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Katholische Kirche
Ex-Papst Benedikt: Ehe für alle zeigt "Deformierung des Gewissens"
In einem neuen Buch wütet Joseph Ratzinger gegen die Gleichstellung von Lesben und Schwulen. Sie stehe "im Widerspruch zu allen bisher aufeinander folgenden Kulturen der Menschheit".

Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. war vom 19. April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche (Bild: U.S. Department of Defense / wikipedia)
- 18. September 2021, 03:38h 2 Min.
Er kann es einfach nicht lassen. In einem neuen Sammelband teilt der emeritierte Papst Benedikt XVI. erneut mit drastischen Worten gegen die Ehe für alle aus. Die rechtliche Gleichstellung von lesbischen und schwulen Paaren sei Ausdruck einer "Deformierung des Gewissens", schreibt das ehemalige Oberhaupt der katholischen Kirche in der Einleitung seines Buches "La vera Europa, identità e missione" ("Das wahre Europa. Identität und Mission"), die am Donnerstag vorab in der italienischen Zeitung "Il Foglio" veröffentlicht wurde. Am Freitag hatte das Portal katholisch.de darüber berichtet.
Die Ehe für alle stehe "im Widerspruch zu allen bisher aufeinander folgenden Kulturen der Menschheit", schreibt Joseph Ratzinger weiter. Sie sei eine "Kulturrevolution", auch wenn sich die moralischen und juristischen Auffassungen von Ehe und Familie in den verschiedenen Kulturen teilweise deutlich unterscheiden würden.
Bis zur Einführung von wirksamen Medikamenten zur Empfängnisverhütung habe die "ursprüngliche Gewissheit" geherrscht, dass die Ehe zwischen Mann und Frau der Weitergabe des Lebens diene. Mit der seitdem erfolgten Trennung zwischen Sexualität und Fortpflanzung würden nun "alle Formen der Sexualität gleichgestellt", beklagte sich der ehemalige Papst. Die Natur des Menschen zu vergewaltigen und zu verleugnen, führe aber zur Selbstzerstörung.
Ein Homohasser vor dem Herrn
Bereits im vergangenen Jahr hatte Joseph Ratzinger in einer Biografie in Bezug auf die Ehe für alle vor einer "weltweiten Diktatur von scheinbar humanistischen Ideologien" gewarnt und sich darüber beschwert, dass Gegner*innen der Gleichstellung von Lesben und Schwulen gesellschaftlich exkommuniziert" seien (queer.de berichtete).
Während seiner Amtszeit von 2005 bis 2013 hatte Ratzinger immer wieder vor eine Ausweitung von LGBTI-Rechten gewarnt. So behauptete er 2012, die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sei eine "Manipulation der Natur" und führe zum Verlust der "Würde des Menschen" (queer.de berichtete). Er konnte jedoch nicht verhindern, dass selbst katholische Länder wie Frankreich, Portugal oder Argentinien lesbische und schwule Paare im Ehe-Recht gleichstellten.
Als Chef der Kongregration für die Glaubenslehre prägte Ratzinger zuvor bereits die homosexuellen-, frauen-, abtreibungs- und kondomfeindliche Haltung des Vorgängers und der weltweiten Kirche. Die homosexuelle Orientierung sei "eine objektive Unordnung" und gebe "in moralischer Hinsicht Anlass zur Sorge", schrieb die Kongregation bereits 1992. (cw)















Was dagegen sehr wohl eine "Deformierung des Gewissens" ist, ist der massenhafte Kindesmissbrauch in der Kirche und die nicht minder massenhafte Vertuschung davon, wo nach wie vor immer nur gerade so viel zugegeben wird, wie sich nicht mehr vertuschen lässt und Täter versetzt statt entlassen werden. Von dubiosen Immobilien-Deals, in goldenen Badewannen und anderer Dekadenz lebenden Bischöfen und Kardinälen und anderen Verbrechen mal ganz zu schweigen.