Gianna Nannini setzt sich ein hohes Ziel: Die 67-Jährige hat vor wenigen Tagen auf Instagram ihre Kandidatur als Staatschefin ihres Heimatlandes Italien angekündigt: "Ich ergreife die Gelegenheit und kandidiere offiziell für das Amt der Präsidentin der Italienischen Republik", erklärte sie in einem verwackelten Video bei Instagram. Das Video zeigt sie beim Autofahren, dauert nur 15 Sekunden – außer der Ankündigung enthält es keinerlei weitere Informationen.
Zuvor hatten italienische Intellektuelle, Schriftstellerinnen und Künstlerinnen eine Petition für die Wahl einer Frau zur Präsidentin des Landes gestartet. Bislang hatte es in Italien – wie auch in Deutschland – noch nie eine Frau ins höchste Amt des Staates geschafft.
Das nationale Parlament in Rom beginnt am 24. Januar mit der Wahl für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin des 80-jährigen Sozialdemokraten Sergio Mattarella. Der Präsident (oder die Präsidentin) hat in Italien – wie auch in Deutschland – vor allem repräsentative Aufgaben. Ihm oder ihr kommt jedoch eine wichtige Rolle bei instabilen Verhältnissen zu, da er oder sie etwa den Ministerpräsidenten oder die Ministerpräsidentin ernennen oder das Parlament auflösen kann.
Bislang hat Nannini noch keinerlei politische Erfahrung. Ihr werden in Italien auch kaum Chancen auf eine Wahl eingeräumt – als Favorit für den Präsidentschaftswahl gilt Ministerpräsident Mario Draghi.
Nannini lebt in London
Gianna Nannini lebt seit Jahren mit ihrer Lebenspartnerin Carla zusammen. 2010 hatte sie für Schlagzeilen gesorgt, als sie mit 56 Jahren schwanger wurde und in Mailand eine Tochter zur Welt brachte. 2017 zog die Familie nach London. Damals erklärte die "Bello e impossibile"-Sängerin, dass die gesetzlichen Regelungen in Großbritannien ihre Beziehung sicherer machten – als Beispiel nannte sie das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Sollte sie tatsächlich zur Staatschefin gewählt werden, müsste sie in den Quirinalspalast nach Rom umziehen.
Nannini erklärte wiederholt, sie sei pansexuell. Damit wird eine sexuelle Orientierung bezeichnet, bei der Personen in ihrem Begehren keine Vorauswahl nach Geschlecht oder Geschlechtsidentität treffen ("pan" ist Altgriechisch für "alles"). Bisexualität ("bi" ist eine lateinische Vorsilbe für "zwei") bedeutet hingegen, dass sich Menschen sowohl zu Männern als auch zu Frauen sexuell hingezogen fühlen können. Pansexualität wird zuletzt insbesondere im angloamerikanischen Raum vermehrt verwendet, um Offenheit für verschiedene Geschlechtsidentitäten darzustellen – beide Begriffe werden aber von manchen Menschen auch als Synonyme verwendet.
2018 erklärte Nannini gegenüber der "taz", warum sie dieses Wort bevorzuge: "Ich will dieses Brandzeichen homosexuell oder heterosexuell nicht haben", so die Musikerin. "Heterosexismus, Ageism – die Welt ist voller Gefängniswörter. Worte können dich einsperren! Pansexualität steht für alle Formen der Liebe, sie ist so groß, dass keiner sie anrühren kann. Liebe sollte nie in eine bestimmte Ecke verbannt werden. Wenn wir das tun, dann drängen wir reale Menschen in die Ecke – wir spalten." (dk)