfrauen dabei mitmachen und quasi ihre eigene soziale rolle spielen, stellt sich für mich zumindest schon die frage, was das bedeutet.
die frage finde ich schon sehr spannend. was sagt das über die heutige bedeutung von drag, was über cisfrauen und ihr verhältnis zu ihrer sozialen rolle?
außerdem denke ich, dass die kandidatin selbst sich mit diesen fragen befassen und das in ihrer art drag widerspiegeln muss, wenn sie interessant rüberkommen will. es gibt schließlich nichts langweiligeres als jemand, der exakt sich selber spielt.