Mohammed Jaham al-Kuwari, der neue katarische Botschafter in der Schweiz, hat in einem Interview mit der Zeitung "Blick" die homosexuellenfeindlichen Gesetze in seinem Land verteidigt – und gleichzeitig behauptet, dass Schwule und Lesben bei der WM willkommen seien.
Auf das Verbot auf Homosexualität in seinem Land angesprochen, erklärte der 63-jährige Diplomat: "Es gibt keine schwarze Liste. Jeder darf zur WM. Unabhängig davon, ob jemand homosexuell ist oder aus welchem Land er stammt. Wir prüfen nicht, wer welche sexuelle Orientierung hat. Homosexuelle können bei uns die Spiele schauen und ins Restaurant gehen." Als die schweizerischen Journalisten fragten, ob sich gleichgeschlechtliche Paare auch offen küssen oder Händchen halten könnten, antwortete al-Kuwari: "Man muss sich an die Regeln halten. Als Gast fragt man sich doch immer, was in einem fremden Land gilt."
Weiter erklärte der Botschafter, dass "niemand" in Katar Homosexuelle auf der Straße angreifen würde. Dann verwies er auf Europa: "Auch in demokratischen Ländern in Europa ist nicht alles akzeptiert. Wenn Sie als Homosexueller nach Ungarn gehen und sich auf der Straße küssen, was würde dann passieren?"
"Ich persönlich will Männer Frauen küssen sehen"
Auf die Frage, ob er sich in 20 Jahren gleichgeschlechtliche Küsse in seiner Heimat vorstellen könne, antwortete er: "Ich persönlich will Männer Frauen küssen sehen."
Vor Regenbogenfahnen in Stadien, wie bei der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft, habe er keine Angst: "Wenn's passiert, dann passiert's", so al-Kuwari. "Jeder soll seine Meinung ausdrücken dürfen. Wir fürchten uns nicht davor, dass Spieler politische Gesten machen", behauptete der Diplomat.
In Katar steht auf Homosexualität eine siebenjährige Gefängnisstrafe, nach islamischem Recht ist sogar die Verhängung der Todesstrafe möglich. Auch andere Menschenrechtsverletzungen – etwa gegen Frauen oder Gastarbeiter – sind dort an der Tagesordnung.
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer soll im November und Dezember 2022 in Katar stattfinden. Zuletzt nahm die Diskussion um den Wettbewerb in dem Verfolgerstaat zu: Alfonso Pantisano vom LSVD-Bundesvorstand forderte vor wenigen Tagen einen Boykott der Veranstaltung (queer.de berichtete).
Am Wochenende fand auch erstmals ein Formel-1-Rennen in Katar statt: Aus Protest gegen das homophobe Regime fuhr der britische Pilot Lewis Hamilton mit einem Regenbogenhelm (queer.de berichtete). Am Sonntag gewann Hamilton das Rennen. (dk)