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#SolidaritätMitTessa
Menschenfeindliche Kampfansage von der "Emma"!
Der LSVD verurteilt die transfeindlichen Angriffe auf die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer (Grüne) als Auftakt zu einer geschlechterideologischen Debatte. Wir dokumentieren eine Stellungnahme des Verbands.

Tessa Ganserer war vor ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag acht Jahre lang Mitglied des bayerischen Landtags (Bild: Grüne im Bundestag / S. Kaminski)
- Von LSVD
23. Januar 2022, 11:37h 3 Min.
Die mediale Attacke gegen die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer (Grüne) wegen ihrer Transidentität offenbart die menschenverachtende Haltung Alice Schwarzers "Emma" als erprobtem Sprachrohr transfeindlicher Feministinnen.
Der am vergangenen Mittwoch von der "Emma" veröffentlichte Text ist dabei unter jeder journalistischen Gürtellinie: Tessa Ganserer wird durchgehend mit ihrem männlichen Deadname genannt, sie wird als physischer und juristischer Mann bezeichnet und ihr wird vorgeworfen, dass sie keine Personenstandsänderung und keine geschlechtsangleichende Operation hat vornehmen lassen.
Die Quintessenz des Artikels ist dabei, dass Tessa Ganserer einer "biologischen Frau" das Bundestagsmandat weggenommen hat. Unschwer ist zu erkennen, dass Alice Schwarzer hier den Aufschlag macht zu ihrem in Kürze erscheinenden Buch "Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? – Eine Streitschrift". Das lässt Schlimmes befürchten und macht klar: Es geht um mehr als die Person Tessa Ganserer.
Ein rhetorisches Phänomen, das an rechte Hetze erinnert
Zum Aufhänger nimmt die "Emma" einen Einspruch der Initiative "Geschlecht zählt" beim Wahlprüfungsausschuss des Deutschen Bundestages gegen die Wahl Tessa Ganserers.
Kaum jemand hatte bis zum vergangenen Mittwoch von der Initiative "Geschlecht zählt" und deren Einspruch gehört. Der Internetauftritt der Initiative ist anonym, keine der angeblich "zahlreichen Frauen", die Einspruch gegen die Wahl Tessa Ganserers in den Deutschen Bundestag erhoben haben sollen, mag offenbar namentlich genannt werden. Eine rechtliche Argumentation zu der Beschwerde beim Bundeswahlleiter fehlt völlig. Stattdessen findet sich eine Kampfansage gegen das von der Bundesregierung geplante Selbstbestimmungsgesetz und ein seitenlanges Geschwurbel über die "Transgender Lobby", begleitet von internationalen Verschwörungsideen und der Warnung vor der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen.
Diese ideologische Verortung ist der Initiative "Geschlecht zählt" und der "Emma" gemein. Beide stehen für den sogenannten "Trans-Exclusionary-Radical-Feminism" (TERF), der in menschenverachtender Weise trans Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht abspricht und Transidentität als Massenphänomen beschwört, das die Errungenschaften des Feminismus bedroht. Ein rhetorisches Phänomen, das an rechte Hetze erinnert.
Transfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit
Der Applaus verschiedener AfD-Abgeordneter kommt – wenig überraschend – sowohl der "Emma", als auch der Initiative "Geschlecht zählt" offensichtlich gelegen; eine Distanzierung hiervon sucht man jedenfalls vergeblich.
Die aktuellen Ereignisse werfen ein erstes Licht auf die ideologischen Grabenkämpfe, die in der Auseinandersetzung um ein Selbstbestimmungsgesetz, um die Reform des Familienrechts und auch um die Ergänzung von Artikel 3 Grundgesetz zu erwarten sind.
Gleichzeitig steht so nun recht früh fest, dass sich in dieser Diskussion keine Enthaltung und kein Vielleicht gibt, sondern dass eine demokratische Gesinnung eine klare Positionierung gegen Transfeindlichkeit verlangt. Transfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit.

Mehr zum Thema:
» "Emma" macht Stimmung gegen trans Abgeordnete (21.01.2022)
Der Nürnberger Wahlleiter hatte nämlich mitnichten Tessa als Frau kandidieren lassen, sondern sie stand mit ihrem alten (eindeutig männlichen!) Deadname auf den Stimmzetteln.
Der Ordnung halber: Es gab "Tessa" als Zusatz.
Also - worauf möchten sie ihren Einwand gründen?
Etwa nur auf die vermeintliche Abweichung vom (rein internen) Reißverschlußsystem bei der Aufstellung der bayerischen Landesliste der Grünen...?
Fazit:
Das wird sicherlich nix - aber es zeigt immerhin sehr deutlich die Gesinnung der Kritiker.