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Ex-Erzbischof

Desmond Tutu gestorben

Sein Leben lang kämpfte er gegen Ungerechtigkeit – gegen Rassentrennung, aber auch gegen LGBTI-Feindlichkeit.


Desmond Tutu – hier bei einem Kirchentag 2007 in Köln – wurde 90 Jahre alt (Bild: Raimond Spekking / wikipedia)

  • 26. Dezember 2021, 09:43h 14 2 Min.

Der weltbekannte südafrikanische Menschenrechtler und Anti-Apartheid-Kämpfer Desmond Tutu ist tot. Der Friedensnobelpreisträger und frühere Erzbischof starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren in Kapstadt, wie Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa in einer Erklärung mitteilte. Als prominentester Geistlicher war er jahrzehntelang das moralische Gewissen des Landes, für das er nach der Überwindung der Apartheid einst den Begriff der "Regenbogennation" prägte.

Ob Rassendiskriminierung oder andere Ungerechtigkeit wie LGBTI-Feindlichkeit: Tutu fand stets klare Worte. Als streitbarer anglikanischer Gottesmann wurde er zur Stimme des Widerstands und erhielt 1984 für seinen gewaltlosen Einsatz gegen das Apartheidregime den Friedensnobelpreis. Er sei ein pragmatischer und prinzipienfester Mensch gewesen, schrieb Ramaphosa.

Kampf auch für queere Menschen

Anders als viele andere christliche Anführer*innen setzte sich Tutu stets für die Rechte von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten ein: 2012 kritisierte Tutu etwa ausdrücklich ein Anti-Homosexuellengesetz in Uganda – mit beeindruckenden Worten: "Meine Brüder und Schwestern, Ihr wart solidarisch mit den Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe unterdrückt wurden. Wenn Ihr aufrichtig sein wollt vor dem Herrn, müsst Ihr auch für diejenigen Menschen da sein, die für etwas unterdrückt werden, für das sie nichts können: ihre sexuelle Orientierung" (queer.de berichtete). Tutu beteiligte sich auch an der UN-Kampagne "Free & Equal", die für die Gleichbehandlung von queeren Menschen warb.

Der am 7. Oktober 1931 in der Bergbaustadt Klerksdorp bei Johannesburg geborene Tutu war nach dem Ende der Apartheid einer der Verfechter der Aussöhnung zwischen Schwarz und Weiß. Er übernahm 1996 den Vorsitz der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die Verbrechen der Apartheidzeit aufarbeitete. Obwohl er sich dem heute regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) seines Freundes Nelson Mandela im Anti-Apartheid-Kampf verbunden fühlte, kritisierte er den ANC später für Missstände oder Fehlentwicklungen.

Aus der Öffentlichkeit zog er sich nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika immer mehr zurück. Obwohl er zunehmend zur Behandlung ins Krankenhaus musste, meldete er sich aber bei ihm ungerecht erscheinenden Ereignissen noch immer stets lautstark zu Wort. Er hinterlässt seine Frau Leah und vier Kinder.

Einen seiner letzten öffentlichen Auftritte hatte er Mitte September 2019, als ihm der britische Prinz Harry bei einer Afrikareise seine kleine Familie vorstellte und der bereits sehr gebrechlich wirkende Tutu dem kleinen Archie einen Kuss auf die Stirn hauchte. (dpa/cw)

-w-

#1 CyberteddyAnonym
#2 RuntAnonym
  • 26.12.2021, 11:20h
  • Eine beeindruckende, starke , pragmatische und, wie ich finde, vorbildliche Persönlichkeit, sowohl, was den Kampf um Rechte, als was die Aufarbeitung des Unrechts der Vergangenheit angeht.

    Gut gefällt mir sein Satz, dass Vergebung weniger mit christlichen Grundsätzen, als mit Realpolitik zu tun habe. Er war kein Ideologe, kein Dogmatiker, was sich auch in seiner Fähigkeit zum Humor zeigte.

    Hätte er so studieren dürfen, wie er wollte, wäre er vielleicht Arzt geworden. In seinem Amt und im Laufe seines Lebens hat er statt dessen viele politische und seelische Wunden heilen können.

    Es ist eine schöne Pointe, dass er am Weihnachtstag gehen konnte - sicher in der begründeten Hoffnung, dass sich viele Nach- und Neugeborene an seinem Beispiel orientieren werden.
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#3 stephan
  • 26.12.2021, 12:33h
  • Ich bin sehr traurig, dass dieser überragende Mensch von uns gegangen ist, aber es wäre aber wohl weiser, glücklich und dankbar zu sein, dass dieser große Versöhner gelebt und gewirkt hat ...
    Beeindruckt hat mich schon früh, wie selbstverständlich er gegen alle ihm bewussten Diskriminierungen aufgetreten ist. Dass er nicht in den Himmel wolle, wenn seine LGBT-Freunde dort keinen Platz hätten, ist ein wunderschöner Aphorismus!
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