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Schwerer Vorwurf
USA: Ex-Chef der größten LGBTI-Organisation sieht Rassismus als Grund für seinen Rauswurf
Alphonso David war die erste Person "of Color" als Chef der Human Rights Campaign – und wurde vergangene Woche wegen Unterstützung eines in Ungnade gefallenen Politikers entlassen. David glaubt aber, dass der Grund für seinen Rauswurf ein anderer war.

Alphonso David fühlt sich ungerecht behandelt (Bild: Screenshot MSNBC)
- 14. September 2021, 15:21h 3 Min.
Der frühere Präsident der Human Rights Campaign hat am Sonntag in einem Interview im Nachrichtensender MSNBC seinem Ex-Arbeitgeber vorgeworfen, ihn wegen seiner Hautfarbe gefeuert zu haben. "Diese Organisation wurde in den 1980er-Jahren gegründet und wurde lange als Organisation für weiße Männer angesehen", so David. "Ich ging dort hin – als schwarzer Mann – um wirklich einige der Systeme herauszufordern, die in dieser Institution tief verwurzelt sind. Ich wurde wegen meiner 'Rasse' anders behandelt, glaube ich."
Als Grund für die Entlassung hatte der Vorstand der HRC einen im vergangenen Monat veröffentlichten Bericht der New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James angegeben, wonach David den früheren Gouverneur Andrew Cuomo in Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens beraten hatte (queer.de berichtete). Laut dem Vorstand sei David daher nicht mehr tragbar für eine Organisation, die sich auch für Opfer sexueller Belästigung und sexueller Übergriffe einsetze. David, von Hauptberuf Anwalt, drohte nach seiner Entlassung sofort auf Twitter mit einer Klage. Cuomo war am 10. August von seinem Amt als Landesvater des Staates New York zurückgetreten.
David wirft HRC vor, mit zweierlei Maß zu messen
David warf im Interview der Human Rights Campaign vor, dass andere Anführer*innen zuvor ebenfalls "Aktivitäten" getätigt hätten, die kritisiert worden seien und der Organisation geschadet hätten. "Sie wurden nicht aufgefordert zurückzutreten. Ich wurde ohne den Hauch eines Beweises aufgefordert zurückzutreten." Vor David hatten seit 1980 sieben weiße Personen den HRC angeführt – darunter waren zwischen 1995 und 2004 zwei Frauen.
Weiter erklärte David, dass er nicht für sich kämpfe, sondern für alle nicht-weißen Personen. Er setze sich für "diese schwarzen Jungs und braunen Mädchen ein, die darauf blicken, ob diese Bewegung sie mit einschließt". Außerdem ging er in dem Interview – seinem ersten, nach seinem Rauswurf – auf Detail-Fragen ein; so kritisierte er, dass vom HRC kein Bericht zu seinem angeblichen Fehlverhalten vorgelegt worden sei. "Wir können die Regeln nicht mitten im Spiel ändern", sagte David. Er warf der HRC fehlende Transparenz vor.
/ TheSundayShow.@AlphonsoDavid on his firing from the @HRC: I was asked to resign without a shred of evidence. I was asked to resign without any findings. I was asked to resign without a report They wanted this to go away. #SundayShow pic.twitter.com/MuvBuJ2lZ8
The Sunday Show with Jonathan Capehart (@TheSundayShow) September 12, 2021
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Die Human Rights Campaign hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen ihres Ex-Chefs geäußert. Der in der Hauptstadt Washington ansässige Verein gilt mit einem Jahresbudget in Höhe von 50 Millionen Dollar als größte queere Bürgerrechtsorganisation des Landes.
Vor David war bereits die (weiße) LGBTI-Aktivistin Roberta Kaplan über die Cuomo-Affäre gestolpert. Die prominente Anwältin soll Cuomo dabei geholfen haben, sich gegen Missbrauchsvorwürfe von Beschuldigerinnen zu wehren. Die 55-Jährige hatte bereits letzten Monat ihren Rücktritt als Co-Chefin der im Zuge des Weinstein-Skandals 2018 gegründeten Frauenrechtorganisation Time's Up angekündigt. (dk)












