Zu Update springen: Haiyti entschuldigt sich (11.1., 13.30 Uhr)
Ein mehr als ein Jahr altes Podcast-Interview der 29-jährige Rapperin Haiyti, in dem sie sich homophob äußert, hat in den letzten Tagen zu scharfer Kritik geführt: Haiyti hatte in dem bislang weitgehend unbeachteten Podcast mit Tim Mälzer im September 2020 verteidigt, dass sie das Wort "schwul" in ihren Songs als Schimpfwort verwendet. Viele Nutzer*innen in sozialen Medien und Kolleginnen kritisierten am Wochenende die Künstlerin für diese Aussage.
Wörtlich hatte die Hamburgerin erklärt: "Ich sage ja auch im Text: 'Ich find euer Geld schwul, bis es meins ist.' Da meine ich auch nicht die Schwulen. Da meine ich: 'Ich find's scheiße.'" Als Mälzer sie fragte, warum sie dann nicht einfach "scheiße" anstatt "schwul" sagt, antwortete die Rapperin: "Weil es provozierend ist und darum geht's ja. Ich weiß auch nicht, warum ich es sage. Ich finde es provokanter, weil sich alle drüber aufregen: 'Scheiße, sie sagt schwul.'" Weiter griff sie Homosexuelle an, die sie für ihre Aussagen kritisieren: "Und ich kann's ja auch nicht wissen, dass manche Schwule so sensibel sind", so Haiyti. Sie spreche schließlich Schwule nicht damit an, sondern mache Kunst.
In dem Podcast kritisierte Mälzer diese Äußerung. Er habe sich in der Vergangenheit auch homophobe Sprache verwendet, sei jetzt aber klüger. Denn: "Weil ich nicht schwul bin und ein weißer Mann, ich bin knapp über 40, gehöre ich einer finanziellen Grundschicht an. Mir obliegt es nicht, solche Sachen zu sagen und mich einer Beurteilung nicht auszusetzen, wenn ich selber davon überhaupt nicht betroffen bin."
"Weil du dumm bist!"
Am Samstag teilte die aus der Vox-Show "Sing meinen Song" bekannte Rapperin Nura einen Teil des Gesprächs auf TikTok und kritisierte ihre Kollegin scharf. "Sängerin Haiyti am Bullshit labern. Tim Mälzer am Belehren", erklärte sie. Außerdem sagte sie im Video, warum Haiyti ihre Aussagen zu "schwul" und "scheiße" getätigt habe: "Weil du dumm bist!"
Auch Rapperin und Sängerin Katja Krasavice, eine ehemalige "Promi Big Brother"-Kandidatin mit zwei Nummer-eins-Alben in Deutschland, zeigte sich empört über die Äußerungen von Haiyti. Diese sollte auf einem Track ihres neuen Albums, das Anfang Februar erscheinen soll, auftauchen. Doch jetzt erklärte sie: "Ich hab um 16 Uhr meine Tracklist gepostet und wurde in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass ich jemanden aufs Album geholt habe, die was Homophobes gesagt haben soll. Ich werde das sofort prüfen und wenn das der Wahrheit entspricht, fliegt die Person natürlich von meinem Album. Sowas hat in meiner Welt nichts verloren!"
Hayiti hatte sich bislang nur kurz zu der Kontroverse geäußert. Auf Twitter schrieb sie am Sonntag in Anführungszeichen: "ich werd mich bessern an die Kritiker!"
LGBTI-Aktivist*innen in Deutschland und anderen Ländern kritisieren seit Jahren, dass Worte wie "schwul" als Schimpfworte verwendet werden. Es bestehe die Gefahr, dass dadurch eine aggressive homosexuellenfeindliche Atmosphäre geschaffen wird, die es gerade jungen Schwulen und Lesben erschwert, offen zu leben. Laut Umfragen ist insbesondere in Schulen die homophobe Wortwahl weit verbreitet. Eine Berliner Umfrage aus dem Jahr 2012 kam etwa zum Ergebnis, dass fast zwei Drittel der Grundschüler*innen "schwul" oder "Schwuchtel" als Schimpfwort verwenden (queer.de berichtete). (cw)
Update 11.1., 13.30 Uhr: Haiyti entschuldigt sich
Haiyti hat sich nach Angaben von "Watson" in einer Instagram-Story für ihre Äußerungen entschuldigt. Demnach erklärte sie: "Hi Leute, ich bin nicht schwulen- und queerfeindlich, aber ich habe mich in der Vergangenheit blöd ausgedrückt und wollte damit niemanden verletzten uns das tut mir sehr Leid. Ich werde mich in Zukunft besser ausdrücken, I promise."
Geht mir bei "homosexuell" auch heute immer noch so, weswegen ich das Wort ungern verwende.
www.br.de/mediathek/podcast/willkommen-im-club-der-lgbtiq-po
dcast-von-puls/wenn-lgbtiq-sich-selbst-hassen-internalisiert
e-queerfeindlichkeit/1838771