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Geschlechtergerechte Sprache
Freiburg: (a) statt (m/w/d)
Die badische Universitätsstadt geht bei Stellenausschreibungen neue Wege – und setzt auf die weibliche Form und den ersten Buchstaben im Alphabet.
- 21. Januar 2022, 15:37h 2 Min.
Die Stadtverwaltung von Freiburg im Breisgau hat am Donnerstag angekündigt, eine "weitergehende diverse Schreibweise" bei städtischen Stellenanzeigen umzusetzen. Statt dem Gender-Unterstrich soll künftig bei Berufsbezeichungen stets die weibliche Form verwendet werden – und statt dem Anhängsel (m/w/d) für "männlich/weiblich/divers" soll (a) für "alle" stehen.
Damit sucht die 230.000 Einwohner*innen zählende Großstadt in Kürze nicht mehr nach einer oder einem "Vermessungsingenieur_in (m/w/d)", sondern nach einer "Vermessungsingenieurin (a)". Das Ziel dieser Reform: "Alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung, Alter, Herkunft oder Religion sollen sich direkt angesprochen fühlen."
"Zu einer bunten Stadt gehört auch eine bunte Stadtverwaltung"
"Die unzähligen, individuellen Unterschiede einer vielfältigen Gesellschaft sind eine Bereicherung und sollen nicht nur mitgedacht, sondern künftig offensiv von uns eingeworben werden. Zu einer bunten Stadt gehört auch eine bunte Stadtverwaltung", so begründete Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) den Schritt. Dass alle Stellenanzeigen in weiblicher Form geschrieben werden, sei "ein sichtbares Zeichen für die Selbstverständlichkeit der Gleichheit aller", so Horn, "indem wir bewusst einen sprachlichen Hingucker setzen, um verfestigte Stereotype aufzubrechen." Die neuen Formulierungen sollen bereits ab Ende Januar verwendet werden.
Die geschlechtergerechte Sprache wurde in den letzten Jahren immer mehr zu einem Politikum. Viele wollten sich zum einen nicht mehr mit dem generischen Maskulinum abfinden, in dem Frauen "mitgemeint" seien – laut Studien denken nämlich die meisten Menschen, wenn sie von "Lehrern" oder "Musikern" hören, an Männer. Zum anderen sollten mit Konstrukten wie dem auch seit einigen Jahren von queer.de verwendeten Gendersternchen auch trans oder nichtbinäre Menschen sprachlich berücksichtigt werden.
Zuletzt führte die geschlechtergerechte Sprache zu Verbotsdebatten, um die neuen sprachlichen Formen zu verhindern: Schleswig-Holstein und Sachsen sprachen etwa Gender-Sprachverbote an Schulen aus. Der Bayerische Rundfunk verbot seinen Journalist*innen ebenfalls das Gendern (queer.de berichtete). Mit Dieter Hallervorden, Dieter Nuhr und Jürgen von der Lippe machten auch mehrere (männliche) Komiker ihre Abneigung gegen geschlechtergerechte Sprache zu einem Thema. (dk)
















