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Jugendroman

Ein Gänseblümchen gegen Queer­feindlichkeit

Rick ist pansexuell, hat einen schwulen Opa und sein nichtbinärer Lieblingsmensch nutzt das Pronomen "sier". In seinem Roman "Gänseblümchen" beschreibt Elias Finley eine utopische Welt, in der Sichtbarkeit und Dialog zu Akzeptanz führen.


Symbolbild: Im Jugendroman "Gänseblümchen" begibt sich ein pansexueller Schüler auf die Suche nach sich selbst (Bild: Alexmenk / wikipedia)
  • Von Jojo Streb
    27. September 2021, 15:41h - 4 Min.

Jugendliches Gefühlschaos, erste Emanzipationsversuche und eigene (homo-)sexuelle Erfahrungen: In seinem Debüt "Gänseblümchen – Eine sehr queere Geschichte" (Amazon-Affiliate-Link ) porträtiert Elias Finley den 18-jährigen Rick. Dieser wohnt mit seiner Oma und einem Hund zusammen in einem Haus fernab der Stadt und wächst in einem bunten und toleranten Umfeld auf. Sein Opa löste nach seinem späten Coming-out als schwuler Mann seine heterosexuelle Ehe auf und wohnt seitdem mit seinem neuem Ehepartner glücklich zusammen.

Rick begibt sich in "Gänseblümchen" ganz Coming-of-Age-typisch auf die Suche nach sich selbst: Er, der Schüchterne, der bei verbalen Attacken eher still einknickt als zu kontern, entdeckt den Wert des gesunden Selbstbewusstseins. Langsam befreit sich Rick aus seiner Komfortzone heraus, mit der er sich zum unauffälligen Outsider degradierte, und begibt sich auf eine turbulente Ausprobier-Phase – sowohl auf verhaltenstechnischer als auch sexueller Ebene.

"Stehe ich auf Jungen oder stehe ich auf Mädchen? Muss ich mich für eine Seite entscheiden?" Nach einigen sexuellen Kontakten gesteht er sich seine Pansexualität ein – er findet also jede*n unabhängig von ihrem*seinem Geschlecht attraktiv.

Dier nichtbinäre Vhyn als passender Sidekick


Der Jugendroman "Gänseblümchen" ist das erste deutschsprachige Buch des Verlags QueerPack

Den passenden Sidekick stellt Vhyn dar, dier vor sienem Outing als nichtbinäre Person steht und Ricks Lieblingsmensch ist. Vhyn identifiziert sich weder als Mädchen noch als Junge und wird daher mit dem Pronomen "sier" angesprochen – einer neologistischen Mischform aus "sie" und "er". Die beiden verbindet ein enges freundschaftliches Band – teils so eng, dass sie sich voneinander lösen und wieder zueinanderfinden müssen, um den gegenseitigen Wert zu erkennen.

Finley führt in dem Young-Adult-Roman bewusst nur eine begrenzte Anzahl an Personen ein, um sich genügend Zeit für ihre charakterliche Ausgestaltung zu nehmen. Ihren inneren tiefgründigen Prozessen lässt er genügend Raum zur Entfaltung und ermöglicht so dem Lesepublikum, sich in das Narrativ hineinzudenken.

Plötzlich wird mir bewusst, wie viel Glück ich habe, in so einem liebevollen Umfeld zu leben. Mit Menschen, die nicht verurteilen, für die ein Outing gar keine große Rolle spielt. (…) Die mich einfach lieben, wie ich bin. Die Welt braucht mehr von dieser Liebe.

Roman leistet wichtige Aufklärungsarbeit


Autor Elias Finley (Bild: QueerPack)

Dabei wirkt die bunte Vielfältigkeit des Figurenensembles nie überladen oder künstlich herbeigeführt, sondern fügt sich angenehm zu einem dynamischen Ganzen zusammen. Ohne Repräsentation gebe es keine Veränderung, plädiert der hessische Autor im Vorwort, "und wenn dort draußen nur eine Person ist, die sich endlich gesehen fühlt, war es das mehr als nur wert." Dieses Ziel erreicht er mit links.

Außerdem unterstreicht Finley in seinem Roman die Wichtigkeit, aufeinander Rücksicht zu nehmen und zwischenmenschlich bedachtsam vorzugehen. Für betroffene Leser*­innen ist daher der am Ende beigefügte Pool aus Triggerwarnungen zu beachten, da einige Szenen Schilderungen queer­feindlicher Tendenzen enthalten. Indem an der Schule, an der "Gänseblümchen" oftmals spielt, ein offener Dialog über alle Identitäten und Sexualitäten ermöglicht wird, erfüllt der Roman wichtige Aufklärungsarbeit: Die Figuren können ihre Probleme und Ängste, die mit ihrem Coming-out einhergehen, deutlich artikulieren – und sich so gemeinsam Hetero- und Cisnormativität entgegenstellen.

Zwar optimistisch, aber wenig realistisch

Diese (wenn auch teils etwas unrealistische) Aufgeschlossenheit zum gemeinsamen Gespräch treibt den Roman voran und löst ein wohliges Kribbeln beim Lesen aus. Finley schreibt mit einer schreibtechnischen Leichtigkeit, die einen schnell in die Handlung eintauchen lässt und beflügelt. Mit genau diesem überschwänglichen Optimismus möchte der Autor bestehende Marginalisierungen überwinden.

Insgesamt verbirgt sich hinter dem zunächst nichtssagenden Titel "Gänseblümchen" und dem farbenfrohen, aber beliebigen Cover eine zuckersüße Lektüre, die sich gut "weglesen" lässt und definitiv einen Platz im Jugendbuch-Regal verdient. Hach, wenn die Welt nur so dialogorientiert wäre, wie dieser Roman es zu hoffen wagt.

Infos zum Buch

Elias Finley: Gänseblümchen. Eine sehr queere Geschichte. Roman. 376 Seiten. QueerPack. Oberursel 2021. Taschenbuch: 11,99 € (ISBN 9783982202747). E-Book: 7,99 €

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