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Nichtbinäre Menschen sollen unsichtbar bleiben

SPD-Frauenministerin gegen Gender­sternchen

Die Debatte um geschlechtergerechgte Sprache geht weiter: Jetzt spricht sich sogar die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in einem offiziellem Schreiben gegen das umstrittene Gendersternchen aus – und will ausdrücklich diverse Menschen sprachlich nicht berücksichtigen.


Christine Lambrecht führt derzeit zwei Bundesministerien – zum einen ist sie seit Juni 2019 Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, zum anderen seit Mai 2021 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Bild: Thomas Köhler / photothek)

  • 6. Oktober 2021, 08:14h 89 3 Min.

Nach dem Willen von Bundesfrauenministerin Christine Lambrecht (SPD) sollen die obersten Bundesbehörden Gendersternchen und Co. grundsätzlich ignorieren. "Sonderzeichen als Wortbestandteile in der offiziellen Kommunikation" seien "nicht zu verwenden", so zitiert die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Bezahlartikel) ein bislang unbekanntes Schreiben des Bundesfrauenministeriums vom 16. September an das Bundeskanzleramt, die Bundesministerien und weitere hohe Bundesbehörden.

Demnach verwies die Ministerin laut dem Bericht auf die Auffassung des Deutschen Rechtsschreibrats, wonach derartige Schreibweisen "derzeit" rechtswidrig seien und außerdem nicht sichergestellt sei, dass derartige Schreibweisen "allgemein verständlich" seien.

Trotz der Empfehlung gegen Gendersternchen, Binnendoppelpunkt oder Binnenunterstrich sprach sich Lambrecht für eine softere Form geschlechtergerechter Sprache aus: So solle das generische Maskulinum wenn möglich vermieden werden, wenn weibliche Formen existierten (etwa bei "Kunde" und "Kundin"). Bei manchen Worten kann nach Ansicht des Ministeriums aber die weibliche Form gänzlich unter den Tisch fallen, nämlich bei juristischen oder abstrakten Personen wie "Arbeitgeber". Wenn es möglich sei, sollten aber neutrale Begriffe verwendet werden ("Teilnahmeliste" statt "Teilnehmerliste").

Ministerium: Zu wenig nichtbinäre Menschen

Diverse Menschen sollen laut dem Bericht sprachlich nicht berücksichtigt werden. So sei laut der Ministerin die ausschließliche Nennung der männlichen und weiblichen Form "grundsätzlich annehmbar", weil der Anteil diverser Personen "sehr gering ist". Lediglich bei Stellenausschreibungen müsse zwingend die Abkürzung "m/w/d" verwendet werden.

Hintergrund der Empfehlung ist die seit Jahren anhaltende und hochemotional geführte Debatte um das generische Maskulinum, das Frauen oder trans und nichtbinäre Menschen ausgrenze. Ziel von geschlechtergerechten Formulierungen wie "Student*innen" oder "Studierende" ist es, diese Gruppen auch sprachlich zu integrieren.

Zuletzt hatte es offizielle Genderverbote gehagelt: So untersagten CDU-geführte Ministerien in Sachsen und Schleswig-Holstein teilweise die Nutzung von Gendersternchen und Co. an öffentlichen Schulen. Auch der Bayerische Rundfunk verbietet fast allen Redakteur*innen, die geschlechtergerechte Sprache zu verwenden (queer.de berichtete). Der voraussichtlich nächste Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), ein Parteifreund Lamrechts, hatte allerdings im Wahlkampf erklärt, ein Verbot von Gendersternchen wäre "peinlich" (queer.de berichtete).

/ BILD | Emotional aufgeladenes Thema: Auch "Bild" macht gerne Stimmung gegen das Gendersternchen
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Lambrecht, die auch das Justizressort anführt, hatte bereits vor einem Jahr für eine Debatte gesorgt, als in einem Gesetzentwurf des Justizministeriums ausschließlich das generische Femininum verwendet wurde (statt "Geschäftsführer" und "Schuldner" wurden etwa die Begriffe "Geschäftsführerin" und "Schuldnerin" verwendet). Das CSU-geführte Innenministerium widersprach dem Entwurf und behauptete, das Gesetz könne dann so interpretiert werden, dass es "möglicherweise nur für Frauen oder Menschen weiblichen Geschlechts gilt". Daraufhin änderte das Justizministerium den Entwurf. Am Ende wurde es vom Bundestag beschlossen – und zwar mit ausschließlich männlichen Bezeichnungen. (dk)

-w-

#1 mind_the_gapEhemaliges Profil
  • 06.10.2021, 10:39h
  • Wenn die Minderheit klein genug ist, darf man sie also auch gerne unterschlagen.

    Ich weiß schon, warum ich nicht SPD gewählt habe. Umso schlimmer, dass diese Partei nun das sogenannte "kleinste Übel" darstellt.

    A propos übel... so wird mir, wenn mir klipp und klar ins Gesicht gesagt wird, dass man meine Existenz gerne vernachlässigen kann. Nach meinem Verständnis von Menschenrechten müssen diese nämlich völlig unabhängig von der Zahl Betroffener gelten. Oder haben wir neuerdings sowas wie eine Fünf-Prozent-Hürde für Menschenrechte?

    Wer hat uns verraten? Na? Na?
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#2 BobAachen
  • 06.10.2021, 10:42hAachen
  • Korrekt wäre ja auch Redakteur*innen und Redakteure", da sonst andererseits die Männer nicht mehr vorkommen.
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#3 AtreusEhemaliges Profil
  • 06.10.2021, 10:45h
  • Die Wahl ist ja auch vorbei! Da werden die Regenbogenbanner wieder eingemottet, bis zur nächsten Pride-Week oder dem nächsten Anschlag auf queeres Leben in Deutschland. Ich wette einen 10er, dass wir morgen oder übermorgen die 117. Neuauflage der Entschuldigung seitens der queerSPD lesen werden. Weiterführend wette ich siegesgewiss alles was ich besitze, dass es queere Menschen gibt, die die SPD gewählt haben, weil sie tatsächlich glaubten, sie hätten irgendeine Relevanz für die Partei, die über die Stimmabgabe zur politischen Machtgewinnung hinausginge.
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