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Studie
Wissen über sexuelle Orientierungen macht Heteros sexuell experimentierfreudiger
Wenn selbsterklärte Heterosexuelle mit Wissen über sexuelle Orientierungen konfrontiert werden, hinterfragen viele ihre eigene Identität – und werden offener für gleichgeschlechtliche Erfahrungen.

Die sexuelle Orientierung ist etwas, was die Forschung wohl noch länger beschäftigen wird (Bild: Igor Zeiger / flickr)
- 24. August 2021, 14:37h 2 Min.
Bekanntlich sollen heterosexuelle Männer laut schwuler Folklore nach sechs Dosen Bier zu gleichgeschlechtlichen Abenteuern bereit sein (queer.de berichtete). Laut australischen Forscher gibt es aber ein mächtigeres Homo-Elixier für den gemeinen Hetero: Wissen über sexuelle Orientierungen!
Laut einer im Peer-Review-Journal "Scientific Reports" veröffentlichten Studie von Psychologen der Universität Sydney (PDF) zeigten sich Männer und Frauen, die sich als ausschließlich heterosexuell definierten, offener gegenüber Zärtlichkeiten mit dem gleichen Geschlecht, nachdem sie eine einseitige Info-Broschüre über die Vielfältigkeit sexueller Orientierungen gelesen hatten.
Insgesamt hatten die Wissenschaftler 460 repräsentativ ausgewählte Personen befragt, die sich als heterosexuell definierten – je zur Hälfte Frauen und Männer. Ihnen wurde ein Aufsatz vorgelegt, in dem unter anderem erklärt wird, dass es nicht nur Homo-, Bi- und Heterosexualität gebe, sondern viele weitere Abstufungen. Außerdem führt der Artikel aus, dass die meisten Menschen zu einem gewissen Grad sowohl Männer als auch Frauen anziehend fänden.
Das Ergebnis: Nach dem Durchlesen des Artikels identifizierten sich die Beteiligten mit 28 Prozent größerer Wahrscheinlichkeit als nicht ausschließlich heterosexuell im Vergleich mit einer Kontrollgruppe. 19 Prozent gaben an, es sei jetzt wahrscheinlicher, dass sie gleichgeschlechtliche Aktivitäten ausprobierten.
Proband*innen interpretieren ihre sexuelle Orientierung anders
Hauptautor Dr. James Morandini betonte, dass die Forscher damit nicht die Heterosexuellen umgedreht hätten. "Haben wir mit unserer Intervention die sexuelle Orientierung von den Beteiligten verändert? Sicherlich nicht", so Morandini. "Ich denke, unsere Studie hat verändert, wie Menschen ihre sexuellen Gefühle interpretieren. Das bedeute, dass zwei Menschen mit identischen sexuellen Orientierungen ihre Orientierung unterschiedlich beschreiben, wenn einer von ihnen dem Gedanken der "fluiden" Sexualität ausgesetzt worden sei – und ein anderer nicht.
Mitautor Ilan Dar-Nimrod erklärte, dass wahrscheinlich "nicht-exklusive Heterosexuelle" – also Menschen, die sich als heterosexuell identifizierten, aber trotzdem sexuelle Anziehung mit gleichgeschlechtlichen Partner*innen empfinden – eine größere Gruppe darstellten als Personen, die sich als schwul, bisexuell oder lesbisch identifizierten. Diese Gruppe sei aber in der Gesellschaft nicht sichtbar. Dar-Nimrod weiter: "Wenn man anschaut, welch großen Wert die Gesellschaft auf Etiketten [wie schwul oder lesbisch] legt, kann diese Erkenntnis eine große Bedeutung haben: Gleichgeschlechtliche sexuelle Anziehung könnte viel häufiger vorkommen als bisher gedacht." (dk)














Was würde dann rauskommen?