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"Wir sollten diese ganzen Bücher ins Feuer werfen"
USA: Republikanische Partei attackiert queere Bücher
In konservativen Gegenden der USA führen Politiker*innen inzwischen einen Krieg gegen Bücher, die LGBTI-Inhalte haben.

Der texanische Gouverneur Greg Abbott gehört zu den queerfeindlichsten Politikern Amerikas – und entdeckt jetzt auch den Kampf gegen Bücher, die von LGBTI handeln (Bild: Texas Military Department / flickr)
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18. November 2021, 15:42h 3 Min.
In den Vereinigten Staaten gibt es auf Landesebene immer mehr Widerstand dagegen, dass in Bibliotheken oder Schulen Bücher mit queerer Thematik angeboten werden. Mehrere republikanisch kontrollierte Bundesstaaten gehen inzwischen offen dagegen vor. Am radikalsten ist Texas – so warf der texanische Gouverneur Greg Abbott vielen kritisierten queeren Büchern vor, "pornografisch" zu sein. Der LGBTI-feindliche Politiker ordnete eine landesweite Untersuchung an, um "kriminelle Aktivitäten" zu verhindern. Bibliothekar*innen und Lehrer*innen droht Abbott mit Strafen.
In mehreren Schulbezirken wurden entsprechende Bücher in Schulen bereits verboten. Ein republikanischer Abgeordneter sendete zudem eine Liste mit 850 Büchern an alle Schulbezirke, die als kritisch angesehen werden, darunter viele LGBTI-Bücher. Der Autorenverband Pen America protestiert inzwischen gegen die texanischen Drohungen.
Auch in anderen konservativen Staaten gibt es ähnliche Initiativen: So ordnete Henry McMaster, der Gouverneur von South Carolina, laut "The Hill" unter anderem die Entfernung des Buches "Gender Queer" aus Schulen des Bundesstaates an.
/ JennieBHMy big to the #GenderQueer scolds. pic.twitter.com/IfEFbgQyze
Jennie Brown Hakim, B.A. UCLA (@JennieBH) November 14, 2021
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Die meisten derartigen Reaktionen gibt es auf Bezirksebene. In Iowa wird etwa gefordert, dass die Namen aller Kinder und Jugendlichen registriert und veröffentlicht werden sollten, die ein Buch über LGBTI-Themen ausleihen. Die "Washington Post" (Bezahlartikel) berichtete ausführlich über unglaubliche Szenen in Spotsylvania County in Virginia: Bei einem Treffen des "School Boards", also der Bezirksschulbehörde vor zwei Wochen, gab es sogar Forderungen, queere Bücher zu verbrennen, darunter etwa "Call Me By Your Name" von André Aciman.
Zu wenig "Jesus", zu viel "gay"
Bei dem Treffen habe sich etwa eine Frau beschwert, dass die Online-Bücherei 172 Treffer für das Wort "gay" und 84 für das Wort "lesbian" habe, aber nur 19 für das Wort "Jesus" – und zu allem Überfluss handelten "die Hälfte dieser Treffer auch noch von Muslimen". Ein gewähltes Mitglied des "School Boards" sagte konkret über die verhassten Bücher: "Ich denke, wir sollten diese ganzen Bücher ins Feuer werfen." Die Schulbehörde verfügte daraufhin einstimmig ein Verbot für derartige Bücher. Nach einem bundesweiten Aufschrei hob die Behörde das Verbot am Dienstag wieder auf.
Die aufgeheizte Atmosphäre führt dazu, dass queere Schüler*innen zu Freiwild erklärt werden: In Illinois wurde etwa diese Woche gewarnt, es habe "noch nie" so viele Berichte über Mobbing von queeren Kindern und Jugendlichen gegeben.
Freilich handelt es sich nicht um eine völlig neue Tendenz: Jedes Jahr gibt die US-Bibliothekenvereinigung eine Liste der Bücher heraus, über die sich die Öffentlichkeit am meisten beschwert. Dabei regt man sich wenig über Mord und Totschlag auf und sehr viel über Bücher mit Regenbogenfamilien oder schwulen Pinguinen – in der Top-Ten-Liste der am meisten verhassten Bücher in den USA stehen nur zwei, die keine ausdrücklich queere Thematik haben (queer.de berichtete).
Nicht nur LGBTI-Bücher sind im Zentrum der Kritik, sondern auch Bücher, die sich mit Rassismus beschäftigen. Der 50 Jahre alte Begriff "Critical Race Theory", mit dem diese Analyse an manchen Universitäten umschrieben wird, ist inzwischen wie schon zuvor "Cancel Culture" oder "woke" zu einem insbesondere in extrem rechten Kreisen beliebten Kampfwort gegen den angeblichen linksradikalen Zeitgeist geworden.
Auch viele Konservative bestreiten schlicht, dass Rassismus oder Queerfeindlichkeit in den USA existiert, und behaupten lieber, dass heutzutage Weiße pauschal diskriminiert werden würden. Bei vielen Menschen fallen daher Forderungen nach Verboten von Büchern über vermeintlich bevorzugte Minderheiten auf fruchtbaren Boden. Sogar Aufklärungsbücher über die rassistische Organisation Ku Klux Klan stehen inzwischen auf einigen kommunalen Verbotslisten.













In Dallas warten seit Wochen QAnon-Anhänger auf einen Auftritt von JFK. jun., damit T***p endlich zum Monarchen ausgerufen wird. Problem: JFK. jun. ist seit 15 Jahren tot.
Leicht nachvollziehbar, dass bei solchen "Intelligenzien" das Konzept der Bücherverbrennungen gut ankommt.
Da fragt man sich manchmal, ob es sich wirklich lohnt gegen Klimawandel, Rassismus oder Ausbeutung zu kämpfen, wenn große Teile der Menschheit (solch durchgeknallte Typen gibt es ja weltweilt) eigentlich schon jenseits aller Rationalität angekommen ist.