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Doch kein Gutachten von Christoph Raedel
"Homo-Heiler"-Professor zieht sich aus Latzel-Prozess zurück
Ein Professor, der Homosexualität für grundsätzlich "unvereinbar mit der christlichen Lehre" hält, wird nun doch nicht als Experte im Volksverhetzungs-Prozess gegen den evangelischen Pastor Olaf Latzel gehört.

Olaf Latzel (li.) wurde in erster Instanz wegen Volksverhetzung verurteilt, der evangelikale Gutachter Christoph Raedel sollte vor Gericht als Experte auftreten (Bild: Scs / FTH)
- 4. Oktober 2021, 12:38h 2 Min.
Der Gießener Theologieprofessor Christoph Raedel wird kein Gutachten für den Berufungsprozess gegen den evangelischen Pastor Olaf Latzel erstellen. Das berichtete das Radio-Bremen-Regionalmagazin "buten un binnen" am Montag. Ein Sprecher des Landgerichts Bremen habe demnach erklärt: "Er hat vor dem Hintergrund der Unruhen um seine Person, zu denen er sich ja aufgrund seiner Rolle nicht äußern könnte, darum gebeten, nicht weiter in der Sache tätig sein zu müssen."
Hintergrund ist, dass Latzel im November 2020 vom Amtsgericht der Hansestadt wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt worden war (queer.de berichtete). Der 53-Jährige hatte zuvor in einem auf Youtube veröffentlichten "Ehe-Seminar" Homosexualität als "Degenerationsform von Gesellschaft" und als "todeswürdig" bezeichnet, die LGBTI-Community als "Gender-Dreck" herabgewürdigt und CSD-Besucher*innen vorgeworfen, "Verbrecher" zu sein. Latzel ging in Berufung.
Raedel, ein Professor der evangelikalen Freien Theologischen Hochschule in Gießen, sollte im Auftrag des Landgerichts ein theologisches Gutachten erstellen, das klären sollte, inwieweit die diffamierenden Äußerungen Latzels biblisch gedeckt seien (queer.de berichtete). An der Ernennung gab es sofort Kritik, weil Raedel unter anderem für "Homo-Heilung" geworben und Homosexualität als "unvereinbar mit der christlichen Lehre" bezeichnet hatte. Schließlich stellte die Staatsanwaltschaft vergangenen Monat einen Befangenheitsantrag gegen Raedel (queer.de berichtete). Über diesen wird nun nach dem freiwilligen Rückzug des Professors nicht mehr entschieden.
Verhandlung wird wohl später beginnen
Nun müsse ein neuer Gutachter oder eine neue Gutachterin bestellt werden, so ein Gerichtssprecher. Noch sei aber keine Person gefunden, die von Staatsanwaltschaft und Verteidigung akzeptiert werde. Dadurch verschiebe sich die frühestens Anfang 2022 beginnende Verhandlung voraussichtlich weiter nach hinten.
Latzel ist Pastor in einer von 61 Kirchengemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche. Er war bereits vor der Verurteilung letztes Jahr wiederholt mit Ausbrüchen gegen queere Menschen oder Angehörige anderer Religionen aufgefallen. Die "Frankfurter Rundschau" hatte ihn deshalb als "Hetzprediger von der Weser" bezeichnet. (dk)















