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#CisWithTheT
Großbritannien: Cis solidarisieren sich mit Trans
Dieser Text war wohl einer zu viel – nach einem weiteren transfeindlichen Artikel auf der Webseite der BBC solidarisieren sich auf Twitter cisgeschlechtliche mit trans Frauen. Ein offener Brief fordert Konsequenzen.
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30. Oktober 2021, 09:33h 3 Min.
Ein von vielen als transfeindlich empfundener Artikel auf der Webseite der britischen BBC hat eine Welle der Solidarität mit transgeschlechtlichen Frauen ausgelöst. Der Text nutzt fragwürdige Behauptungen und Quellen transfeindlicher Hassgruppen und suggeriert, dass immer mehr cisgeschlechtliche Lesben von trans Frauen vergewaltigt würden.
Auf Twitter taten in der Folge cisgeschlechtliche Nutzer*innen unter dem Hashtag #CisWithTheT ihre Unterstützung sowie ihren Unmut über die Moralpanik kund, die bereits seit einigen Jahren in britischen Medien herrscht und insbesondere auf transgeschlechtliche Frauen zielt.
Unter #CisWithTheT fanden sich auch viele Beiträge, in denen cisgeschlechtliche Lesben ihre Solidarität mit trans Frauen betonten. So schrieb die Gründerin der "Lesbian Visibility Week" und des queeren Frauenmagazins "Diva", das es bereits seit 1994 gibt: "Ich habe noch nie von einer Lesbe gehört, die sagt, dass sie dazu gedrängt worden ist, Sex mit einer transgeschlechtlichen Frau zu haben."
/ LindaRiley8In all my years publishing @DIVAmagazine
Linda Riley (@LindaRiley8) October 26, 2021
the leading & longest running magazine for LGBTQI women, I have never heard from a lesbian who says she has been pressurised into having sex with a Trans woman- @BBCNews is reinforcing myths that are simply not true -#lwiththet
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Die Stimmen von Frauen nicht silencen
Gestartet hatte den Hashtag der LGBTI-Aktivist und Podcaster Max Morgan. Er nahm die auch im BBC-Text erwähnte Forderung der transfeindlichen Bewegung, man solle aufhören, "Frauen" zu silencen, ihnen also die Stimme zu nehmen, zum Anlass für seine Intervention.
/ SpillerOfTeaSTOP SILENCING WOMEN!
Max Morgan (@SpillerOfTea) October 27, 2021
Fair enough, you disingenuous shits. I will.
Gonna spend today boosting the messages of cis women who support trans inclusion in womens spaces.
Reply, QT, tag me in, whatever, and Ill retweet as many as I see. Do join me!#CisWithTheT
Er werde, wie Morgan am Mittwoch schrieb, den Tag damit verbringen, die Tweets cisgeschlechtlicher Frauen weiter zu verbreiten, die die Inklusion von trans Frauen in Frauenräumen unterstützen. Bereits eine halbe Stunde darauf twitterte er, dass er mit dem Retweeten entsprechender Beiträge kaum noch nachkomme.
/ alisapowerIve been a lesbian for almost 50 years. Ive known trans women, mostly lesbians, all that time. None have ever pressured anyone into sex that I know of. This grubby fantasy is identical to the straight sex fears of the 80s about gay people.
Lisa Power (@alisapower) October 26, 2021
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/ ErinInTheMornEvery trans person waking up today should read #CisWithTheT, which is currently trending.
Erin, but spooky (@ErinInTheMorn) October 27, 2021
You are valued, you are loved, and cis people are standing up for your rights to coexist in the same spaces in response to the shoddy BBC hit piece and the TERFs that ran it.
/ strengthtodreamCis woman, lesbian, feminist. Trans women are my sisters, they are welcome everywhere I am, and all trans people will always have my unequivocal support. The trans community have always had our back, now it's time for us to have yours. Always and forever #CisWithTheT https://t.co/VUh591hFyY
Elizabeth (@strengthtodream) October 27, 2021
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/ KallpaJuanjuiThis queer cis woman fully supports the rights of all trans people. More than ever, we need to show solidarity and empathy and build the community we want to have together. It's really worrying seeing how much bigotry is amplified in the UK media today #CisWithTheT https://t.co/hbb9mNvaRQ
Chilindrina, tu madre (@KallpaJuanjui) October 27, 2021
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/ adulthumanorbiti love being a woman; and i love that womanhood is so personal to each individual. trans women are my sisters and we are fighting against misogyny and transphobia together. #CisWithTheT
grognak the destroyer, attorney at law (@adulthumanorbit) October 27, 2021
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/ GemIsWritingThe best thread on Twitter today. Proud to support my trans sisters' (and brothers') right to safety, joy and freedom from harassment. Those peddling hateful and exclusionary bullshit do not speak for me. #CisWithTheT https://t.co/e1KF1Ew2C7
Gemogorgon (@GemIsWriting) October 27, 2021
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Fragwürdige Datengrundlage
Im BBC-Artikel, der bereits den vielsagenden Titel "'We're being pressured into sex by some trans women'" ("Wir werden von einigen transgeschlechtlichen Frauen zum Sex gedrängt") trägt, wird suggeriert, dass Lesben als transphob gebrandmarkt würden, wenn sie nicht mit transgeschlechtlichen Frauen schlafen wollten.
Teil des Textes sind die Ergebnisse einer Umfrage, die die transfeindliche Hassgruppe "Get The L Out" unter ihrer eigenen Anhänger*innenschaft durchgeführt hatte. Demnach hätten, wie es im Artikel heißt, 56 Prozent der Lesben bereits Erfahrungen mit trans Frauen gemacht, die sie zum Geschlechtsverkehr gedrängt hätten.
Hinzu kommen kaum überprüfbare Stimmen von cisgeschlechtlichen Lesben, die solche Angriffe, das Bedrängen zum Geschlechtsverkehr und Vergewaltigungen erlebt haben wollen.
Offener Brief kritisiert ebenfalls BBC
In einem offenen Brief an die BBC, den inzwischen mehr als 20.000 Menschen unterschrieben haben, wird eine Entschuldigung für den Artikel und das Eingeständnis gefordert, dass die im Text gemachten Behauptungen nicht haltbar sind. Die Autor*innen verweisen unter anderem darauf, dass die im Text angeführte Umfrage nicht ein mal den eigenen Richtlinien der BBC zur Zitierung von Studien und Zahlen entspreche.
Die Autor*innen machten auch deutlich, dass es keinerlei Druck auf cisgeschlechtliche Lesben gäbe, mit transgeschlechtlichen Frauen zu schlafen – egal, ob sie einen Penis oder eine Vulva hätten. Auch sei es völlig in Ordnung, wenn man nicht davon angezogen sei, wenn eine Frau eine tiefe Stimme oder einen kantigen Kiefer habe, wie im BBC-Artikel hervorgehoben. Darum sei eine Person jedoch noch lange kein Mann, wie von der Gruppe "Get The L Out" und anderen Hassgruppen behauptet, sondern schlicht eine Frau, zu der man sich eben nicht hingezogen fühle.
Die BBC gebe transfeindlichen Hassgruppen fortgesetzt eine Plattform, ohne die Perspektive der transgeschlechtlichen Community selbst zu berücksichtigen. Eine ganze Gruppe mit anekdotischer Evidenz als gefährlich zu brandmarken, sei ein zutiefst gefährlicher Akt. Die BBC hat den Text bereits verteidigt. Er schaue auf ein "komplexes" Thema aus einer "anderen Perspektive" und sei außerdem durch einen "rigorosen" Editionsprozess gegangen.














