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CSD Köln
Kompassnadel 2021: So viele Preisträger*innen wie noch nie!
Beim Kölner CSD-Empfang wurde am Samstag die Kampagne #ActOut ausgezeichnet. Niels Bormann, Lamin Leroy Gibba, Godehard Giese, Heinrich Horwitz, Klaus Nierhoff und Bastian Trost nahmen den Preis entgegen.

Sechs von 185 #ActOut-Teilnehmer*innen mit der Kompassnadel (v.l.n.r.): Bastian Trost, Niels Bormann, Klaus Nierhoff, Lamin Leroy Gibba, Heinrich Horwitz und Godehard Giese (Bild: Aidshilfe NRW)
- 29. August 2021, 05:12h - 3 Min.
Live im Netz und vor kleinem Publikum fand am Samstag der traditionelle Kölner CSD-Empfang des Queeren Netzwerks und der Aidshilfe NRW statt. Moderator Oliver Schubert konnte neben den vielen, die die Veranstaltung an den Endgeräten verfolgten, auch ausgewählte Vertreter*innen der Community und Politik sowie zahlreiche Kulturschaffende im FORUM vhs im Museum am Neumarkt begrüßen.

Moderator Oliver Schubert begrüßte die Gäste als "Der Vielfalter" (Bild: Aidshilfe NRW)
Einen besonderen Charakter erhielt die Veranstaltung durch die Anwesenheit von sechs Schauspieler*innen, die sich mit 179 queeren Kolleg*innen im Februar im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" geoutet hatten (queer.de berichtete): Niels Bormann, Lamin Leroy Gibba, Godehard Giese, Heinrich Horwitz, Klaus Nierhoff und Bastian Trost nahmen stellvertretend für #ActOut und sichtlich berührt die Kompassnadel des Queeren Netzwerks NRW entgegen.
"Ihr seid ein super Vorbild für uns alle"
Arne Kayser, Landesvorsitzender der Aidshilfe NRW, der zuvor auf jüngste Gewalt gegenüber queeren Menschen im Ruhrgebiet und homofeindliche Äußerungen in der Politik aufmerksam gemacht hatte, bezeichnete die Coming-out-Kampagne der Schauspieler*innen als hoffnungsvolles Zeichen, dass Gesellschaft sich verändern kann. "Es gibt keine LGBT-freie
Zonen, nicht in Polen, nicht in Ungarn, noch an Rhein und Ruhr! Wir sind überall, und überall sollten Menschen die Möglichkeit haben, ohne Angst out zu leben."

Laura Becker (Vorstand Queeres Netzwerk NRW) und Arne Kayser (Landesvorsitzender Aidshilfe NRW) hielten die Festrede (Bild: Aidshilfe NRW)
Laura Becker vom Vorstand des Queeren Netzwerks NRW betonte, dass die Community der Gesellschaft und Politik mit viel Selbstverständlichkeit und Selbstbewusstsein begegne. "Wir sind schrill, wir sind in den Augen mancher sonderbar, wir lösen etwas aus und, nein, wir müssen nicht allen gefallen. Aber wenn die Mehrheit der Politik die Gleichstellung von LGBTIQ* befürwortet, dann müssen unsere Abgeordneten endlich Taten folgen lassen", sagte Becker. Das beinhalte ein Selbstbestimmungsgesetz zum Personenstand, die Änderung des Abstammungsgesetzes und Anerkennung von Regenbogenfamilien sowie die Verankerung der sexuellen und geschlechtlichen Identität im Grundgesetz.
Becker sprach sich aber auch gegen Ausgrenzung und fehlende Anerkennung in der eigenen Community aus. "Wir brauchen die Bereitschaft zur sachlichen und respektvollen Auseinandersetzung, Streit und Diskussion gehören zum Aktivismus hinzu." Daher verdiene #ActOut die Kompassnadel: "Ihr seid ein super Vorbild für uns alle, dass wir gemeinsam und nur gemeinsam viel erreichen können."
Laudator kritisiert indirekt FAZ-Feuilletonchefin
Noch nie habe es eine Kompassnadel gegeben, mit der so viele Preisträger*innen ausgezeichnet wurden, sagte Neofitos Argiropoulos vom Vorstand des Queeren Netzwerks in seiner Laudatio auf #ActOut. "Noch nie durften wir diesen Preis an einen Personenkreis verleihen, der so viele Gesichter und Erfahrungen in sich vereint. Noch nie hatten wir Preisträger*innen, die ein so großes Spektrum an Geschlechtern, an sexuellen Orientierungen, Alter und Erfahrungshintergründen auf sich vereinen."

Laudator Neofitos Argiropoulos (Bild: Aidshilfe NRW)
Argiropoulos erinnerte in seiner Rede auch an negative Reaktionen auf die Kampagne wie etwa von "FAZ"-Feuilletonchefin Sandra Kegel, die gezeigt hätten, wo es in unserer Gesellschaft noch immer an Akzeptanz mangele. "Wo Stimmen für mehr Sichtbarkeit beantwortet werden mit 'Seid lieber froh, dass ihr nicht mehr verfolgt werdet', da kann sich unsere Gesellschaft nicht unter der einmal gehissten Regenbogenflagge zurücklehnen", sagte der Netzwerk-Vorstand. "Und wo die Bedarfe unserer Communities als Luxusprobleme und Stimmen einer eigentlich doch besser zu ignorierenden 'skurrilen Minderheit' abgetan werden, da wissen wir, dass wir unsere Stimmen umso lauter erheben müssen." (cw/pm)
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