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Mexiko

Proteste nach Doppelmord an lesbischem Paar

Nachdem ein lesbisches Ehepaar im mexikanischen Ciudad Juárez ermordet aufgefunden worden ist, bestritt die Staatsanwaltschaft ein mögliches Hassverbrechen. Aktivist*innen verlangen die Aufklärung der Tat.


Tania Montes Hernández (l.) und Nohemí Medina Martínez

In Ciudad Juárez im Norden von Mexiko ist es zu Protesten nach einem Doppelmord an einem aus der Grenzmetropole stammenden lesbischen Paar gekommen. Die Mexikanerinnen Tania Montes Hernández und Nohemí Medina Martínez hinterlassen drei Kinder.

Die seit vergangenem Jahr miteinander verheirateten, 28-jährigen Frauen waren zuletzt am 15. Januar gesehen worden, als sie Familie in El Paso auf der US-amerikanischen Seite der Grenze besucht hatten. In ersten Berichten hatte es zunächst geheißen, die Frauen hätten ursprünglich aus der mexikanischen Stadt gestammt, aber hinter dem Grenzwall, in El Paso, gelebt. Ihre Leichen waren zerstückelt und in Plastiksäcke aufgeteilt entlang eines Highways gefunden worden, der aus Ciudad Juárez heraus in die ebenfalls an der Grenze liegende Nachbarstadt El Porvenir führt.

Die 1,5-Millionen-Großstadt Ciudad Juárez ist seit Jahrzehnten wegen der vielen hier begangenen Femizide und für ihre Behörden bekannt, die die Taten oft nicht aufklären. Mit dem Tod der beiden Frauen sind in Juárez, wie die Stadt auch genannt wird, in diesem Jahr bereits elf Frauen ermordet worden.

Femizide an der Tagesordnung

Wie häufig bei den Femiziden von Juárez wiesen die Leichen, neben Schusswunden, auch Spuren von Folter und Misshandlungen auf. Über die Motive der Täter hinter den vielen Femiziden gibt es letztlich nur Mutmaßungen. Aufgrund der Lage der Stadt bestehen schon seit Zeiten der Prohibition in den USA kriminelle Strukturen für den Schmuggel.

Hinzu kommen Banden, die im Drogenhandel aktiv sind. Migrant*innen, die in die sich abschottenden USA wollen, stranden nicht selten mittellos in der Metropole. Außerdem befinden sich in der Stadt viele Montagefabriken, die Frauen zu prekären Löhnen anstellen und die produzierten Güter, durch ein Freihandelsabkommen mit dem nördlichen Nachbarn ermöglicht, in die USA verschicken.

Zu den Banden, die die Taten wohl teilweise als Mutproben begehen, kommen mutmaßlich nie gefasste Serienmörder sowie Hinweise hinzu, die eine aktive Involvierung von Polizisten nahelegen. Außerdem könnte das Motiv der Vertuschung eine Rolle spielen. So wurde die Aktivistin Isabel Cabanillas de la Torre, die sich im feministischen Kollektiv Hijas de su Maquilera Madre für Frauenrechte in Ciudad Juárez engagiert hatte, im Januar 2020 erschossen aufgefunden.

Aktivist*innen erkennen in Tat Lesbenfeindlichkeit

Das Komitee der sexuellen Vielfalt des Bundesstaates Chihuahua, in dem Ciudad Juárez liegt, protestierte gegen die im Bundesstaat steigende Zahl der Hassverbrechen, Femizide und gegen Lesbenfeindlichkeit. Es forderte die mexikanische Regierung zudem dazu auf, die Morde gründlich zu untersuchen und dafür zu sorgen, dass die Tat nicht, wie bei so vielen Hassverbrechen in Mexiko, unaufgeklärt bleibt.

Twitter / DiversidadChih

Die von der Gewalt betroffenen queeren Menschen hätten ein Recht darauf, ohne Angst vor Aggressionen und Hassverbrechen zu leben, hieß es weiter. Das Komitee verwies zudem auf eine Normalisierung der Sprache des Hasses und der Homophobie.

Behörden glauben nicht an Hassverbrechen

Doch dass das Verbrechen überhaupt ein homophobes und frauenfeindliches Motiv hat, das bestreitet niemand geringeres als der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Chihuahua, Roberto Javier Fierro Duarte. In dem Fall deuteten die bisherigen Ermittlungen "zu den ökonomischen Aktivitäten, die die beiden Frauen unternommen haben, sowie zu denjenigen Leuten, mit denen sie sich in diesem Umfeld umgaben", sagte er. Ein Sprecher fügte hinzu, man verstehe die Stimmen und Sorgen von Aktivist*innen und LGBTI-Gruppen. Die bisherigen Ermittlungsergebnisse zeigten jedoch in eine andere Richtung.

Direktlink | Aktivist*innen protestierten gegen die Morde und für eine Aufklärung der Taten (Quelle: Euronews/YouTube)
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Am vergangengen Donnerstag marschierten LGBTI- und Frauenrechts-Aktivist*innen vom Büro des Generalstaatsanwalts zum von der mexikanischen Regierung finanzierten Zentrum für Gerechtigkeit für Frauen, in dem gewaltbetroffene Frauen und Mädchen seit etwa 10 Jahren Unterstützung suchen können. Aktivist*innen verwiesen zudem auf die für die Femizide und Hassverbrechen typische Vorgehensweise der bisher unbekannten Täter.