Das 56-jährige Hollywood-Urgestein Kevin Williamson, der als Drehbuchautor unter anderem in den Neunzigerjahren die ersten beiden Teile der "Scream"-Filmserie verfasst hatte, erklärte im Interview mit der britischen Tageszeitung "Independent", dass die Horrorfilmreihe codiert auch homosexuelle Männer angesprochen habe.
So sei die Hauptfigur Sidney (Neve Campbell) nicht nur die klischeehafte Darstellung eines überlebenden "final girl" gewesen, die kluge, jungfräuliche Teenagerin gezeigt wurde. Vielmehr sei dieser Archetyp auch auf seine eigene sexuelle Orientierung zurückzuführen, so Williamson: "Als ein schwules Kind habe ich mich mit dem 'final girl' und ihrem Kampf identifiziert, weil man als schwules Kind ähnlich handeln musste, um zu überleben. Man sieht diesem Mädchen dabei zu, wie es die Nacht überlebt und welches Trauma ihm widerfährt. Ich denke, die 'Scream'-Filme sind ein Code für schwules Überleben."
Williamson ist seit den Neunzigern als Drehbuchautor und Produzent sowohl im Fernsehen als auch im Kino erfolgreich. Neben "Scream" schrieb er auch das Drehbuch zu den Kult-Horrorfilmen "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" mit den Jungstars Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar, Ryan Phillippe und Freddie Prinze Jr. sowie "Faculty – Trau keinem Lehrer" mit Josh Hartnett und Elijah Wood. Außerdem ist er Erfinder der Jugendserie "Dawson's Creek" (1998 bis 2003) und gehörte als Produzent und Drehbuchautor zu den Verantwortlichen der übernatürlichen Teenie-Serie "Vampire Diaries" (2009 bis 2017).
"Das ist wohl ein schwules Universum"
In dem Interview fuhr Williamson fort, es sei Zufall gewesen, dass so viele Schauspielerinnen, die als Idole schwuler Männer galten, in der "Scream"-Serie vorkamen – beispielsweise handelte es sich dabei um Laurie Metcalf, Parker Posey, Sarah Michelle Gellar und Carrie Fisher. Das sei keine queere Verschwörung gewesen: "Es ist einfach passiert", so Williamson. "Das ist wohl ein schwules Universum, nehme ich mal an."
"Chucky"-Reihe wurde zuletzt offen queer
In den Horrorfilmen des letzten Jahrtausends waren fast nie offen queere Figuren dabei, allerdings werden diese Geschichten inzwischen neu weitererzählt. Ein Beispiel ist die "Chucky"-Serie, die auf dem Film "Child's Play" aus dem Jahr 1988 beruht und sieben Filmfortsetzungen hervorbrachte. "Chucky"-Erfinder Don Mancini ist wie Williamson ein schwuler Mann, der aber queere Inhalte im konservativen Horror-Zeitalter verstecken musste.
Ganz anders in der "Chucky"-Fernsehserie, die im Oktober dieses Jahres in den USA gestartet ist: Die Hauptfiguren sind dort die beiden Teenager Jake Wheeler (Zackary Arthur) und Devon Evans (Björgvin Arnarson), die sich auch küssen (queer.de berichtete). Schwule Liebe und Homophobie werden in der Serie nun offen behandelt. Die achte und letzte Folge der ersten Staffel wurde erst letzte Woche in den USA ausgestrahlt. In Deutschland läuft die Serie am 19. Januar 2022 auf Syfy an.
Die beiden Sender Syfy und USA Network haben erst kürzlich eine zweite Staffel der von Kritiker*innen hochgelobten Serie bestellt. (dk)
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Aber Scream ohne Wes Craven... hfftl. verkacken sie es nicht!