In dem von ihm geposteten Video stellt sich Chappelle als Opfer dar
Der amerikanische Komiker Dave Chappelle hat sich in einem in seinem Instagram-Kanal veröffentlichten Video erstmals ausführlicher zur anhaltenden Kritik an seiner Netflix-Show "The Closer" geäußert. Die dritte Ausgabe der Stand-up-Comedy war in Kritik geraten, weil der 48-Jährige darin mehrere homo- und vor allem transfeindliche Witze und Aussagen machte. Konkret hatte er etwa Trans-Sein mit Blackfacing verglichen, eine angebliche Cancel Culture gegen Personen wie J.K. Rowling beklagt und betont, dass er zum "Team TERF" gehöre: "Geschlecht ist eine Tatsache" (queer.de berichtete).
Die Sendung hatte zu viel Kritik weltweit geführt und auch zu Protesten (nicht nur) queerer Mitarbeiter*innen bei Netflix (queer.de berichtete). Eine trans Person wurde von dem Streaming-Dienst gefeuert, weil sie interne Dokumente öffentlich gemacht haben soll (queer.de berichtete). In dem Video betonte Chappelle nun, Berichte, er habe ein Treffen mit trans Mitarbeitenden von Netflix abgelehnt, seien falsch.
"Wenn sie mich eingeladen hätten, hätte ich es akzeptiert, obwohl ich verwirrt bin, worüber wir sprechen sollten", erklärte Chappelle in dem Video, das offenbar am Sonntag bei einem Auftritt in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky aufgenommen wurde. "Ich habe gesagt, was ich gesagt habe, und Junge, ich habe gehört, was ihr gesagt habt." Die trans Angestellten betonten, sie wollten einen "sicheres" Arbeitsumfeld, so Chappelle. Dabei scheine es, als sei er der einzige, der nicht mehr ins Büro gehen könne.
Gesprächsangebot mit Bedingungen
An die "Transgender-Community" gerichtet, betonte der Komiker weiter: "Ich bin mehr als bereit, Ihnen eine Audienz zu geben, aber Sie werden mich nicht vorladen. Ich werde micht nicht den Forderungen von irgendjemand beugen." Für ein Gespräch nannte er drei Bedingungen. So müsse etwa jede teilnehmende Person die Show von Anfang bis Ende gesehen haben – so als wäre Kritik an dem Auftritt nicht berechtigt und ausführlich begründet, sondern ein Fehler.
Das Treffen müsse zudem zu einem Zeitpunkt und an einem Ort seiner Wahl stattfinden. "Und drittens müssen Sie zugeben, dass Hannah Gadsby nicht lustig ist", so Chappelle über die auch für Netflix aktive lesbische Stand-up-Komikerin aus Australien. Gadsby hatte Netflix-Chef Ted Sarandos kritisiert, nachdem dieser in einer Verteidigung des Specials ihren Namen erwähnte. Jetzt werde sie mit noch mehr Hass von Chappelle-Anhänger*innen zu kämpfen haben, so Gadsby bei Instagram. Das halboffene Spiel des Komikers mit Hasssprache ("hate speech dog whistling"), das der Netflix-CEO nicht anerkennen wolle, habe Konsequenzen in der echten Welt.
In dem Video gab Chappelle hingegen geradezu den armen verfolgten Engel: "Ich möchte, dass jeder in diesem Publikum weiß, dass es sich hier nicht um ich gegen diese Community handelt, auch wenn die Medien das so framen. Darum handelt es sich nicht. Lasst uns nicht die LGBTQ-Community für diesen Scheiß verantwortlich machen." Die Community sei "liebend und unterstützend" ihm gegenüber gewesen. Vielmehr gehe es um "Unternehmensinteressen" und darum, "was ich sagen kann und was ich nicht sagen kann", so Chappelle unter großem Jubel des Publikums. Mehrfach erwähnte er seine Dokumentation "Untitled", für die sich nun kein Studio oder Filmfestival mehr interessiere.
Die trans Organsatorin des Netflix-Protests, Ashlee Marie Preston, hatte während der Kundgebung betont, dass der Komiker an einem Dialog mit trans Aktivist*innen nicht interessiert gewesen sei: "Ich habe Dave Chappelle eingeladen, einen transformativen Dialog mit uns zu führen. Er hat deutlich gemacht, dass er sich dafür nicht interessiert", so Preston. "Das hier ist nicht Cancel Culture, sondern es geht darum, Verantwortung zu übernehmen." (cw)
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Ich verstehe nicht warum Menschen es so wichtig ist verletzenden scheiß zu sagen. Schade, Dave Chappelle war mal cool.