Vor den französischen Präsidentschaftswahlen im April 2022 droht dem Wahlkampf eine "Amerikanisierung" bzw. "Trumpisierung" ("Le Monde"): Unter Gegner*innen des amtierenden Staatschefs Emanuel Macron ist derzeit besonders eine LGBTI-feindliche Kampagne populär. Demnach sei der liberale Präsident "schwul", weil seine Frau in Wirklichkeit ein Mann sei – oder eine trans Person.
Verbreitet wird dieses aus der Luft gegriffene Gerücht bereits seit Monaten von der rechtsradikalen Verschwörungstheoretikerin Natacha Rey, die sich selbst als "unabhängige Journalistin" beschreibt. Erst in diesem Monat verfingen sich diese "transphoben Fake News" ("L'Avenir") in sozialen Medien. Der Hashtag #JeanMichelTrogneux, der den angeblichen Geburtsnamen der Präsidentengattin repräsentieren soll, war in den letzten Tagen in Frankreich sehr populär – insbesondere unter Impfgegner*innen, aber auch in der Gelbwestenbewegung, in der jetzt Rechts- und Linksradikale den Ton angeben.
Natacha Rey versucht bereits seit längerem, erfundene Geschichten über die Geschlechtsidentität der Ehefrau von Präsident Macron zu verbreiten (Bild: Facebook)
Befeuert wird das Gerücht vom staatlich kontrollierten russischen Nachrichtenkanal RT. Auf seiner englischsprachigen Website führte der Sender am Montag die Geschichte um die Macrons unter den Top-Storys – mit der Überschrift: "Europäischer Anführer einem Gerüchtesturm ausgesetzt, dass er einen Mann geheiratet hat." In dem Artikel werden auch Gerüchte gestreut, dass Michelle Obama, die ehemalige First Lady der USA, und die neuseeländische Premierminister Jacinda Adern trans seien. Allen Personen, gegen die diese Gerüchte gestreut werden, haben die Gemeinsamkeit, dass sie sich für LGBTI-Rechte engagieren.
Bereits vor fünf Jahren Homo-Gerüchte gegen Macron gestreut
Bereits vor seiner ersten Wahl 2017 hatte es Homo-Gerüchte um Macron gegeben, die von seinen politischen Gegner*innen gestreut worden waren. Damals behauptete ein republikanischer Politiker etwa, dass die "sehr reiche Homo-Lobby" hinter Macron stehe – seine Thesen verbreitete er damals übrigens auf RT (queer.de berichtete).
Moskau hatte in den letzten Jahren laut Medienberichten die rechtsradikale Politikerin Marine Le Pen mit Millionenbeträgen unterstützt, auch mit der AfD hält Moskau enge Kontakte. Ziel dieser Beziehung ist offenbar die Destabilisierung westlicher Demokratien, um die eigenen geopolitischen Ziele besser durchsetzen zu können.