J.K. Rowling 2010 bei einer Lesung im Garten des Weißen Hauses in Washington (Bild: Executive Office of the President)
Die 56-jährige Schriftstellerin Joanne K. Rowling steht erneut wegen eines als transphob kritisierten Twitter-Eintrags im Licht der Öffentlichkeit. Die Britin schrieb am Sonntagabend einen sarkastischen Kommentar zu einen Artikel der konservativen Londoner Zeitung "Sunday Times", in dem darüber berichtet wurde, dass trans Menschen von der Polizei anerkannt werden – konkret ging es in dem Bericht darum, dass ein "Vergewaltiger mit männlichen Genitalien" angeblich als Frau registriert werden könne, wenn er sein Geschlecht als weiblich angebe. Derartige transphobe Artikel finden sich in der britischen Presse derzeit vermehrt, sogar in der BBC (queer.de berichtete).
Rowling tweetete zu dem Artikel im Ton von George Orwells dystopischen Roman "1984": "Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Die penishaltige Person, die dich vergewaltigt hat, ist eine Frau."

Der Tweet Rowlings stieß bei vielen auf Unverständnis in sozialen Netzwerken, weil gerade trans Menschen unter Diskriminierung litten. Manche verwiesen etwa auf Statistiken – etwa auf eine aktuelle Untersuchung aus den Niederlanden, wonach das Sterberisiko bei trans Menschen doppelt so hoch sei wie bei cisgeschlechtlichen Personen (queer.de berichtete).
Eine Nutzerin erklärte, sie verstehe die Logik hinter Rowlings Beschwerde nicht: "Wenn eine Frau eine Vergewaltigung begeht, ist das immer noch ein verwerfliches Verbrechen. Eine Frau eine Frau zu nennen, ändert daran nichts." Ein trans Aktivist aus Dublin schrieb: "Selbst wenn eine trans Frau eine perfekte, gesetzestreue Bürgerin ist, bezweifle ich, dass J.K. Rowling sie als Frau akzeptieren würde. Alles, was sie in ihrem Twitter-Profil tut, ist trans Frauen 'penishaltige Personen' zu nennen."
Zustimmung findet Rowling insbesondere in rechten Kreisen. Im sehr populären rechtsradikalen US-Portal "Breitbart" wird Rowling etwa gefeiert – und trans Personen gleichzeitig attestiert, "geisteskrank" zu sein. Zudem wird postuliert, dass angeblich der "Glaube an den Klimawandel" geisteskrank und trans machen könne.

Rowling beschwert sich bereits seit mehreren Jahren über die Existenz von trans Menschen. 2019 hatte die "Harry Potter"-Autorin einen Shitstorm ausgelöst, weil sie sich in sozialen Netzwerken hinter eine Wirtschaftswissenschaftlerin stellte, die trans Frauen abgesprochen hatte, "echte" Frauen zu sein (queer.de berichtete). Viele Stars der "Harry Potter"-Filme, darunter Hauptdarsteller Daniel Radcliffe, kritisierten die Schriftstellerin für ihre transphobe Haltung. Rowling selbst verteidigte ihre Aussagen mit eigener Missbrauchserfahrung (queer.de berichtete). Erst vergangenen Monat behauptete Rowling, dass sie unzählige Morddrohungen dafür erhalten habe, dass sie stets offen ihre Meinung über Geschlechtsfragen sage (queer.de berichtete). (dk)