Jeff T. Green hat genug von seiner Kirche
Der amerikanische Multimilliardär Jeff T. Green hat laut einem Bericht der Tageszeitung "Salt Lake Tribune" seinen Austritt aus der Mormonen-Kirche bekanntgegeben und als Grund die Missachtung von Menschenrechten genannt. "Ich glaube, die Mormonen-Kirche hat den weltweiten Fortschritt bei Frauenrechten, Bürgerrechten und Antirassismus sowie LGBTQ+-Rechten behindert", schrieb er in einem Brief an die in Salt Lake City ansässige Glaubensgemeinschaft. Die Kirche "richtet aktiv bis heute Schaden in der Welt an", so Green weiter.
Als erste Großspende im Rahmen seines Austritts habe er sich die LGBTI-Organisation Equality Utah ausgesucht – und ihr 600.000 US-Dollar (530.000 Euro) zukommen lassen. Es sei "die erste von hoffentlich vielen Spenden" durch seine Stiftung an diese Organisation.
Die Hälfte des Geldes solle einem Stipendienprogramm zukommen, mit dem queeren Studierende unterstützt werden sollen – etwa solche, "die die Brigham-Young-Universität verlassen wollen oder müssen". BYU ist im Besitz der Mormonen-Kirche und mit mehr als 33.000 Studierenden eine der größten Privathochschulen in den USA. In dieser Uni herrschte lange Jahre ein striktes Homo-Verbot, das letztes Jahr aber etwas gelockert wurde – nach wie vor werden schwule oder lesbische Studierende aber gezwungen, ihre sexuelle Orientierung zu verleugnen und zu unterdrücken (queer.de berichtete). Green war selbst Student an der BYU.
Der Mormonentempel in Salt Lake City (Bild: flickr / Ken Lund / cc by 2.0)
Greens Vermögen wird auf 5,7 Milliarden Dollar geschätzt – er sei damit laut "Salt Lake Tribune" die "reichste Person aus Utah". Sein Geld hat er durch die Entwicklung mehrere Internet-Werbeplattformen verdient. Letzten Monate kündigte der 44-Jährige an, dass er 90 Prozent seines Vermögens wohltätigen Organisationen zukommen lassen wolle.
Derzeit ist die Mormonenkirche (Eigenbezeichnung: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage) in den USA die viertgrößte christliche Glaubensgemeinschaft – nach katholischer, südbaptistischer und methodistischer Kirche. Sie beruft sich neben der Bibel auch auf das "Buch Mormon". Diese im 19. Jahrhundert verfasste Heilige Schrift ist eine Art Prequel und Fortsetzung des Neuen Testaments, dessen Handlung nach Nordamerika verlegt wurde.
Die Mormonen-Kirche gehört zu den LGBTI-feindlichsten Glaubensgemeinschaften der USA. In einem Achtzigerjahre-Ratgeber wurde etwa ernsthaft davor gewarnt, dass Männer schwul werden, sollten sie sich selbst befriedigen (queer.de berichtete). Bis heute hält die Kirche an der Minderwertigkeit Homosexueller fest und verbietet etwa gleichgeschlechtliche Ehen. Zuletzt lockerte sie aber ihre Doktrin etwas – eine gleichgeschlechtliche Ehe wird seit 2019 etwa nicht mehr als Abfall vom Glauben gewertet, sondern nur noch als "ernstes Vergehen" (queer.de berichtete). (dk)