Mohamed Aboutrika (li.) hetzt im katarischen Vorzeigesender ohne Widerspruch gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten (Bild: Screenshot / Youtube/Fare)
Ein Jahr vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar sorgt der katarische Fernsehsender beIN Sports für einen Homophobie-Eklat: Der frühere Fußballstar Mohamed Aboutrika, der 100 Mal für die ägyptische Nationalmannschaft auflief und jetzt als beIN-Sportexperte arbeitet, schimpfte am Wochenende in einer Livesendung über die erste englische Fußballliga. Er beklagte, dass Clubs in der Premier League mit Regenbogenaktionen gegen Homophobie ankämpfen: "Unsere Rolle besteht darin, diesem Phänomen, der Homosexualität, entgegenzutreten, denn das ist eine gefährliche Ideologie, die auch böse wird: Die Leute schämen sich nicht mehr dafür", erklärte Aboutrika.
Ferner erklärte der 43-Jährige, Homosexualität sei "nicht vereinbar mit dem Islam und widerspricht dem gesunden Menschenverstand". Er lobte muslimische Spieler in England, die sich nicht an dieser Aktion beteiligen würden. Zudem rief der Stürmer, der 2006 mit Ägypten den Afrika-Cup gewann, den Sender auf, bei seiner Berichterstattung nichts über die Regenbogenaktionen zu berichten. Von den Moderatoren erhielt er während seiner Tirade keinerlei Widerspruch.
Die BeIN Media Group äußerte sich in einer Pressemitteilung recht vage zu den Aussagen ihres Kommentators: "Als globale Mediengruppe vertreten und unterstützen wir Menschen, Anliegen und Interessen jedweder Herkunft, Sprache und Kulturerbes in 43 sehr unterschiedlichen Ländern, wie wir jeden Tag zeigen." Die Mediengruppe distanzierte sich nicht ausdrücklich von Aboutrika und ließ offen, ob sie ihn erneut in ihre Sendungen einlade. BeIN Sports ist der führende Sportsender in Nordafrika und im Nahen Osten. Der Kanal wird neben Arabisch unter anderem auch auf Englisch, Französisch und Spanisch angeboten.
Aboutrika unterstützte homophobe Muslimbruderschaft
Aboutrika lebt derzeit im katarischen Exil, weil er in seinem Heimatland wegen seiner Verbindungen zur Muslimbruderschaft auf einer Terrorliste geführt wird. Er hatte 2012 Mohammed Mursi, den Kandidaten der islamistischen Organisation, bei der Präsidentschaftswahl unterstützt. Mursi gewann damals die Wahlen, wurde aber im Jahr danach nach tagelangen Massenprotesten gegen seine Politik durch einen Militärputsch abgesetzt und inhaftiert. 2019 starb Mursi in Haft. Aboutrika hatte immer wieder Vorwürfe zurückgewiesen, dass er die Muslimbruderschaft finanziell unterstützt habe.
Die Muslimbruderschaft macht weiter international Stimmung gegen Schwule und Lesben: Vergangenes Jahr rief ein in der Türkei ansässiger Sender der islamistischen Organisation zur Ermordung Homosexueller auf (queer.de berichtete).
Katar befindet sich zur Zeit vermehrt in internationaler Kritik, weil dort im November und Dezember 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren ausgetragen werden soll. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland fordert einen Boykott der Veranstaltung, weil in dem Land Homosexualität mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Katar will hingegen mit der WM sein Image aufpolieren: So kaufte das Emirat den englischen Superstar David Beckham für rund 180 Millionen Euro als Werbefigur ein (queer.de berichtete). (dk)