Im Rahmen der Aktion #liebegewinnt sah man zuletzt häufiger Kirchen und kirchliche Einrichtungen mit Regenbogenflagge – ein Zeichen nach innen und außen (Bild: #liebegewinnt)
Das Erzbistum Paderborn hat in diesem Sommer einen Priester gerügt, nachdem der Kirchenleitung Bilder von einer Segensfeier mit einem offenbar schwulen Paar zugeschickt wurden. Darauf machten am Montag die Initiatoren der Aktion #mehrSegen in einem Offenen Brief an die Deutschen Bischöfe aufmerksam.
Zu Beginn der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda und rund eine Woche vor Beginn der nächsten Runde des "Synodalen Wegs" zu Reformen in der Katholischen Kirche beklagen der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose und Pfarrer Bernd Mönkebüscher aus Hamm in dem Brief den unterschiedlichen Umgang der Kirche mit der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Im Rahmen der Initiative hatten im Frühjahr über 2.600 Geistliche entsprechende Möglichkeiten eingefordert und angekündigt, weiterhin schwule und lesbische Paare zu segnen (queer.de berichtete). Zuvor hatte die Glaubenskongregation des Vatikans ihr Nein zum Segen homosexueller Paare bekräftigt (queer.de berichtete). Als Reaktion hissten viele Gemeinden und kirchliche Organisationen Regenbogenflaggen, über 100 deutsche Gemeinden luden im Mai im Rahmen der Aktion #liebegewinnt zu Segnungsgottesdiensten für alle Paare (queer.de berichtete).
"Während Bischof [Felix] Genn aus Münster und Bischof [Franz-Josef] Overbeck aus Essen verlauten ließen, keine Sanktionen gegenüber Seelsorgern auszusprechen, die einen Segnungsgottesdienst feiern, agiert das Erzbistum Paderborn anders", kritisieren nun Hose und Mönkebüscher. Sie fordern eine einheitliche Regelung, "die den Seelsorger*innen ein angstfreies eigenverantwortliches Arbeiten ermöglicht".
Sorge über "Denunziantentum"
Im Fall aus dem Erzbistum Paderborn sei im Sommer 2021 einem Priester ein Monitum, also eine kirchenrechtliche Ermahnung durch den Bischof, ausgesprochen worden. "Grundlage für das Vorgehen gegen den Priester waren Fotos aus einem Segensgottesdienst, die zwei Männer vor einer Kniebank zeigen. Dem gemaßregelten Priester wurde vorgehalten, dass auf den Fotos ebenso ein Tablett mit zwei Ringen sowie weitere Personen zu sehen seien, die auf einen öffentlichen Gottesdienst schließen ließen", so der Offene Brief. Obwohl es bei der Segensfeier weder zum Erfragen des Konsenses oder zum Umwinden der Hände mit der Stola gekommen sei, halte das Erzbistum an dem Vorwurf einer Sakramentensimulation fest.
Das Vorgehen sei "unangemessen", so der Offene Brief. So habe im April bei der Tagung "Segen für alle. Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare" des Bistums Essen der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann "überzeugend deutlich gemacht (…), wie sinnvoll und aus seiner Sicht unverzichtbar auch eine Ringsegnung (die in der erwähnten Segensfeier im Erzbistum Paderborn noch nicht mal Bestandteil war) im Rahmen einer Segensfeier sein kann".
Zudem sei es fragwürdig, wenn "jedes Foto, das zwei gleichgeschlechtlich liebende Menschen in einer Segensfeier vor einem Priester mit Stola zeigt, zur Verwarnung führen" könne. "Ein solches Vorgehen fördert ein unheilvolles Spitzeltum in der katholischen Kirche", so Hose und Mönkebüscher. Es werde immer Menschen geben, die in einer Segensfeier eine Ähnlichkeit zur kirchlichen Trauung erblicken und entsprechendes Bildmaterial an kirchliche Behörden weiterleiten. Damit werde "jede öffentliche Segensfeier unmöglich": "Dass weder die Absicht des Seelsorgers noch der gläubige Hintergrund der Beteiligten wiegen, sondern einzig das, was möglicherweise andere (böswillig?) daraus lesen und missverstehen könnten, enttäuscht uns und viele Seelsorger*innen. Wir erwarten, dass Denunziantentum unterbunden wird, Drohkulissen abgebaut werden und dienstrechtliche Maßnahmen gegen Seelsorger*innen, die gleichgeschlechtliche Paare segnen, unterbleiben."
Man werde sich weiter "öffentlich an die Seite derer stellen, die infolge ihres verantwortlichen pastoralen Arbeitens unter Repressionen zu leiden haben", so Mönkebüscher und Hose.
Hoffnung auf Wandel
Vor Ort sorgte das Vorgehen der Kirche für Unverständnis. Die "Westfalenpost", die vom Erzbistum Paderborn keine Antworten zu den Vorwürfen im Offenen Brief erhielt, kommentierte am Montag, es sei "erschütternd", welchem "Ungeist" und "Treiben das Erzbistum da Tor und Tür öffnet: Denunziantentum gegenüber Priestern, die ihrem Gewissen folgen, Spitzelei." Dabei sollte sich die Kirche vor allem freuen, "dass zwei gläubige Menschen von Gott das Geschenk der Liebe empfangen haben", und Realitäten anerkennen: "Die Kirche hinkt ja nicht dem Zeitgeist hinterher, sondern wissenschaftlichen Erkenntnissen, die sie selbst noch nicht einmal bestreitet."
In dem Offenen Brief loben Mönkebüscher und Hose die Vorbereitungen im Synodalen Weg, der als Gremium aus Klerikern und Laien Reformvorschläge erarbeitet: "Wir unterstützen die Zielrichtung, die sich hinsichtlich der Segensfeiern in der aktuellen Vorlage des Synodalforums IV für den Grundtext erkennen lässt. Die Formulierungen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung, auch wenn sie sich aus unserer Sicht immer noch zu defensiv an einer veralteten kirchlichen Sexualmoral abarbeiten." Der Offene Brief ist auch an das Synodalforum gerichtet.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte am Montag "wesentliche Veränderungen" in der Kirche im Rahmen des Reformprozesses angemahnt und dabei auch gleichgeschlechtliche Paare thematisiert. Konservative Bischöfe wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wiederum kritisieren, dass Bätzing und andere Reformer nur Erwartungen schüren würden, die sie am Ende nicht einhalten könnten, weil der Vatikan dabei nicht mitmachen werde. (nb)
Für das Segnen von Waffen, Motorrädern, Gebäuden, etc. gibt es dagegen keine Rüge.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...
Merkt dieser Verein eigentlich noch, wie menschenverachtend er ist?