Symbolbild: In einigen Ecken Deutschlands und selbst NRWs dürfen Männer noch miteinander schwitzen, in anderen nicht (Bild: Depositphotos)
Mehrere schwule Saunen in NRW haben am Donnerstag bekannt gegeben, dass sie wieder bis auf weiteres im Rahmen der behördlichen Covid-Eindämmungsmaßnahmen schließen müssen. Grund ist eine Aktualisierung der Corona-Schutzverordnung des Landes, die die Betriebe offenbar überrascht hat.
Mit Stichtag 30. Dezember wird darin unter anderem verboten "der Betrieb von Swingerclubs sowie vergleichbare Angebote, insbesondere in Bordellen und Prostitutionsstätten". Entsprechende Betriebe werden damit Clubs und Diskotheken gleichgestellt, für die in NRW bereits seit einigen Wochen wieder ein Komplett-Verbot gilt. Die neue Regelung gilt zunächst bis 12. Januar und könnte mit der nächsten Schutzverordnung verlängert werden.
Das erneute Verbot hatte die Schwitztempel offenbar kalt erwischt: "LEIDER MÜSSEN WIR AUFGRUND DER NEUEN CORONA VERORDNUNG AB SOFORT SCHLIEßEN!!!! WEITERE INFOS FOLGEN!!!", schrieb etwa die Phoenix-Sauna Köln bei Facebook an ihre ebenfalls überraschten Follower. Bislang fehlende weitere Infos zur sofortigen Schließung versprachen in dem sozialen Netzwerk etwa auch die Babylon in Köln, die Ruhrwellness in Mülheim oder die Phoenix in Düsseldorf.
Seit Ende November galt in den NRW-Saunen nach der damaligen Corona-Schutzverordnung zu Prostitutionsstätten größtenteils 2G-Plus: Zutritt nur für Geimpfte oder Genesene, die zudem einen aktuellen Schnell- oder PCR-Test vorlegen mussten. Saunen wie die Phoenix hatten die Regelung überpünktlich umgesetzt und teilweise immer wieder auf Testangebote in der Nähe verwiesen. Mit entsprechenden oder ähnlichen Regeln haben Gay-Saunen in anderen Bundesländern, etwa der Boiler in Berlin, teilweise noch geöffnet. In Bayern schlossen die Männer-Saunen hingegen wieder zum 24. November.
Kritik und offenbar wirre Umsetzung
Um die Einstufung von schwulen Saunen als quasi Bordelle durch die NRW-Landesregierung und den meisten Kommunen im Land sowie um das generelle Verbot des Betriebs von Prostitutionsstätten hatte es vor allem 2020 politischen Streit gegeben. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte in schriftlichen Anfragen erklärt, dass er eine schwule Sauna "als eine den Prostitutionsstätten ähnliche Einrichtung" einstufe. Das führte in der Praxis der letzten zwei Jahre zu häufigeren und längeren Schließungen und strengeren Regeln als etwa bei "regulären" Saunen oder Bars.
Unter anderem die SPDqueer hatte die Einstufung kritisiert: Die Saunen seien keine Bordelle, sondern in Existenznot fallende "Safe Spaces", meinte etwa der Landesvorsitzende Frank Spies im letzten Dezember (queer.de berichtete). "Hier finden unabhängig von sexuellen Handlungen soziale Begegnungen aber auch Aufklärungsarbeit, etwa durch die Aids-Hilfen, statt". Die Bundesarbeitsgemeinschaft Die Linke.queer kritisierte damals unter anderem, das im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen strenge Verbot von Schwulensaunen und Sexarbeit zeige einen Missbrauch der Schutzverordnung durch die CDU/FDP-Landesregierung, "um konservative Moral- und Familienbilder aufleben zu lassen und unerwünschte Formen gelebter Sexualität zu diskreditieren" (queer.de berichtete).
So starr wie von Laumann gewünscht wurden die Regeln aber nicht überall interpretiert: In Essen wurden die schwulen Saunen etwa mehrfach laxer eingestuft. Aktuell weisen die Metropol- und Pluto-Sauna auf ihren Facebook-Seiten noch auf die Neu-Einfühung von 2G-Plus zum 28. Dezember hin – wie zu jenem Tag auch bei Schwimmbädern in NRW und rund einen Monat nach vielen anderen schwulen Saunen in dem Bundesland. Auf eine Nutzer-Anfrage zu den jüngsten Komplett-Schließungen in NRW schreibt die Pluto-Sauna am Freitagmorgen: "Wir haben zurzeit und bis auf weiteres geöffnet. Was sich wie entwickelt können wir leider nicht vorhersagen." (cw)