Der designierte CDU-Chef Friedrich Merz hat sich am Freitagabend in einem Interview in der ARD-Sondersendung "Farbe bekennen" für das Recht von unverheirateten Homo-Paaren auf Adoption ausgesprochen. Journalistin Tina Hassel hatte den 66-Jährigen gefragt: "Sollten denn in Zukunft auch unverheiratete gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen?" Daraufhin die Antwort: "Das ist ein Thema, das wir schon seit längerer Zeit diskutieren. Spricht aus meiner Sicht nichts dagegen."
In dieser Frage werden übrigens derzeit homo- und heterosexuelle Paare bereits gleichbehandelt: Seit März 2020 dürfen unverheiratete (und nicht verpartnerte) Paare die Kinder ihrer Lebenspartner*innen auf dem Wege der Stiefkindadoption adoptieren. Dies gilt gleichermaßen für verschiedengeschlechtliche wie für gleichgeschlechtliche Paare. Ein gemeinsames Adoptionsrecht für unverheiratete Paare (egal ob verschieden- oder gleichgeschlechtlich) gibt es nicht.
Eine Diskriminierung liegt dagegen noch bei verheirateten Ehefrauen vor: Wenn eine ein Kind bekommt, wird die andere nicht automatisch als Mit-Mutter anerkannt. Sie muss stattdessen – wie unverheiratete Paare – den Weg der Stiefkindadoption gehen. Bei heterosexuellen Paaren wird der Ehemann dagegen ohne diesen Umweg als Vater anerkannt, selbst wenn er nicht der leibliche Vater ist.
CDU soll "die modernste Volkspartei Europas" sein
Merz erklärte in dem Gespräch auch, er stelle an Partei und sich selbst den Anspruch, dass die CDU "die modernste Volkspartei Europas" sein solle. In vielen Fragen – wie beim Wahlalter ab 16 Jahren oder bei der Impfpflicht – blieb er im Vagen.
Friedrich Merz war von 1994 bis 2009 Bundestagsabgeordneter und zog diesen September erneut ins deutsche Parlament ein. Dazwischen arbeitete er als Lobbyist. So hat er sich bei großen gesellschaftlichen Fragen der letzten Jahre – wie der Ehe für alle im Jahr 2017 – nicht als Politiker positioniert. In der Debatte um die eingetragenen Partnerschaften zur Jahrtausendwende war er aber durch bedingungslose Ablehnung aufgefallen. "Die werden wir nicht akzeptieren!", so Merz damals. Er beschrieb die Einrichtung des mit weniger Rechten ausgestatteten Instituts für gleichgeschlechtliche Paare als Angriff auf die heterosexuelle Familie.
Erst im letzten Jahr sorgte Merz mit einer homophoben Äußerung erneut für Empörung. Damals brachte er bei "Bild Live" sexuellen Missbrauch von Kindern mit Homosexualität in Verbindung (queer.de berichtete). Später versuchte er, Kritik an seiner Äußerung als Fake News herunterzuspielen (queer.de berichtete).
LSU: "Auf die gemeinsame Zusammenarbeit freuen wir uns!"
Die Lesben und Schwulen in der Union gratulierten Merz via Facebook zu seiner Wahl zum CDU-Chef: "Auf die gemeinsame Zusammenarbeit freuen wir uns! Wir stehen für Rückfragen und dem Draht zur #LSBT Community immer zur Verfügung", hieß es in einem Eintrag vom Freitag. Dazu wurde ein Bild vom Merz-Besuch bei der LSU vom November geteilt. Damals warb der Politiker innerparteilich um Stimmen für seine Wahl zum Parteichef und sagte der LSU zu, sie dabei zu unterstützen, als "Sonderorganisation" innerhalb der CDU anerkannt zu werden (queer.de berichtete).
Der LSU-Landesverband in Nordrhein-Westfalen, also dem Heimatland von Merz, ergänzte: "Für die neue Aufgabe wünschen wir ein glückliches Händchen und Gottes Segen!"
Strahlt einfach so viel Positives aus, den Willen und die Motivation zum Aufbruch in modernere Zeiten.