30 Prozent der nach 1984 geborenen Bevölkerung der USA sehen sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans oder queer an. Bei den 18- bis 24-Jährigen (Generation Z) sind es gar 39 Prozent. Das sind laut dem Nachrichtenmagazin "Newsweek" Ergebnisse einer bislang nicht veröffentlichten Studie von Marktforscher George Barna, einem Professor der evangelikalen Arizona Christian University in Glendale.
Barna, der auch für die extrem LGBTI-feindliche Organisation Family Research Council arbeitet, begründete den hohen Anteil laut "Newsweek" damit, dass Queersein heute "sicher und cool" sei. Drei Viertel der jungen Menschen suchten heutzutage nach einem tieferen Sinn des Lebens, den sie weniger im religiösen Glauben finden würden. "Daher gibt ihnen die LGBTQ-Identität Trost", mutmaßte der Marktforscher. Mit dieser Identität würden sie Akzeptanz durch eine Gruppenzugehörigkeit finden. Allerdings, so erklärte Barna weiter, würden seiner Einschätzung nach viele den "Lifestyle nicht ausleben".
Insgesamt hätten 600 junge Menschen 71 Fragen zu ihrem Glauben, ihren Einstellungen und ihrer Identität beantwortet. Dabei wurden sie nicht direkt gefragt, ob sie etwa homosexuell seien, sondern eine Frage lautete: "Wenn Sie an Ihr Engagement denken, würden Sie sich als folgendes beschreiben?" Dann wurden sechs Bereiche abgefragt: Dabei bejahten 75 Prozent die Aussage "Suche nach dem Sinn meines Leben", 74 Prozent "glaube, alle Religionen sind gleich viel wert", 55 Prozent "Bin ein amerikanischer Patriot", 54 Prozent "Fühle mich oft besorgt, depressiv oder unsicher" und 52 Prozent "Fühle mich tief meinem religiösen Glauben verpflichtet". 48 Prozent erklärten ferner, dass Sie den Sozialismus dem Kapitalismus vorzögen. Am Ende der Skala war die Frage nach der LGBTQ-Identität mit 30 Prozent positiven Antworten bzw. 39 Prozent bei der Generation Z.
Auch viele evangelikale Millennials sehen sich als LGBTQ an
Auch viele religiöse junge Menschen würden sich als LGBTQ identifizieren, auch wenn hier der Anteil leicht unterdurchschnittlich ist: So liege er bei Christinnen und Christen bei 27 Prozent, bei sogenannten "wiedergeborenen" Christ*innen sogar bei 28 Prozent. Unter dem Begriff "Wiedergeboren" werden evangelikale Gläubige und Kirchen zusammengefasst, die sexuelle und geschlechtliche Minderheiten in der Regel kategorisch ablehnen und sich auch politisch für die Entrechtung von queeren Menschen einsetzen.
Als interessant schätzte Forscher Barna insbesondere ein, dass in den sich über das Christentum definierenden USA 40 Prozent der jungen Menschen angäben, sie glaubten nicht an Gott und ihnen sei es auch egal, ob Gott existiere oder nicht. Das sei der höchste je gemessene Wert im Land. Dafür machte der evangelikale Forscher unter anderem "spirituelle Veränderungen in Amerika" und die Medien verantwortlich.
Auch in anderen Umfragen der letzten Jahre stieg der Anteil von jungen Menschen, die sich als queer identifizieren, stark an. Aus einer im Sommer veröffentlichten Ipsos-Umfrage in 27 Ländern ging etwa hervor, dass sich nur noch 68 Prozent der nach 1997 geborenen Generation als heterosexuell ansehe (queer.de berichtete). Bei Babyboomer*innen, also vor 1964 geborenen Personen, lag dieser Anteil bei 87 Prozent. (dk)
Wichtig sind nicht die Ergebnisse, die herauskommen, sondern wie man sie interpretiert, damit doch irgendwie noch das dabei herauskommt, was man selbst auch haben will.