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Nollendorfplatz
Nach schwulem Kuss: 40-Jähriger in Berlin mit Schusswaffe bedroht
Erneut kam es in Schöneberg zu einem offenbar schwulenfeindlich motivierten Übergriff.
- 25. Oktober 2021, 08:09h 3 Min.
Zu Update springen: CDU fordert Konsequenzen (15.00 Uhr)
Unbekannte haben nach Polizeiangaben am Donnerstagabend im Berliner Ortsteil Schöneberg einen Mann wegen dessen sexueller Orientierung mit einer Schusswaffe bedroht. Nach bisherigen Ermittlungen habe der 40-Jährige mit seinem Freund gegen 18.20 Uhr den U-Bahnhof Nollendorfplatz in Richtung Kleiststraße verlassen. Kurz nach dem die beiden aus dem Bahnhof gekommen seien, hätten sie sich umarmt und geküsst.
Eine Gruppe jugendlicher Männer verließ laut Polizeiangaben beinahe zeitgleich den Bahnhof und fing laut zu grölen an, als sie das sich küssende Pärchen erblickten. Einer der Jugendlichen habe eine Schusswaffe gezogen und damit auf den Kopf des 40-Jährigen gezielt. Laut lachend sei die Gruppe im Anschluss weitergezogen. Weiter Angaben zur Identität der Täter machte die Polizei – wie in Erstmeldungen üblich – nicht.
Der Bedrohte erstatte anschließend Anzeige auf einem Polizeiabschnitt. Die Ermittlungen zum Verdacht der aus Homosexuellenhass motivierten Bedrohung führt – wie in Fällen vermuteter Hasskriminalität üblich – der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes.
Erst vor knapp einem Monat hatte es im Polizeibericht eine Meldung gegeben, wonach in Schöneberg zwei Männer wegen ihrer angeblichen Homosexualität beschimpft worden waren. Verdächtiger war ein 21-jähriger Mann (queer.de berichtete).
Die Polizei in der Bundeshauptstadt macht mögliche Hass-Verbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gezielt in ihren Berichten publik. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft Berlin haben eigene Ansprechpartner für LGBTI.
Erst im Frühjahr kündigten Innensenator Andreas Geisel und Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (beide SPD) bei einem Rundgang im Regenbogenkiez um den Nollendorfplatz an, mit Projekten für mehr Sicherheit zu sorgen (queer.de berichtete). Im September erklärte sich Berlin zudem zur queeren "Freiheitszone" (queer.de berichtete). (pm/cw)
Update 15.00 Uhr: CDU fordert Konsequenzen
Matthias Steuckardt, der Vorsitzende der CDU Schöneberger Westen und ehemalige Landeschef der Lesben und Schwulen in der Union (LSU), hat den homophoben Übergriff am Montag verurteilt und eine konsequente Strategie zur Kriminalitätsbekämpfung im Schöneberger Regenbogenkiez gefordert. "Maßnahmen wie die von der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler initiierten 'Nachtbürgermeister' oder Kiezstreifen sind zwar gut gemeint, ändern aber offensichtlich nur wenig an der zunehmenden Gewalt gegen Lesben, Schwule und Transpersonen im Kiez", so Steuckardt. Vorfälle wie dieser erzeugten unter den Betroffenen ein Klima der Angst. Neben der konsequenten Verfolgung homophober Straftaten wolle die CDU Tempelhof-Schöneberg die Community stärken und eine Anlaufstelle zur Vernetzung von Initiativen, Beratungsstellen und Anti-Gewalt-Projekten schaffen.
"Denn die Dunkelziffer bei homophoben Straftaten ist hoch und viele Betroffene scheuen den Gang zur Polizei", erklärte Steuckardt weiter. "Bezirk und Senat müssen endlich die Konsequenzen aus der zunehmenden Gewalt ziehen und ein Konzept entwickeln, wie die Kriminalität im Kiez bekämpft werden kann."















