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#OutInChurch

Massen-Coming-out in der katholischen Kirche

In einer beispiellosen Aktion haben sich 122 Mitarbeiter*innen der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum als queer geoutet und fordern ein Ende ihrer Diskriminierung.


Die Initiative #OutInChurch möchte "zu einer Erneuerung der Glaubwürdigkeit und Menschenfreundlichkeit der katholischen Kirche beitragen" (Bild: Mattfrigerio / pixabay)
  • 24. Januar 2022, 02:55h 114 4 Min.

Das hat es in vergleichbarer Form weltweit noch nie gegeben: Mit der Initiative #OutInChurch und im Rahmen einer TV-Dokumentation haben sich in der Nacht auf Montag 122 queere Personen, die haupt- oder ehrenamtlich in der römisch-katholischen Kirche im deutschen Sprachraum tätig sind, als queer geoutet. Unter ihnen sind Priester, Gemeinde- und Pastoralreferent*innen, Religionslehrer*innen, aber auch Mitarbeiter*innen aus der kirchlichen Verwaltung.

"Viel zu oft wird abstrakt über die Betroffenen gesprochen", erklärte Initiator Jens Ehebrecht-Zumsande, Referent im Generalvikariat des Erzbistums Hamburg, zur Gründung. "Mit #OutInChurch werden diejenigen, um die es geht, in der Kirche selbst hörbar und sichtbar." Man wolle zur "Erneuerung der Glaubwürdigkeit und Menschenfreundlichkeit der katholischen Kirche beitragen", heißt es ergänzend in einer Pressemitteilung. Inspiriert wurde die Initiative durch die Aktion #ActOut, bei der sich vor einem Jahr zahlreiche queere Schauspieler*innen outeten (queer.de berichtete).

Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts gefordert

#OutInChurch (Untertitel: "Für eine Kirche ohne Angst") fordert u.a. eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, so dass die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität künftig kein Kündigungsgrund mehr sind. Außerdem sollen diffamierende Aussagen zu Geschlechtlichkeit und Sexualität aus der kirchlichen Lehre gestrichen werden. Der Zugang zu den katholischen Sakramenten und zu allen Berufsfeldern der Kirche dürfe ihnen nicht mehr vorenthalten werden.

Das neue Netzwerk will die Öffentlichkeit gegen solchen Druck von Seiten der Kirche mobilisieren und ruft alle LGBTI, die haupt- oder ehrenamtlich für die katholische Kirche tätig sind, dazu auf, sich ihm anzuschließen. Die Bischöfe und alle, die in der Kirche Verantwortung tragen, die Kirchengemeinden, Verbände und Ordensgemeinschaften wurden aufgefordert, ihre Unterstützung für das Manifest öffentlich zu erklären.

Unmittelbar mit Beginn haben sich bereits zwei Dutzend katholische Verbände und Initiativen hinter #OutInChurch gestellt. Ein Coming-out in diesem Rahmen sei "ein mutiger und für viele sicherlich kein einfacher Schritt", heißt es in der Erklärung "Für Diversität in der katholischen Kirche!" (PDF), die auch vom Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken unterzeichnet wurde. "Mit der Stärke unserer gemeinsamen Stimme solidarisieren wir uns mit den mutigen Personen – auch in unseren Reihen – und unterstützen ihre Forderungen."

HuK befürchtet arbeitsrechtliche Konsequenzen

"Dies ist ein Freudentag für die Kirche", erklärte Thomas Pöschl, Vorstandsmitglied der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK), zum Massen-Coming-out. "Wir beglückwünschen alle zu diesem mutigen Schritt." Der "starke Impuls" trage hoffentlich dazu bei, dass sich die Haltung der katholischen Kirche gegenüber LGBTI ändere.

Allerdings sei auch zu befürchten, dass Mitglieder von #OutInChurch arbeitsrechtliche Konsequenzen erleiden müssten, warnte die HuK. Zwischen den Texten des kirchlichen Arbeitsrechts und der Praxis in vielen Diözesen klaffe eine große Kluft, die zu einem Zustand der Rechtsunsicherheit geführt habe. Der Verein hat daher eine Orientierungshilfe (PDF) erarbeitet, die praktische Hinweise und Informationen zum Verständnis der "Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse" enthält.

"Mit unserer Orientierungshilfe informieren wir über das, was sich in unserer Kirche schon bewegt hat, was wir erreichen konnten", sagte Markus Gutfleisch, der Autor des Leitfadens. "In Deutschland arbeiten schätzungsweise über 30.000 queere Menschen bei der katholischen Kirche. Ohne uns würden Caritas, kirchliche Krankenhäuser, Pflege- und Bildungseinrichtungen und die gesamte Seelsorge untergehen."

TV-Doku "Wie Gott uns schuf" am Montag um 20.30 Uhr


Bild: rbb

In der ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf" von Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny treten Teilnehmer*innen von #OutInChurch zum ersten Mal vor die Kamera und berichten von dem oft jahrelangen Versteckspiel und der Angst vor dem Coming-out. Die Sendung ist am Montag, den 24. Januar 2022 um 20.30 Uhr im Ersten (ursprünglich 22.50 Uhr, wurde vorverlegt) und bereits jetzt in der ARD Mediathek zu sehen.

Seppelt, bekannt als Investigativ-Journalist im Bereich der Sportverbände und des Dopings, hatte bereits 2013 versucht, homosexuelle Mitarbeiter*innen der katholischen Kirche vor die Kamera zu bringen – und scheiterte. Aus Angst vor Repressionen waren damals viele noch nicht dazu bereit. (cw)

Wöchentliche Umfrage

» Wird die katholische Kirche nach #OutInChurch endlich ihre Attacken gegen LGBTI einstellen?
    Ergebnis der Umfrage vom 24.01.2022 bis 31.01.2022

#1 QueerblickAnonym
  • 24.01.2022, 06:58h
  • Wieviel Mut, von der Angst zur Hoffnung dahinter stand bis zur Entscheidung, an diesem Projekt teilzunehmen und sichtbar werden mit Gesicht. Mit der Hoffnung auf eine menschlichere Kirche im Umgang mit queeren Menschen. Ich DANKE euch als Mitglaubender schwuler, katholischer Christ.
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#2 DerBastiAnonym
  • 24.01.2022, 07:09h
  • Jahrelang dachte ich bei krichlichen EInrichtungen: Wer zahlt darf auch die Regeln machen - und da werden auch geschiedene heterosexuelle diskriminiert. Mal sollte aber wissen, dass die kirchlichen Einrichtungen zum Großteil von Steuergeldern und zwar nicht Kirchensteuer(!) bezahlt werden. Bei Konsequenzen gegen die Mitarbeiter sollte man daher alle staatlichen Zuschüsse streichen!
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#3 DominikAnonym