Francesco Sp. sitzt derzeit in Hausarrest
Die italienische Polizei ermittelt gegen einen römisch-katholischen Priester, dem sie die Veruntreuung von Geldern und internationalen Drogenhandel vorwirft. Der 40-jährige Francesco Sp. habe demnach zusammen mit seinem Mitbewohner über schwule Dating-Apps Männer zu Sexpartys eingeladen und dabei Drogen konsumiert, verteilt und verkauft.
Medienberichten zufolge stießen die Ermittler auf das Treiben, nachdem der ebenfalls 40-jährige Mitbewohner, der laut einigen Meldungen auch der Partner des Priesters sei, in den Niederlanden ein Liter der "Vergewaltigungsdroge" GHB / Liquid Ecstasy bestellt haben soll. Der Priester aus der toskanischen Provinz Prato wurde verhaftet und in Untersuchungs-Hausarrest gesteckt. Derzeit spreche die Polizei mit bis zu 200 Personen, die in den letzten zwei Jahren an den Sexpartys teilgenommen haben sollen. Offenbar hatten die Männer auch mit Kokain gehandelt. Den Medienberichten ist nicht zu entnehmen, ob dies mit einem Gewinn geschah.
Bereits im April hatte das Bistum Unregelmäßigkeiten in den Finanzen der Gemeinde bemerkt, nachdem Sp. über die Jahre gewaltige Summen abgehoben haben soll, und ihm den Zugang gesperrt. Laut der regionalen Zeitung "La Nazione" habe der Priester vor einem Ermittlungsrichter inzwischen zugegeben, insgesamt rund 150.000 Euro aus den Gemeindegeldern für die Beschaffung von Drogen aufgewendet zu haben. Als ihm der Zugang gesperrt wurde, habe er Kollektengelder genutzt und rund 30 Gläubige persönlich um Spenden für angeblich einkommensschwache Familien während der Covid-Krise gebeten. Auch diese Gelder, zusammen rund 10.000 Euro, habe er für Drogen genutzt.
Die ersten Gemeindemitglieder hätten laut "La Nazione" inzwischen straf- und zivilrechtliche Klagen gegen den Priester eingereicht, der vor dem Richter geschworen haben soll, unter anderem durch den Verkauf seines Hauses die Gelder zurückzahlen zu wollen. Laut seinem Anwalt nannte er die Namen aller Menschen, deren Spenden er veruntreut habe, und zeige Reue: "Die Kokain-Abhängigkeit hat mich in Griff gehabt", soll er gesagt haben.
"Die Droge ließ mich meine Gemeindemitglieder verraten, sie ließ mich Lügen erzählen, sie ließ mich Maßnahmen ergreifen, über die ich mich schäme", wird der Priester weiter zitiert. Sein konstantes Doppelleben habe ihn zum Drogenkonsum verleitet, so der Anwalt, und der "massive Drogenkonsum" habe ihn immer weiter von der Realität entfernt.
Den Medienberichten zufolge prüft die Staatsanwaltschaft auch eine Anklage auf Körperverletzung, weil der Priester HIV-positiv sei und auf einigen Parties kondomlosen Sex mit Männern gehabt habe. Sp. sage dazu laut seinem Anwalt, ihm tue es leid, Partner nicht über die Infektion informiert zu haben. Den möglichen Strafvorwurf weise er aber zurück, da er durch die Nutzung der Kombinationstherapie das Virus nicht übertragen könne. Eine entsprechender Schutz durch Therapie wird seit Jahren unter anderem von der Deutschen Aids-Hilfe kommuniziert, die sich auch generell gegen eine Kriminalisierung HIV-Positiver ausspricht.
Die Ermittlungen und die Unschuldsvermutung halten zunächst an. Bischof Giovanni Nerbini vom Bistum Prato versprach in einem Video an die Gläubigen eine uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den Behörden. Er habe im Frühjahr allgemein von persönlichen Problemen des Priesters erfahren und ihm deshalb einen Therapeuten zur Verfügung gestellt. Dadurch habeer auch von einer Veruntreuung erfahren, den Kontenzugang gesperrt und dem Priester im Juni zunächst ein Sabbatical angeordnet. Von einer Drogensucht habe er aber erst durch die Festnahme gehört. (cw)