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Homophobie
AfD-Politikerin bezeichnet Jens Spahns Kinderwunsch als "Genderideologie"
Mit Häme reagieren viele in der Rechtsaußenpartei auf Pläne des Gesundheitsministers zur Familiengründung.

Jens Spahn im September 2020 im Europaausschuss (Bild: Deutscher Bundestag / Simone M. Neumann)
- 19. August 2021, 09:44h 2 Min.
Die AfD setzt im Wahlkampf weiter auf Homophobie: So machen sich mehrere Politiker*innen der Partei über den Kinderwunsch des 41-jährigen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU), des einzigen offen schwulen Ministers im Bundeskabinett, lustig. Die baden-württembergische Bundestagskandidatin Christina Baum bezeichnete auf Facebook Kommentare Spahns zur Familiengründung als "Genderideologie". Außerdem deutete die Zahnärztin aus Baden-Württemberg an, dass sich der Minister seine sexuelle Orientierung ausgesucht habe ("Sie haben sich für Ihre Lebensweise entschieden").
Die 65-Jährige, die mit Listenplatz acht so gut wie sicher in den nächsten Bundestag einziehen wird, spottete über den seit 2017 verheirateten Politiker und seinen Ehemann: "...wer von Ihnen beiden soll denn nun 'Mamma' werden und das Stillen übernehmen?" Regenbogenfamilien kanzelte die Politikerin pauschal als egoistisch ab: "Das Kindeswohl hat immer Priorität und muss über den Egoismen Erwachsener stehen", so Baum. Die AfD-Politikerin hatte im Wahlkampf bereits ein pauschales CSD-Demonstrationsverbot in Deutschland gefordert (queer.de berichtete).

Bild: Facebook
Unter dem Eintrag Baums lassen viele Nutzer*innen ihrer Homophobie freien Lauf. Einer schrieb etwa: "Wie kann man im (Arsch) Kinder zeugen?" Mehrere weitere Personen nutzten offensichtlich schwulenfeindliche Anal-Analogien. Ein weiterer Nutzer erklärte schlicht: "Einfach widerlich." Zudem schrieb ein Fan der AfD-Politikerin: "Das ist nicht Gottes Wille, denn er erschuf Frau und Mann."
Auch auf weiteren AfD-Accounts in sozialen Netzwerken ergießt sich Häme über den Kinderwunsch Spahns. So twitterte der zum völkischen AfD-Flügel gehörende Bundestagsabgeordnete Martin Reichardt, dass Spahn und sein Mann "ganz sicher" keine guten Eltern wären. Reichardt hatte mehrfach bei Bundestagsdebatten über LGBTI-Themen abschätzig über die Thematik gesprochen und Schlagworte wie "linksgrüne Gender-Ideologie" verwendet (queer.de berichtete).
Spahn hatte in einem Interview mit der "Bunten" erklärt, dass er und sein Ehemann zwar noch keine konkreten Pläne zur Familiengründung hätten, aber wegen ihres fortschreitenden Alters möglicherweise bald damit beginnen wollten (queer.de berichtete). Außerdem kritisierte der katholische Bundestagsabgeordnete das Segnungsverbot der katholischen Kirche für gleichgeschlechtliche Paare ("Es gibt Priester, die Meerschweinchen und Motorräder segnen. Aber zwei sich liebende, gläubige Menschen, die sich einen Segen wünschen für ihr Versprechen, lebenslang füreinander da zu sein, werden von der Kirche zurückgewiesen").
Spahn tritt zur Bundestagswahl bereits zum sechsten Mal in seinem nordrhein-westfälischen Wahlkreis Steinfurt I – Borken I an. Den Wahlkreis konnte er vor vier Jahren locker mit absoluter Mehrheit und mehr als 25 Prozentpunkten Vorsprung vor der SPD-Kandidatin Ingrid Arndt-Brauer gewinnen. (dk)
Instagram / jensspahn | Die Spahns beim Wandern in Bayern
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