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Spanien
"Schwuchtel" in Po geritzt: Homophober Angriff war erfunden
Das vermeintliche Opfer einer queerfeindlichen Attacke in Madrid hat gegenüber den Behörden eingeräumt, über die angebliche Tat gelogen zu haben. Die Verletzungen seien "einvernehmlich" entstanden.

"Eine Lüge bringt die Wahrheit nicht zum Schweigen": Schild bei einer Protestkundgebung am Mittwochabend in Madrid, die an 722 bestätigte Vorfälle queerfeindlicher Gewalt in Spanien allein in diesem Jahr erinnerte (Bild: Bruno Thevenin / twitter)
- 9. September 2021, 02:35h 2 Min.
In Spanien hat das vermeintliche Opfer eines homofeindlichen Angriffs eingeräumt, den Vorfall erfunden zu haben. Der 20-Jährige habe am Mittwoch "seine ursprüngliche Aussage korrigiert und gesagt, die angeblich zugefügten Verletzungen seien einvernehmlich entstanden", hieß es aus dem spanischen Innenministerium. Der vermeintliche Übergriff vom Wochenende hatte in Spanien für Entsetzen gesorgt.
Der junge Mann hatte zunächst gegenüber der Polizei angegeben, er sei am Sonntag in Madrid von acht maskierten Angreifern am helllichten Tag attackiert worden. Er behauptete, die Unbekannten hätten ihn nicht nur verprügelt, sondern auch mit einem Messer das Wort "maricón" (Schwuchtel) in seine Pobacke geritzt. Bei der erneuten Befragung durch die Polizei erklärte er nun, dass der angebliche Angriff gar nicht stattgefunden habe und ein Freund ihm das Wort mit seiner Zustimmung in den Po geritzt habe.
Die Regierung hatte auf die erfundene Tat reagiert
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte wegen des vermeintlichen Angriffs und anderer tatsächlicher gewalttätiger Übergriffe auf queere Menschen angekündigt, seine Regierung werde alles in ihrer "Macht stehende tun, um Hassverbrechen zu verhindern" (queer.de berichtete). Im Parlament in Madrid rief der sozialistische Politiker die Abgeordneten auf, einen Anfang des Jahres eingebrachten Gesetzentwurf zur Gleichbehandlung von Minderheiten so schnell wie möglich zu verabschieden.
Nach Einschätzung von Menschenrechtler*innen gibt es in mehreren spanischen Landesteilen immer wieder organisierte Attacken gegen LGBTI. Das Innenministerium der Region Katalonien sprach am Mittwoch von einer regelrechten "Jagd". In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurden in ganz Spanien bereits 43 Prozent mehr Hassverbrechen gegen queere Menschen erfasst als im gesamten Vorjahr.
Im Juli wurde Samuel nach "Schwuchtel"-Rufen getötet
Erst vor zwei Monaten war der junge Schwule Samuel in La Coruña im Nordwesten Spaniens nach "Schwuchtel"-Beschimpfungen zu Tode geprügelt worden (queer.de berichtete). Später wurden mehrere Verdächtige festgenommen (queer.de berichtete). Die Tat brachte viele Menschen auf, was landesweit zu Demonstrationen führte. Die Situation eskalierte damals noch mehr, weil die Polizei bei den Demos auch Gewalt gegen die Protestierenden einsetzte (queer.de berichtete). (cw/dpa/AFP)
















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