Viele queere Menschen in Afghanistan fürchten derzeit um ihr Leben (Bild: flickr / brx0 / by 2.0)
Der Dachverband "Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer" (BafF) fordert anlässlich der aktuellen Entwicklungen in Afghanistan die "Evakuierung von Personen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen und/oder sexuellen Identität mit Gewalt und dem Tod rechnen müssen, etwa in Form von Kontingentlösungen". Das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der BafF, des queeren Beratungszentrums Rosa Strippe und der Schwulenberatung Berlin hervor. Außerdem müssten trotz der Machtübernahme der Taliban Wege gefunden werden, Akteur*innen vor Ort zu unterstützen.
Die Organisationen beklagen, dass queere Menschen bei internationalen Hilfs- und Kooperationsmaßnahmen in den letzten beiden Jahrzehnten "ausgeblendet" worden seien. Dies habe in der Krisensituation schlimme Folgen: "Jene Menschen, die sich in Afghanistan für LSBTIQ*-Rechte einsetzen, sind bei den aktuellen Evakuierungsversuchen und damit für die politischen Entscheidungsträger*innen unsichtbar."
"Sexuelle und geschlechtliche Minderheiten in Afghanistan sind massiver LSBTI-feindlicher und geschlechtsspezifischer Verfolgung ausgesetzt. Sie erleben sexualisierte Gewalt, Folter, Zwangsheirat, Konversionsversuche, aber auch die Verweigerung von Schutz und medizinischer Versorgung", erklärte Alva Träbert von der Rosa Strippe. Stephan Jäkel von der Schwulenberatung Berlin forderte, dass queere Menschen aus Afghanistan "jetzt Schutz und Asyl in Städten finden, in denen es staatliche Verfahren und Community-Angebote gibt, die die Ressourcen und Kompetenz haben, Unterstützung mit adäquaten und sensiblen Angeboten zu leisten".
Alice Schwarzer fordert Aufnahmestopp für Männer
Allerdings gibt es anlässlich der Frauenfeindlichkeit der Taliban unter Feminist*innen auch Forderungen, sich bei der Asylpolitik auf Frauen zu konzentrieren – und queere Männer damit ihrem Schicksal zu überlassen. Bereits vor einer Woche forderte etwa Deutschlands führende Feministin Alice Schwarzer: "Denn da Deutschland eh nicht alle Menschen aus der nächsten Flüchtlingswelle Schutz geben kann, sollte es sich auf die Afghaninnen beschränken. Denn die sind in der höchsten Not." Die 78-Jährige warnte pauschal vor der Aufnahme von Männern, da sich unter ihnen Terroristen befinden könnten. (dk)