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Nach Druck aus Russland
Youtube droht schwulem Video-Blogger mit Löschung von "Homo-Propaganda"-Video
Ein Blogger soll wegen des russischen Gesetzes gegen "Homo-Propaganda" ein Video löschen, in dem er davon erzählt, wie er als Jugendlicher seine Homosexualität entdeckte. Dabei lebt er schon seit Jahren in den USA.

Dieses harmlose Video will Google löschen, weil Gespräche über sexuelle Orientierung der russischen Staatsmacht ein Dorn im Auge sind (Bild: Screenshot Youtube / Felix Glyukman)
- 5. Januar 2022, 13:38h 2 Min.
Filmemacher Felix Glyukman hat am Dienstag auf Facebook erklärt, er sei vom Internetriesen Google zur Löschung eines seiner Youtube-Videos aufgefordert worden, weil dies gegen das russische Gesetz gegen "Homo-Propaganda" verstoße. Das russischsprachige Video trägt den Titel "Wie habe ich bemerkt, dass ich schwul bin?" und ist bislang noch online.
Wörtlich hieß es nach Angaben von Glyukman in einer E-Mail des Videodienstes: "Wenn Sie den Inhalt nicht löschen, ist Google möglicherweise gezwungen, den Inhalt zu blockieren." Youtube bezieht sich dabei auf einen von russischen Behörden gemeldeten angeblichen Gesetzesverstoß. Das Portal gehört bereits seit 2006 zum Google-Konzern.
"Ich lebe seit Februar 2017 nicht mehr in Russland"
Glyukman versteht nicht, warum er das Video löschen soll: "Ich lebe seit Februar 2017 nicht mehr in Russland. Ich zahlen Steuern in den Vereinigten Staaten und das Video ist in Miami aufgenommen worden. Da stellt sich eine faire Frage – warum zum Teufel sollte ich mir Sorgen um das russische Recht machen?"
For my English-speaking friends: this post is about an attempt of the moronic Russian government to block my video on...
Posted by Felix Glyukman on Monday, January 3, 2022
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Das bereits im Juni 2019 hochgeladene Video ist nach Angaben des russischen Oppositionsportals "Meduza" am 26. November des vergangenen Jahres auf Betreiben der russischen Medienzensurbehörde Roskomnadsor von einem Gericht auf die sogenannte Schwarze Liste von Webseiten gesetzt worden, zu denen Provider den Zugang sperren müssen. Google hat sich gegenüber russischen Medien bislang nicht zu der Löschaufforderung geäußert.
Glyukman protestierte vor seinem Umzug in die USA gegen LGBTI-Feindlichkeit in seinem Heimatland Russland. Laut BuzzFeedNews sind er und sein Partner 2016 festgenommen worden, als sie bei der US-Botschaft in Moskau Blumen für die Opfer des Anschlags auf einen queeren Club in Orlando niederlegten. Inzwischen lebt Glyukman in New York City und arbeitet als Regisseur, Cutter und Kameramann.
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Russland ist in letzter Zeit vermehrt gegen die Sichtbarkeit von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten vorgegangen. Im November wurde etwa ein TV-Sender wegen "Homo-Propaganda" verurteilt, weil im Nachmittagsprogramm der extravagante Auftritt eines Musikers gezeigt wurde (queer.de berichtete). Zuletzt drohte die Staatsmacht auch Netflix wegen queerer Inhalte eine Sperrung an (queer.de berichtete). In der Duma gibt es auch Bestrebungen, die Darstellung von queeren Menschen künftig wie Pornografie einzustufen (queer.de berichtete). (dk)
Links zum Thema:
» Homepage von Felix Glyukman















Shame on you, YouTube. And first of all, shame on you, russia for your pressure.