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FAS-Interview
Homosexualität im Fußball: Hitzlsperger sieht "gute Entwicklung"
Noch immer gibt es keinen aktiven offen schwulen Profi-Fußballer in Deutschland. Der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlperger glaubt dennoch, dass die Akzeptanz gestiegen ist.

Thomas Hitzlsperger outete sich nach seinem Karriereende als schwul und arbeitet heute als Fußballfunktionär (Bild: Carsten Kobow / DFB-Stiftung Sepp Herberger)
- 20. November 2021, 13:04h 3 Min.
Der im Herbst 2022 beim VfB Stuttgart scheidende Vorstandschef Thomas Hitzlsperger sieht bei der Akzeptanz von schwulen Spielern im Fußball eine "gute Entwicklung". Dies sagte der 39 Jahre alte Ex-Nationalspieler in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS, Bezahlartikel).
Die Diskussion verlaufe "oft eindimensional", kritisierte Hitzlsperger. "Es wird häufig die Frage nach dem ersten Profi gestellt, der sich outet. Jetzt gab es einen in Australien, davor jemanden in den USA, und trotzdem heißt es, es müsse doch mal jemand in Deutschland oder zumindest in einer der Top-Ligen sein. Bis dahin, so scheint es, hat man nichts bewirkt. Das aber sehe ich anders."
Er selbst verstehe es als eine Art Auftrag, über sein eigenes Coming-out zu reden. "Darüber Auskunft zu geben, wenn ich gefragt werde, ist ein Stück weit meine Aufgabe", sagte Hitzlsperger. "Das mache ich gerne, auch wenn ich das nicht jeden Tag machen, nicht nur darauf reduziert werden will." Er könne dies auch tun, "wenn ich nicht gerade bei einem Bundesligaverein bin".
Hitzlsperger will im Profifußball bleiben
Im Interview mit der FAS kündigte Thomas Hitzlsperger an, dem Profifußball treu zu bleiben, eventuell im Ausland. "Ich war und bin zwar nicht mit allem einverstanden, was im Fußball passiert, aber trotzdem bin ich ehrgeizig. Fußball ist meine Kernkompetenz, das Fußballgeschäft ist mein Leben", sagte der scheidende VfB-Funktionär. Hitzlsperger war nach seiner Profikarriere auch als TV-Experte tätig. "Mein ganzes Wissen bewegt sich in diesem Kontext. Also möchte ich es weiter anwenden, weil die Wahrscheinlichkeit, dass ich erfolgreich sein werde, deutlich höher ist, als wenn ich etwas komplett Neues mache." Einen Branchenwechsel werde er "dennoch nicht ausschließen".
Nicht immer sei er so zuversichtlich gewesen, berichtete der ehemalige Nationalspieler. "Ich dachte eine gewisse Zeit nach meiner Karriere und nach meinem Coming-out, dass es keinen Platz im Fußball geben wird für mich. Kein Klub wird mich nehmen. Das scheinen ja auch einige noch aktive Spieler so zu sehen. Aber dann stellte ich fest: 'Nein, das ist nicht so.'"
In der Bundesliga sehe er heute viel Engagement gegen Queerfeindlichkeit, so Hitzlspeger. "Bei der vergangenen Europameisterschaft haben wir mit den Regenbogenflaggen beispielsweise viel Symbolik gesehen. Das war keineswegs selbstverständlich. Da haben viele Bundesligaklubs schnell reagiert und deutlich zum Ausdruck gebracht: 'Vielfalt wird bei uns absolut befürwortet.'"
Erst in der vergangenen Woche hatte sich Hitzlperger in die Debatte um die WM im homofeindlichen Verfolgerstaat Katar eingeschaltet – und mehr Ehrlichkeit eingefordert (queer.de berichtete). (mize/dpa)














