Die Crème de la Crème der grünen Homophobie: Ex-Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer und Oberbürgermeister Boris Palmer (Bild: Deutscher Bundestag/Achim Melde/Lichtblick / Dirk Borm/WDR)
Boris Palmer steht wegen umstrittener Äußerungen vor dem Parteirauswurf. Doch nun erhält der Tübinger Oberbürgermeister erstmals breitere Rückendeckung aus den eigenen Reihen: Hunderte Grüne haben sich für den Verbleib des Tübinger Oberbürgermeisters eingesetzt, darunter bekannte Politiker*innen. Prominenteste Unterstützerin ist Antje Vollmer, die erste grüne Bundestagsvizepräsidentin (1994 bis 2005). Palmer und Vollmer verbindet, dass sie sich gegen die Gleichbehandlung von Regenbogenfamilien ausgesprochen haben.
Die frühere Entwicklungs-Staatssekretärin Uschi Eid hatte mit Unterstützer*innen seit Mitte Dezember in der Partei Unterschriften für einen Verbleib des wohl bekanntesten deutschen Rathauschefs bei den Grünen gesammelt. Etwa 500 Mitglieder, vor allem aus dem Landesverband Baden-Württemberg, haben den am Montag veröffentlichten Aufruf unterzeichnet. Aus dem Südwesten haben zum Beispiel Klaus-Peter Murawski, der langjährige Staatskanzleichef von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, oder Ex-Landesumweltminister Franz Untersteller unterschrieben.
Aufruf: "Verbale Entgleisungen" reichen für Parteiausschluss nicht aus
In dem Aufruf wird unter anderem beklagt, "dass es intellektuelle Exzentriker in unserer Partei schwer haben und Charakterköpfe nicht als interessante Bereicherung angesehen werden". Gleichwohl hielten auch die Unterstützer*innen "manche Äußerungen von Boris für unpassend, geschmacklos, beleidigend oder verstörend". Ein OB müsse mehr Zurückhaltung üben. "Doch als Gründe für einen Parteiausschluss reichen diese verbalen Entgleisungen nicht aus."
Ein Parteitag der Grünen in Baden-Württemberg hatte Anfang Mai beschlossen, ein Parteiordnungsverfahren gegen den wegen seiner Provokationen umstrittenen Palmer anzustrengen. Nach einem halben Jahr Vorbereitungszeit hat der grüne Landesvorstand Mitte November das Parteiausschlussverfahren gegen Boris Palmer beantragt (queer.de berichtete).
Sowohl Palmer als auch Vollmer hatten sich gegen die Gleichbehandlung von Kindern in Regenbogenfamilien ausgesprochen. Bereits 2011 forderte der Tübinger OB in einem internen Thesenpapier, dass die Grünen die Forderung nach der Gleichberechtigung beim Adoptionsrecht hintenan stellen sollten, da dies "vorerst keine Forderung [ist], mit der sich 25 Prozent der Deutschen gewinnen lassen" (queer.de berichtete). 2016 warf er LGBTI-Aktivist*innen eine "überspannte Aggression gegenüber der Mehrheitsgesellschaft" vor (queer.de berichtete). Zuletzt profilierte sich der Kommunalpolitiker auch vermehrt mit transfeindlichen Anspielungen und Äußerungen (queer.de berichtete).
Antje Vollmer hatte sich 2004 sogar gegen die Stiefkindadoption in Regenbogenfamilien ausgesprochen (queer.de berichtete). Dafür erhielt sie den Negativpreis Homo-Gurke von queer.de. Vollmer unterstützte 2018 auch die Sammlungsbewegung "Aufstehen" der queerfeindlichen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Im Folgejahr distanzierte sich die Grüne wieder von dem Verein. (dpa/dk)
Update 13.45 Uhr: Grünen-Landesverband verteidigt Parteiausschlussverfahren
Die Führung der baden-württembergischen Grünenn hat das Parteiordnungsverfahren gegen Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gegen Kritik aus den eigenen Reihen gerechtfertigt. "Wir Grüne haben in unserer Geschichte immer wieder bewiesen, dass wir eine streitbare Partei sind, die lebendig und offen diskutiert", sagte eine Sprecherin des Landesverbands am Dienstag in Stuttgart als Reaktion auf den Aufruf. "Abweichende Meinungen auszuhalten und Provokationen zu ertragen, gehört zum Parteileben selbstverständlich dazu." Mit Blick auf Palmer sagte sie aber: "Grenzüberschreitungen des Sagbaren, bei denen Menschengruppen gegeneinander ausgespielt werden, gehören nicht zu einer gesunden Debattenkultur und nicht zu den Grundsätzen von Bündnis 90/Die Grünen."
Wo ist das bei den beiden überhaupt zu sehen?