Eine Aktion des Bonner Smoothie-Produzenten "True Fruits" zur Bundestagswahl hat zu Irritationen geführt. Grund war, dass die 2006 gegründete Firma Auszüge der Wahlprogramme aller im Bundestag vertretenen Parteien (mit Ausnahme der CSU) auf ihren Flaschen abgedruckt hatte. Auf der AfD-Flasche ist dabei auch ein LGBTI-feindlicher Programmpunkt enthalten.
Wörtlich heißt es darauf: "Die Genderideologie wird abgeschafft, unter anderem durch die Verhinderung von Pädagogik der Gendervielfalt im Kindergarten." Unter "Genderideologie" versteht die AfD in der Regel die Ablehnung von queeren Menschen – erst am Mittwoch erklärte etwa die AfD-Kandidatin Christina Baum, der Kinderwunsch von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sei wegen seiner Homosexualität "Genderideologie" (queer.de berichtete). Das AfD-Wahlprogramm enthält auch weitere queerfeindliche Forderungen (queer.de berichtete).
"Die AfD-Flaschen haben wir nicht bestellt"
Die Supermarktkette Edeka wollte die AfD-Flaschen nicht verkaufen – und erklärte am Donnerstag auf Facebook: "Danke für eure neue Lieferung, true fruits Smoothies. Die AfD-Flaschen haben wir aber nicht bestellt, die gehen wieder zurück!" Dazu veröffentlichte Edeka ein Bild, auf dem zu lesen war: "Rechts ist bei uns kein Platz im Regal."
"True Fruits" wollte das nicht auf sich sitzen lassen – und veröffentlichte nur zwei Stunden nach Edeka eine irritierte Replik auf Instagram: "Liebe Edeka, ja, wir finden die AFD auch scheiße. Aber Aufklärung ist wichtiger als peinliches Social Signaling, wie ihr es hier versucht..." Deswegen habe man ein Parteiprogramm-Rätsel veröffentlicht, "um jedem die Chance zu bieten, zu erkennen, wofür die Parteien stehen". Zudem warf der Safthersteller der Kette "Populismus" vor. "Wir hoffen, dass euer unüberlegter Angriff jetzt wenigstens dazu führt, dass möglichst viele Leute sich mit den Parteien auseinandersetzen und eine überlegte Wahl treffen", so "True Fruits".
Hintergrund des Parteiprogramm-Rätsels ist, dass auf den Flaschen den Parteien jeweils falsche Forderungen untergejubelt werden – bei der AfD etwa, dass sie die Migration auf 1.500 Menschen pro Jahr begrenzen wolle. Den Grünen wird auf den Flaschen unterstellt, eine Genderpflicht einführen zu wollen. Wörtlich heißt es auf den Flaschen der Ökopartei: "Gendering wird in allen Bildungseinrichtungen (zum Beispiel Schulen und Unis) Pflicht." Auch bei den anderen Parteien sind jeweils ein oder zwei abgedruckte Forderungen Humbug.
"True Fruits"-Werbung steht nicht zum ersten Mal in der Kritik: Schon mehrfach gab es Sexismus-Vorwürfe wegen Werbesprüchen wie: "Hast du schon mal einer hässlichen Freundin, die aber totaaal lieb ist, ein Date besorgt? So fühlen wir uns gerade mit dem white, unserem wohl leckersten Smoothie, der aufgrund seiner blassen und unfruchtigen Optik leider viel zu selten in den Genuss eines knisternden Rendezvous mit dir kommt." Eine Plakatkampagne in Österreich wurde 2017 als rassistisch kritisiert, weil etwa eine schwarze Flasche mit dem Slogan "Schafft es selten über die Grenze" beworben wurde. (dk)
(Bild: True Fruits Österreich)
Nicht alle Menschen haben jede Zeile der Wahlprogramme der antretenden Parteien im Kopf und könnten deshalb manche Aussage für bare Münze nehmen.