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Colin Powell

Vater der "Don't ask, don't tell"-Regel ist tot

Der Vier-Sterne-General, der einst Homosexuelle aus dem Militär fernhalten wollte, ist gestorben. Colin Powell änderte aber später seine Meinung.


Colin Powell wurde insbesondere als US-Außenminister bekannt, der vor allem für seine wahrheitswidrigen Behauptungen über den Irak berüchtigt ist (Bild: Department of State of the United States of America)

  • 18. Oktober 2021, 13:43h 4 3 Min.

Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist nach Angaben seiner Familie am Montag an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Powell wurde 84 Jahre alt. "Wir haben einen bemerkenswerten und liebenden Ehemann, Vater, Großvater und einen großartigen Amerikaner verloren", erklärte die Familie.

Powell hatte 1993 als Generalstabsvorsitzender der ranghöchsten Offiziere des Militärs die "Don't ask, don't tell"-Regelung erfunden. Er hatte sich damals vehement gegen das Vorhaben des neuen Präsidenten Bill Clinton ausgesprochen, Homosexuelle im Militär zuzulassen. Damals argumentierten viele Militärs und konservative Politiker*innen, dass die Anwesenheit von Schwulen und Lesben die Schlagkraft der Streitkräfte schwächen würde.

Als Kompromiss schlug Powell "Don't ask, don't tell" vor. Diese Regelung besagt, dass ein schwuler Soldat oder eine lesbische Soldatin nicht nach ihrer sexuellen Orientierung gefragt werde und diese auch nicht offenlegen müsste. Clinton ließ sich auf den Kompromiss ein, erklärte aber nach seiner Amtszeit, dass dies ein Fehler gewesen sei.

Powell argumentierte zu dieser Zeit, dass Homosexualität anders als die "Rasse" keine angeborenes Merkmal sei, sondern lediglich eine Verhaltensweise. Die Integration von Schwarzen im Militär sei also etwas völlig anderes gewesen als die Integration von Schwulen und Lesben, so der Sohn jamaikanischer Immigrant*innen.

Die Folge der vom General erfundenen Regelung war eine regelrechte Hexenjagd, bei der der Verdacht auf Homosexualität zu Ermittlungen führen konnte – der "Don't ask"-Teil der Regelung wurde bei einem Verdacht schlicht ignoriert. Insgesamt wurden zwischen 1994 und 2011 rund 14.000 schwule oder lesbische Soldat*innen wegen ihrer sexuellen Orientierung aus dem Militärdienst entlassen. Dies führte teilweise zur Vernichtung von Existenzen, auch weil das US-Militär traditionell für viele armen Menschen die einzige Möglichkeit für einen Universitätsabschluss oder eine gute Ausbildung ist.

Am Ende sah auch Powell ein, dass diese Regelung mehr schade als nütze, und setzte sich für die Abschaffung ein. "Die Einstellungen der Menschen und die Verhältnisse haben sich geändert", erklärte er 2010, kurz bevor die Obama-Regierung die Regelung gegen den Widerstand von Powells republikanischer Partei abschaffte (queer.de berichtete).

Powell setzte sich für Ehe für alle ein

Später warb Powell auch für mehr Liberalisierungen. 2013 sprach er sich etwa neben Ex-Vizepräsident Dick Cheney für die Ehe für alle aus (queer.de berichtete). Gut zwei Jahre später öffnete der Supreme Court schließlich die Ehe (queer.de berichtete).

Powell war auch zwischen 2001 und 2005 Außenminister in der Regierung von Präsident George W. Bush. Auch hier agierte er fragwürdig: Berüchtigt wurde er 2003 wegen seines Auftritts vor den Vereinten Nationen, wo er zur Begründung für die Invasion des Iraks vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen präsentierte, die sich am Ende als nicht vorhanden erwiesen. Später bedauerte er, derartige Lügen verbreitet zu haben: So bezeichnete er die Rede 2005 in einem Interview als "Schandfleck" seiner Karriere.

Zum Ende seines Lebens brach er wegen Donald Trump sogar mit seiner eigenen Partei. "Er lügt die ganze Zeit; er begann am Tag seiner Wahl zu lügen", so Powell im letzten Jahr. Der unterstützte im Wahlkampf den demokratischen Bewerber Joe Biden und erklärte, dass er kein Republikaner mehr sei. (dk)

-w-

#1 ellosboisAnonym
  • 18.10.2021, 17:09h
  • Die Liberalisierung einer Gesellschaft setzt auch voraus, dass die vormals Intoleranten zu toleranten Menschen werden. Diese Einsicht erfordert manchmal Zeit - ich kann es ihm daher nicht übel nehmen. Ruhe in Frieden!
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#2 Dont_talk_about
  • 19.10.2021, 02:45hFrankfurt
  • Ich finde diese Art von Nachrufen unpassend. Es ist eine gute Sitte, bei einem Nachrufen das positive Wirken einer Person hervorzuheben. Also entweder die Person hat sich um unsere Community verdient gemacht, dann verdient sie einen Nachruf in einem queeren Medium oder eben nicht, dann wird sie ihren positiven Nachruf wahrscheinlich woanders bekommen.
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#3 LegatEhemaliges Profil
  • 19.10.2021, 10:51h
  • Antwort auf #1 von ellosbois
  • Ich nehme ihm das sogar sehr übel. Er hat Existenzen vernichtet und ganz wesentlich den zweiten Irakkrieg möglich gemacht. Da reicht ein "sorry" nicht.
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