Papst Franziskus hat am Montag beim Neujahrsempfang der beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter*innen vor Cancel Culture gewarnt. Der Pontifex nutzte dabei laut "Il Giornale" in seiner auf Italienisch gehaltenen Ansprache den insbesondere in der politischen Rechten beliebten Kampfbegriff auf Englisch. Der 85-Jährige behauptete, dass Cancel Culture angeblich im Namen der Vielfalt betrieben werde und die freie Meinungsäußerung einschränken solle.
Cancel Culture sei demnach eine immer weiter um sich greifende "Form von ideologischer Kolonialisierung", so der Papst weiter. "Im Namen des Schutzes der Vielfalt wird der Sinn für jede Art von Identität ausgelöscht, mit dem Risiko, dass die Positionen zum Schweigen gebracht werden, die eine respektvolle und ausgewogene Vorstellung von den verschiedenen Sensibilitäten vertreten. Man ist dabei, ein Einheitsdenken zu entwickeln, das dazu zwingt, die Geschichte zu leugnen." Beispiele für Cancel Culture nannte der Papst in dieser Rede nicht.
"Cancel Culture" und "Kolonialisierung" als Kampfworte gegen LGBTI-Rechte
Der ursprünglich in den USA geprägte Begriff Cancel Culture wird derzeit oft gegen LGBTI-Aktivist*innen verwendet, um queerfeindliche Praktiken zu rechtfertigen. In Australien plant die konservative Regierung etwa ein Gesetz gegen Cancel Culture, das katholischen Schulen beispielsweise erlauben würde, homosexuelle Lehrer*innen wegen ihrer sexuellen Orientierung zu feuern (queer.de berichtete).
Auch der vom Papst benutzte Begriff der "ideologischen Kolonialisierung" wird von katholischen Geistlichen gerne genutzt, um die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten zu rechtfertigen. Der Papst benutzte den Begriff etwa mehrfach, um für die Beibehaltung des Ehe-Verbots für Schwule und Lesben zu werben. 2016 sagte er beispielsweise in Georgien: "Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören. Er wird nicht mit Waffen geführt, sondern durch ideologische Kolonisierung. Darum ist es wichtig, die Ehe vor diesen Kolonialisierungen zu verteidigen!" (queer.de berichtete). (dk)
Mir kommt es vor, als wurden von ihm etliche Aussagen mehrfach verdreht und umgekehrt.
"...wird der Sinn für jede Art von Identität ausgelöscht, mit dem Risiko, dass die Positionen zum Schweigen gebracht werden, die eine respektvolle und ausgewogene Vorstellung von den verschiedenen Sensibilitäten vertreten."
ist dabei nicht das Gegenteil der Fall?