Ulrich Kutschera ist in den letzten Jahren mit abwertenden Äußerungen gegenüber queeren Menschen zu einem Darling von Rechtsaußen geworden
Der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera hat den Ampel-Koalitionsvertrag am Mittwoch im Portal "Freie Welt" wegen der Queerpolitik scharf attackiert. In dem Papier klinge die "destruktive 'Mehrgeschlechter- bzw. Transgender-Ideologie' überall im Hintergrund mit". So gebe es eine "Homosexualisierung vieler Lebensbereiche". Auch das "Kindeswohl" werde gefährdet, etwa durch einen angeblich fehlenden Schutz vor "sexualisiertem Missbrauch durch [Ignorieren] natürlicher Schamgrenzen".
Textauszug aus dem Artikel von Ulrich Kutschera
Kutschera stellte in dem Artikel "Transgender-Ideologie unterwandert Familienpolitik" zudem einen Zusammenhang zwischen dem Koalitionsvertrag und dem Fall der transfeindlichen britischen Philosophin Kathleen Stock her, die nach Protesten ihren Job bei der Universität Sussex gekündigt hatte (queer.de berichtete). "Der Fall Kathleen Stock wirft ein dunkles Licht auf die hierzulande zu erwartende De-Konstruktion der Vater-Mutter-Kinder-Familie", schrieb der 66-Jährige. Dies sei "ein Problem, das langsam aber sicher auf uns zurollt und zu heftigen Kontroversen führen kann".
Bereits in den letzten Wochen hatte Kutschera immer wieder in "Freie Welt" publiziert. Dabei handelt es sich um ein Portal von Sven von Storch, dem Ehemann der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch, die dort immer wieder ihre Sicht der Welt verbreitet. In dem Portal wird etwa auch davor gewarnt, dass zu viele Homosexuelle im Fernsehen zur "Zersetzung" der heterosexuellen Familie führten (queer.de berichtete).
Kutschera will nicht homophob sein
Kutschera konzentriert sich in dem Portal vor allem auf den Kampf gegen queere Menschen: In einem Beitrag vom 12. November wehrte er sich etwa gegen Homophobie-Vorwürfe, die gegen ihn gerichtet worden seien: "Das Wort 'Homophobie' ist ein biologisch unsinniger politischer Kampfbegriff zur Diskreditierung aller jener Personen, die die evolutionär herausgebildete Mutter-Vater-Kinder-Familie verteidigen." In einem Beitrag vom 22. Oktober bezeichnete er Pläne für ein Selbstbestimmungsgesetz als "Frontalangriff gegen Darwin und die natürliche, evolutionär herausgebildete Familie". Außerdem echauffierte er sich über den "Hexenprozess" gegen seine Person.
Der neueste Artikel von Ulrich Kutschera
Damit bezieht sich Kutschera auf einen Volksverhetzungsprozess, dem er sich vergangenes Jahr vor dem Kasseler Amts- und Landgericht stellen musste. Anlass war eine Tirade gegen die Ehe für alle, als er 2017 in einem Interview vor einem "Horror-Kinderschänder-Szenario" warnte (queer.de berichtete). Das Amtsgericht verurteilte ihn deshalb letztes Jahr zu einer Geldstrafe in Höhe von 6.000 Euro (queer.de berichtete). Im Berufungsprozess hob das Landgericht das Urteil Anfang März auf (queer.de berichtete). Laut dem Gericht seien die Aussagen des Professors von der Meinungsfreiheit gedeckt gewesen.
Kutschera war bis dieses Jahr Professor am Institut für Biologie der Universität Kassel. Die Uni-Leitung hatte sich in Stellungnahmen mehrfach von dem Wissenschaftler distanziert. (dk)