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Geschlechtergerechte Sprache

Freiburg: (a) statt (m/w/d)

Die badische Universitätsstadt geht bei Stellenausschreibungen neue Wege – und setzt auf die weibliche Form und den ersten Buchstaben im Alphabet.


Martin Horn ist seit 2018 Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau (Bild: Facebook / Martin Horn)

  • 21. Januar 2022, 15:37h 12 2 Min.

Die Stadtverwaltung von Freiburg im Breisgau hat am Donnerstag angekündigt, eine "weitergehende diverse Schreibweise" bei städtischen Stellenanzeigen umzusetzen. Statt dem Gender-Unterstrich soll künftig bei Berufsbezeichungen stets die weibliche Form verwendet werden – und statt dem Anhängsel (m/w/d) für "männlich/weiblich/divers" soll (a) für "alle" stehen.

Damit sucht die 230.000 Einwohner*­innen zählende Großstadt in Kürze nicht mehr nach einer oder einem "Vermessungsingenieur_in (m/w/d)", sondern nach einer "Vermessungsingenieurin (a)". Das Ziel dieser Reform: "Alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung, Alter, Herkunft oder Religion sollen sich direkt angesprochen fühlen."

"Zu einer bunten Stadt gehört auch eine bunte Stadtverwaltung"

"Die unzähligen, individuellen Unterschiede einer vielfältigen Gesellschaft sind eine Bereicherung und sollen nicht nur mitgedacht, sondern künftig offensiv von uns eingeworben werden. Zu einer bunten Stadt gehört auch eine bunte Stadtverwaltung", so begründete Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) den Schritt. Dass alle Stellenanzeigen in weiblicher Form geschrieben werden, sei "ein sichtbares Zeichen für die Selbstverständlichkeit der Gleichheit aller", so Horn, "indem wir bewusst einen sprachlichen Hingucker setzen, um verfestigte Stereotype aufzubrechen." Die neuen Formulierungen sollen bereits ab Ende Januar verwendet werden.

Die geschlechtergerechte Sprache wurde in den letzten Jahren immer mehr zu einem Politikum. Viele wollten sich zum einen nicht mehr mit dem generischen Maskulinum abfinden, in dem Frauen "mitgemeint" seien – laut Studien denken nämlich die meisten Menschen, wenn sie von "Lehrern" oder "Musikern" hören, an Männer. Zum anderen sollten mit Konstrukten wie dem auch seit einigen Jahren von queer.de verwendeten Gendersternchen auch trans oder nichtbinäre Menschen sprachlich berücksichtigt werden.

Zuletzt führte die geschlechtergerechte Sprache zu Verbotsdebatten, um die neuen sprachlichen Formen zu verhindern: Schleswig-Holstein und Sachsen sprachen etwa Gender-Sprachverbote an Schulen aus. Der Bayerische Rundfunk verbot seinen Journalist*innen ebenfalls das Gendern (queer.de berichtete). Mit Dieter Hallervorden, Dieter Nuhr und Jürgen von der Lippe machten auch mehrere (männliche) Komiker ihre Abneigung gegen geschlechtergerechte Sprache zu einem Thema. (dk)

-w-

#1 RuntAnonym
  • 21.01.2022, 17:12h
  • Ein Versuch in Richtung generisches Femininum, würde ich meinen. Auch eine Möglichkeit.
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#2 Trans MannAnonym
  • 21.01.2022, 19:10h
  • Bitte nicht. Generisches Femininum grenzt insbesondere trans Männer und nichtbinäre Menschen genauso aus wie generisches Maskulinum Frauen und nichtbinäre Personen. Das ist absolut keine Lösung.
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#3 Gnurfel42Anonym
  • 21.01.2022, 20:40h
  • Das ist jetzt ein Witz, oder? Von allen Formen der gendergerechten Sprache ist das sogenannte generische Femininum wohl die mit Abstand die Schlechteste. Tatächlich ist es in Wahrheit überhaupt nicht gerecht, sondern im Gegenteil ungerecht. Und hier sind die Gründe:

    - Die Umstellung der Sprache würde ein Mammutprojekt sein. Es ist jetzt ein fast universeller Konsens, dass die Endung »-in«/»-innen« eindeutig für Weiblichkeit bzw. Frauen steht und eben NICHT generisch ist. Dieser Konsens muss erstmal aufgebrochen werden. Viel Glück damit, sich gegen gefühlt 99,9% der Sprachgemeinschaft aufzulehnen!
    - Es ist nicht abwärtskompatibel. Bestehende Texte, die die jetzige Bedeutung von der Endung »-in« meinen, könnten in Zukunft komplett falsch gelesen werden. Das wäre ironischerweise also eigentlich eine nachträgliche sprachliche Auslöschung von Frauen, da sie plötzlich in einer generischen Form verschwünden, wo sie vorher explizit gemeint waren
    - Es verletzt das Zipfsche Gesetz, und ist somit eh zum Scheitern verurteilt. Es fügt überflüssige Silben dem Wort hinzu, da sie die Wortbedeutung nicht verändern. Denn im Prinzip ist das einfach nur dasselbe wie das generische Maskulinum, nur halt um 1-2 Silben verlängert
    - Männer allgemein werden sich sicherlich NICHT angesprochen fühlen, wenn man sagt, sie seien jetzt Lehrerinnen, Studentinnen, Händlerinnen. Die Ausrede, man habe es nicht so gemeint, mag ja stimmen. Aber es wird aber in der Praxis so nicht funktionieren, wegen Abwärtskompabilität und so. Das könnte nur dann zumindest theoretisch funktionieren, wenn wir die deutsche Sprache komplett resetten könnten und die gesamte Sprachgeschichte irgendwie aus den Köpfen löschen könnten UND wir gleichzeitig komplett das Zipfsche Gesetz außer Kraft setzen könnten, um danach die Sprache am Reißbrett neu entwerfen könnten. Ähm, ja ...
    - Trans Männer im Speziellen hätten da erst recht ein Hühnchen daran zu rupfen
    - Und hat man eigentlich Nichtbinäre gefragt?
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