Zu Update springen: Staatsschutz ermittelt (6.1., 11:05h)
Am 1. und am 4. Januar ist das Grab von Ella Nik Bayan in Berlin-Lichtenberg geschändet worden. Das berichtet der LSVD am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Der Verband stellte eine Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizei Berlin. Der polizeiliche Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft müssten dafür sorgen, dass die Verantwortlichen ermittelt und Anklage erhoben werde.
Bei der Schändung handele es sich um ein Hassverbrechen, dass auch als solches geahndet werden müsse, so die gemeinsame Pressemitteilung des LSVD-Bundesverbands, des LSVD Sachsen-Anhalt und des LSVD Berlin-Brandenburg. "Wir sind erschrocken und zornig, dass die transfeindliche Gewalt gegen Ella selbst nach ihrem Tod weitergeht. Der Anblick ihres geschändeten Grabes ist unerträglich." Laut Verbandsmitteilung und Medienberichten wurden Erinnerungsstücke am Grab beschädigt und dort zynisch ein Feuerlöscher und Benzinkanister deponiert. "Diese gezielt inszenierte Botschaft des Hasses ist eine transfeindliche Straftat", so der LSVD.
Der Tod Bayans hatte im letzten September für großes Entsetzen gesorgt: Sie hatte sich auf dem Berliner Alexanderplatz mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet (queer.de berichtete). Wenig später starb sie im Unfallkrankenhaus Berlin an den Verletzungen (queer.de berichtete). Dort wurden noch unautorisiert Fotos von Ella gemacht und in Chats verbreitet.
"Ella war eine trans Frau aus dem Iran. Sie floh vor Verfolgung und Gewalt nach Deutschland", erinnert sich der LSVD. "Nach ihrer Flucht lebte sie zuerst in Magdeburg und war im Regenbogen-Café des LSVD aktiv. Später zog sie nach Berlin." Queer.de hatte zum Jahreswechsel noch einmal an Ella erinnert.
"Wie Ella sind transgeschlechtliche Menschen in Deutschland täglich Anfeindungen und struktureller Diskriminierung ausgesetzt", so der LSVD. Ein Angriff auf LGBTI sei "immer auch ein Anschlag auf unsere Grundwerte und das Herz unserer Demokratie". Die Solidarität des Verbands gelte "den Angehörigen von Ella Nik Bayan, ihren Freund*innen und Wegbegleiter*innen, sowie allen Opfern queerfeindlicher Gewalt und denen, die sich mit ihnen verbunden fühlen."
Der Verband ruft Zeug*innen und sonstige Personen mit Hinweisen zur Tat dazu auf, sich bei der Polizei Berlin, Abschnitt 34, Nöldnerstr. 35 in 10317 Berlin, unter deren Telefonnummer (030) 4664-334700 oder per E-Mail an dir-3-a-34@polizei.berlin.de zu melden. (cw)
Update 6.1., 11.05h: Staatsschutz ermittelt
Die Berliner Polizei gab am Donnerstag bekannt, nach Erstinformation über die Tat durch einen Zeugen am Grab von Ella Nik Bayan die Gegenstände sichergestellt zu haben, "die Bezug zu den Todesumständen der im September vergangenen Jahres Verstorbenen herstellten und das Andenken an sie verunglimpfen". Ein Fachkommissariat des Polizeilichen Staatsschutzes habe die weiteren Ermittlungen übernommen, "da der Verdacht einer transfeindlichen Motivation für die Straftat, Störung der Totenruhe und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener im Raum steht".
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Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern lauten:
0 800 / 111 0 111 und
0 800 / 111 0 222.
Für trans Personen gibt es in Deutschland ein großes Netzwerk aus Treff-, Unterstützungs- und Beratungsangeboten. So bietet etwa die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität mehrere
Beratungsstellen. Weitere lokale Angebote lassen sich oft über Suchmaschinen finden.
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