Jussie Smollett wurde durch die TV-Serie "Empire" bekannt. Wegen der Ermittlungen wurde seine Rolle als homosexueller Sohn eines Hip-Hop-Moguls gestrichen (Bild: Dominick D / wikipedia)
Der US-Schauspieler Jussie Smollett, dem Falschaussagen vor der Polizei vorgeworfen wurden, ist in den meisten Anklagepunkten schuldig befunden worden. Die Sprecherin des zuständigen Bezirksgerichts in Chicago sagte, die Geschworenen hätten den 39-Jährigen wegen "ordnungswidrigen Verhaltens für schuldig befunden". Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.
Smollett hatte im Prozess den Vorwurf zurückgewiesen, mit seinen mutmaßlichen Komplizen den Angriff vorher besprochen zu haben. Sein Anwalt kündigte an, zu dem Schuldspruch in Berufung gehen zu wollen. In US-Medien spekulierten Rechtsexpert*innen, die von der Jury als falsch bewertete eidesstattliche Aussage Smolletts vor Gericht könnte zu einer Haftstrafe führen. Zuvor war damit gerechnet worden, dass die Strafe aus der Anklage, maximal drei Jahre, zur Bewährung ausgesetzt werden würde, da Smollett keine Vorstrafen besitze.
Die Geschworenen sahen es für erwiesen an, dass der afroamerikanische und schwule Star aus der Fernsehserie "Empire" den Angriff auf ihn gestellt und die Polizei belogen habe. Der Fall voller Wendungen hatte in den USA und international für Aufsehen gesorgt.
Angeblicher Angriff sorgte für weltweite Schlagzeilen
Smollett hatte im Januar 2019 berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten angegriffen und beleidigt worden. Die Angreifer hätten ihm einen Strick um den Hals gelegt und geschrien, Chicago sei "MAGA-Land" – in Anspielung auf den Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump, "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder großartig").
Die angebliche Attacke sorgte zunächst für Entsetzen (queer.de berichtete). Doch schon rasch wurden Zweifel an Smolletts Darstellung laut. Nach Überzeugung der Polizei soll der Schauspieler sich selbst einen Drohbrief geschickt und anschließend zwei Bekannte mit dem vorgetäuschten Angriff beauftragt haben; von seiner Opferrolle soll er sich berufliche Vorteile erhofft haben.
Die Ermittler stützen ihre Angaben auf Aufnahmen von Sicherheitskameras und auf Handydaten Smolletts und seiner angeblichen Angreifer. Die beiden Brüder hatten vergangene Woche ausgesagt, Smollett habe ihnen 3.500 Dollar (rund 3.100 Euro) für die vorgetäuschte Tat bezahlt. Der US-Star bestritt vor Gericht diese Darstellung (queer.de berichtete). Er habe das Geld für ein Trainings- und Ernährungsprogramm bezahlt, das einer der Brüder entwickelt habe.
Der Fall hatte im März 2019 eine weitere kuriose Wendung genommen, als die Staatsanwaltschaft die 16 Anklagepunkte gegen Smollett überraschend fallen ließ (queer.de berichtete). Der Schauspieler musste lediglich Sozialstunden leisten und 10.000 Dollar zahlen. Das wurde von der Polizei, die zunächst große Ressourcen in die Aufklärung des angeblichen Angriffes gesteckt hatte, und der Stadt Chicago scharf kritisiert. Schließlich wurde ein Sonderstaatsanwalt damit beauftragt, sich erneut des Falls anzunehmen.
Eine sogenannte Grand Jury erhob im Februar 2020 erneut Anklage gegen Smollett (queer.de berichtete). In fünf Anklagepunkten zu Falschaussagen folgte die Gerichtsjury nun der Anklage – nur in einem Punkt, zu einer Aussage gegenüber einem Polizisten Wochen nach dem Vorfall, entschied sie auf nicht schuldig. (dpa/afp/cw)