Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat als erster katholischer Oberhirte ein Schuldbekenntnis seiner Kirche gegenüber Lesben und Schwulen gefordert. "Ich glaube schon, dass wir es mit Diskriminierung zu tun haben", sagte Dieser der "Kölnischen Rundschau" (Bezahlartikel). Homosexuelle Menschen seien auch durch die Kirche "abgewertet und kriminalisiert" worden. Der Bischof weiter: "Hier ist auch ein Schuldbekenntnis fällig. Daran arbeiten wir."
Dieser ist Co-Vorsitzender im Syndodalforum zu "Leben in gelingenden Partnerschaften" auf dem Synodalen Weg. Die sexuelle Orientierung sei eine Gabe Gottes, betonte er: "Sie ist nicht zu hinterfragen, sondern sie muss in die Nachfolge Gottes geführt werden. Also muss es möglich sein, dass homosexuelle Menschen eine Paarbeziehung führen können in Liebe und Treue."
"Wenn nichts geschieht, sind wir endgültig weg"
Dieser hofft, dass die deutschen Katholik*innen entsprechende Beschlüsse auf dem Synodalen Weg auch in den weltweiten synodalen Prozess einbringen können, den Papst Franziskus ausgerufen hat. "Wenn wir in Deutschland homosexuelle Partnerschaften segnen, müssen es nicht alle anderen auch so machen, aber wir hoffen auf Anerkennung, dass unser Weg katholisch ist", sagte er.
Zu Warnungen vor Spaltungstendenzen, wie sie unter anderem der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ausgesprochen hatte, sagte Dieser der "Kölnischen Rundschau": "Das Wort wird am liebsten von denjenigen verwendet, die etwas verhindern oder aber unbedingt durchsetzen wollen und nicht bereit sind, mit der Mehrheit der Bischöfe mitzugehen." Und weiter: "Die Spaltung könnten wir auch bekommen, wenn wir nichts tun. Wenn nichts geschieht, sind wir endgültig weg."
Bereits im vergangenen Jahr hatte Dieser das vom Vatikan erlassene Verbot der Segnung lesbischer und schwuler Paare scharf kritisiert (queer.de berichtete). "Es kann nur misslingen, eine Diskussion beenden zu wollen", sagte der Bischof im März 2021 bei einer Diskussionsveranstaltung in Aachen. "Das ist naiv und hat großen Schaden angerichtet." (cw/ots)
Und dann: Wenn zu dem Prozess nicht einmal gehören soll, dass man der röm.-kath. Kirche in anderen Ländern klar die Meinung sagt über deren menschenverachtenden Umgang mit LGBTIQs, sondern sich auf "Ihr macht es so und wir machen es in Deutschland anders!" zurückzieht, dann ist der Schritt auch nicht wirklich ernst zu nehmen!