Der amerikanische Schauspieler Wil Wheaton hat sich am Dienstag auf Facebook für homophobes Verhalten in seinen Jugendjahren entschuldigt und erklärt, warum er die transphoben Tiraden des Netflix-Komikers Dave Chappelle nicht akzeptieren könne. "Ich möchte gerne eine Geschichte teilen für jeden, der wirklich nicht versteht, warum ich so eine entschiedene Meinung über Leute wie Chappelle habe, die transphobe Kommentare als Witze verkleiden. Das wird hoffentlich dabei helfen, meine Reaktion zu seinem Verhalten in einen Zusammenhang zu bringen", so der 49-Jährige.
Er selbst habe als Teenager homophobe Inhalte über Stand-up-Comedians konsumiert – konkret nannte er ein Comedy-Special von Eddie Murphy aus dem Jahr 1983 mit vielen homosexuellenfeindlichen "Witzen", für die sich der spätere Filmstar Mitte der Neunzigerjahre entschuldigen würde (queer.de berichtete). "Ein Komiker, von dem ich dachte, er sei einer der lustigsten Menschen der Welt, präsentierte es als normal, sich über homosexuelle Menschen lustig zu machen", so Wheaton. Es habe niemanden um ihn herum gegeben, der diese Ansichten hinterfragt habe. "Als Teenager war ich irritierend homophob – und das alles ging mit diesem Comedy-Special los."
Im Alter von 16 Jahren habe er dann seine Ansichten hinterfragt: Konkret erinnerte sich Wheaton an einen Vorfall nach einem fröhlichen Eishockeyspiel mit Männern, zu denen er aufschaute. Im Anschluss an ein Spiel habe er im Umkleideraum das oft gehörte Wort "Schwuchtel" verwendet. Wheaton weiter:
Der ganze Raum wurde still – und dann bemerkte ich, dass alle im Raum schwul waren. Sie kamen alle vom Team The Blades und ich habe … es gerade verschissen.
"Hast du keine schwulen Freunde?", fragte einer sanft.
"Ja", sagte ich abwehrend. Dann log ich: "Die sagen das die ganze Zeit." Ich war so beschämt und erschrocken. Mir ist aufgefallen, dass ich praktisch das andere N-Wort gesagt habe und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte mich in Luft auflösen. Ich wollte mich entschuldigen. Ich wollte um Vergebung bitten. Aber ich war ein dummer 16-Jähriger, der stolz und ignorant war und Angst hatte. Deshalb habe ich gelogen, um meine Haut zu retten.
"Die haben wohl wenig Selbstachtung", sagte er mit leiser Enttäuschung. Niemand hat danach ein Wort mit mir gewechselt. Ich habe mich fürchterlich gefühlt. Ich habe meine Ausrüstung in meine Tasche gestopft und bin so schnell wie möglich verschwunden.
Obwohl dieser Vorfall 30 Jahre zurückliege, denke er noch immer "die ganze Zeit" daran, so Wheaton weiter. Er schäme sich immer noch für sein Verhalten. Er habe diese Männer, die er sehr geachtet habe, abgewertet. "Weil das für mich normal gemacht wurde durch Kultur und Comedy." Niemand habe sich je so über ihn lustig gemacht.
"Mir tut das so leid"
"Ich bezweifle sehr, dass diese Männer meinen Eintrag heute lesen, aber wenn dem so ist: Mir tut das so leid." Er habe sein ganzes Leben damit verbracht, dafür zu sühnen und stets versucht, ein starker Verbündeter zu sein. "Ich will alles tun, was ich kann, um zu verhindern, dass ein anderes Kind die selbe Borniertheit zeigt, an die ich geglaubt habe, weil ich ignorant und privilegiert war."
Wil Wheaton (re.) in der "Enterprise"-Episode "Das Gesetz der Edo" (Bild: Paramount Pictures)
Dann kam er auf die aktuelle Debatte zu sprechen: "Diese Sachen, die Chappelle getan hat? Die von all diesen cisgeschlechtlichen heterosexuellen weißen Männern so eifrig verteidigt worden sind? Ich glaube, ihnen, wenn sie sagen, dass das keine große Sache ist. Denn es ist keine große Sache für cisgeschlechtliche heterosexuelle weiße Kerle. Aber für eine trans Person, normalisieren diese 'Witze' hasserfülltes, ignoranten, engstirniges Verhalten, das gegen sie gerichtet ist." Trans Menschen würden so entmenschlicht.
Wil Wheaton wurde durch eine Hauptrolle im Film "Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers" bekannt und spielte in "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert" den jungen Fähnrich Wesley Crusher. Inzwischen ist ein beliebter Kommentator im Gaming- und Science-Fiction-Bereich und auch durch viele andere Fernsehproduktionen bekannt, etwa als exzentrischer Wissenschaftler in der Serie "Eureka – Die geheime Stadt". Wheaton spielte außerdem in 17 Folgen der Sitcom "The Big Bang Theory" eine fiktionale Version von sich selbst. Wiederholt engagierte er sich für LGBTI-Rechte. (dk)
Hier erwartet den jungen Crusher die Todesstrafe für ein Vergehen. Ein Schicksal das heute immer noch Teilen der LGBTIQ+ drohen kann.