Der symbolische Leib Christi ist hetero- und cissexuellen Menschen vorenthalten – außer wenn queere Gläubige ihre Identität verleugnen (Bild: michael_swan / flickr)
Das Bistum Marquette im US-Bundesstaat Michigan hat seine Priester angewiesen, queeren Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Sakramente zu verweigern. Eine Person, "die öffentlich in einer gleichgeschlechtlichen sexuellen Beziehung" lebt, dürfe laut einem von Bischof John Doerfler unterzeichneten Papier (PDF) weder getauft, noch gefirmt werden noch dürfe sie die Eucharistie (Abendmahl) empfangen. Genauso scharf trifft der Bannstrahl Menschen mit einer "Geschlechtsidentitätsstörung" (oder "Gender-Dysphorie"). Das Papier verrät jedoch nicht, wie mit intergeschlechtlichen Menschen umgegangen werden soll.
Homosexuelle dürften erst wieder das Abendmahl empfangen, wenn sie Buße täten und ihre Beziehung beendeten – im Extremfall verlangt die Kirche dabei offenbar die Scheidung von verheirateten gleichgeschlechtlichen Ehepaaren. Auch trans Menschen müssten ihre Geschlechtsidentität bereuen, um die Verbote rückgängig zu machen. Wenn sie dies täten, müssten sie bereits durchgeführte Geschlechtsanpassungen nicht unbedingt rückgängig machen.
Auch Kinder aus Regenbogenfamilien müssen sich in der Kirche Einschränkungen gefallen lassen, selbst wenn sie cisgeschlechtlich und heterosexuell sind: So dürften sie, auch wenn sie bei den vermeintlich sündhaften Eltern wohnten, zwar zu den Sakramenten zugelassen werden. Allerdings dürften sie nicht öffentlich getauft oder gefirmt werden, sondern nur "privat", um "einen Skandal" zu vermeiden. Sonst könne schließlich der Eindruck vermittelt werden, dass die Kirche "die Neudefinition von Ehe und Elternschaft akzeptiert".
Trotz dieser Verbote heißt es in dem Papier, dass "jegliche ungerechte Diskriminierung verhindert werden muss". Ferner wird erklärt, dass queere Menschen "mit Würde und Respekt" behandelt werden müssten.
"Es ist keine Sünde, trans zu sein"
Der queerfreundliche Jesuiten-Pater James Martin kritisierte die Richtlinien des Bistums scharf. "Es ist keine Sünde, trans zu sein", schrieb er etwa auf Twitter.
In einer Pressemitteilung vom Donnerstag verteidigte das Bistum die Verbote: "Die Kirche lehrt, dass Personen, die gleichgeschlechtliche Anziehung empfinden oder eine Geschlechtsidentitätsstörung haben, nicht sündhaft sind. Nur aus freiem Willen danach zu handeln, ist sündhaft." Das Bistum erklärte auch, dass man sich um das Seelenheil von Homosexuellen und trans Menschen sorge.
Laut Marianne Duddy-Burke von der queeren katholischen Organisation DignityUSA handelt es sich bei dem Verbot in Marquette nicht um einen Einzelfall. Viele Bistümer "sagen etwas, das sich so anhört, als ob sie homosexuelle, queere und trans Menschen helfen wollen, aber in Wirklichkeit schaden sie ihnen und ihren Familien in ihrer spirituellen, seelischen und körperlichen Gesundheit".
Zuletzt hatte der Vatikan immer wieder betont, dass aktiv gelebte Homosexualität und Transidentität mit dem katholischen Glauben unvereinbar seien. Im März bekräftigte der Vatikan etwa das Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare (queer.de berichtete). (dk)