Maricoins sollen irgendwann einmal in aller Welt erhältlich sein
Maricoin, laut den Gründern die "erste queere Kryptowährung", ist am vergangenen Freitag als Pilotprojekt in Spanien an den Start gegangen. Zunächst nehmen rund ein Dutzend Betriebe in einem queeren Stadtteil Madrids die Währung an. Die Annahmestellen sollen sukzessive auf ganz Spanien und die Welt ausgedehnt werden.
"Das ist eine Kryptowährung, die mit Stolz geboren wurde und für Gleichbehandlung und gegen jegliche Art von Diskriminierung vorgehen will", heißt auf einer Werbeseite, auf der sich Interessenten auf eine Warteliste eintragen können. Der Werbetext endet mit den Worten "¡Arriba Maricoin!". Der Name der Währung basiert auf dem Schimpfwort "maricón" (Schwuchtel), das in Spanien aber Schwule oft untereinander nutzen – ähnlich wie das N-Wort unter Schwarzen in den USA populär ist.
Maricoin will queere Projekte finanzieren
"Wenn wir schon die Wirtschaft in Bewegung bringen, warum sollte unsere Community nicht davon profitieren, anstatt Banken, Versicherungsgesellschaften oder große Konzerne, die oft queeren Menschen nicht helfen", erklärte Mitbegründer Juan Belmonte gegenüber der "Thomas Reuters Foundation". Ziel sei es auch, mit Gewinnen Projekte für LGBTI-Rechte zu finanzieren. Der 60-jährige Friseur hatte die Idee zur Gründung der Währung, als er letztes Jahr mit Freund*innen den CSD in Madrid feierte. Als Partner hinter der Währung steht das Risikokapital-Unternehmen Borderless Capital aus Miami. Die Währung nutzen dürfen demnach Unternehmen wie Restaurants oder Hotels, die ein "Gleichbehandlungsmanifest" unterzeichnet haben.
Maricoin-CEO Francisco Álvarez Cano erklärte, bereits vor dem Start der neuen Währung hätten sich 8.000 Menschen auf die Warteliste gesetzt, um Anteile zu erwerben. Maricoins sollen einmal ein weltweiter "LGBTI-Leitfaden werden – und zwar für jeden, der jede Stadt der Welt besucht".
Unmut über Name der Währung
Für Aufsehen insbesondere im englischsprachigen Internet sorgte der Name. Wie das queere US-Nachrichtenmagazin "Advocate" berichtete, zeigten sich viele Nutzer*innen empört, ein Schimpfwort wie "maricón" damit aufzuwerten. Der Begriff wird etwa in vielen spanischsprachigen Ländern in Fußballstadien als Beleidigung verwendet – wiederholt bestrafte deshalb die FIFA die mexikanische Nationalmannschaft (queer.de berichtete). Andererseits haben Schwule insbesondere in Spanien das Wort als neckischen Ausdruck untereinander für sich entdeckt – bei "Drag Race España" nutzen es die Queens etwa andauernd, was deutsche Zuschauer*innen aber nicht mitbekommen: Beim Streamingportal WOW Presents Plus wird das Schimpfwort in den deutschen Untertiteln schlicht nicht übersetzt, sondern als "m*****n" verschleiert.
Kryptowährungen sind digitale Währungen, die wie echtes Geld getauscht und gehandelt werden können. Sie basieren meist auf einer dezentralen Datenbank, können also nicht von einer einzelnen Person oder Firma kontrolliert werden. Auch Maricoins sollen laut dem Magazin "Emprendedores" auf einer sogenannten Blockchain basieren. Der Wert richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Anleger*innen sind aber nicht durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Zu den Risiken, die sie tragen müssen, gehören Software-Fehler oder auch die Anfälligkeit für Kursmanipulationen.
Marktführer Bitcoin unterliegt großen Kursschwankungen: Nach hohen Gewinnen ließ der Kurs beispielsweise in den letzten sechs Wochen um mehr als 25 Prozent gegenüber dem Euro nach – Anleger*innen verloren also ein Viertel ihres Bitcoin-Vermögens.
Die Idee einer queeren Kryptowährung gab es übrigens schon zuvor: So sollte der sogenannte LGBT Token das erste queere Zahlungsmittel werden – und das Geld ebenfalls an die Community zurückgeben (queer.de berichtete). Bislang ist das Projekt des Gründers der schwulen Dating-App Hornet aber weiter im Planungsstadium. (dk)
Wenn der Maricoin zu einem "Geld-Begriff" wird, könnte das doch der Bedeutung des Wortes als Beleidigung den Wind aus den Segeln nehmen:
Man stelle sich vor im Fussballstadion würden die Gegnerischen Fans "Euro! Euro" oder "Bitcoin! Bitcoin" rufen...
Es wäre dann sogar eine homophoben-basierte kostenlose Werbung für diese Währung ;-)