Bischof Franz-Josef Bode setzt sich dafür ein, die Sexualmoral und das kirchlichen Arbeitsrecht zu überarbeiten (Bild: Bistum Osnabrück)
Einige deutsche Bischöfe und Generalvikare haben sich lobend über das Coming-out von mehr als 120 Mitarbeitenden im Rahmen der Initiative #OutInChurch geäußert, andere wollten sie nicht bewerten. Die Aktion war von einer ARD-Dokumentation begleitet worden, in der Mitarbeitende über Diskriminierung bis hin zur Entlassung durch die katholische Obrigkeit berichteten – eine Paderborner Dekanatsreferentin erzählte in der Sendung etwa davon, wie sie wegen ihrer Lebenspartnerschaft mit einer Frau mitten in der Schwangerschaft – zwei Wochen vor Beginn ihres Mutterschutzes – nach 13 Jahren gefeuert wurde.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode erklärte in einer Mitteilung, er halte Änderungen in der Sexualmoral der Kirche und im kirchlichen Arbeitsrecht für überfällig. "In der Beteiligung an der Kampagne '#outinchurch – für eine Kirche ohne Angst' sehen wir einen mutigen Schritt von 125 queeren Mitarbeitenden der katholischen Kirche aus dem ganzen Land", teilte der Bischof mit. "Zugleich mahnen diese Zeugnisse eine längst überfällige Debatte an." Derzeit gebe es eine "mehr als unbefriedigende Situation" für queere Mitarbeitende.
Auch der Hildesheimer Bischof Wilmer betonte laut NDR, der wertschätzende Umgang mit homosexuellen Menschen sei "völlig zu Recht ein wichtiges Thema des synodalen Weges". Die bislang vom Vatikan verbotene Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sollte nicht tabuisiert, sondern weiter diskutiert werden. Er verwies darauf, dass die Kirche gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften würdigen müsse, allerdings dürfe dadurch das Sakrament der (heterosexuellen) Ehe nicht infrage gestellt werden.
Bereits zuvor hatte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße Respekt für die Aktion geäußert, der Aachener Bischof Helmut Dieser lobte sie sogar im Namen der Deutschen Bischofskonferenz.
Bistum Essen verspricht "keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen" für Homosexualität
In mehreren Bistümern äußerten sich Generalvikare, also Stellvertreter der Bischöfe, lobend zur Aktion. "Ein offenes Bekenntnis zur Homosexualität hat in unserem Bistum keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen", betonte etwa der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer in einem vom Bistum in sozialen Netzwerken verbreiteten Zitat.
Der Trierer Generalvikar Ulrich von Plettenburg erklärte: ""Die Aktion zeigt die Wirklichkeit von sexueller Vielfalt in der Kirche und unter den kirchlichen Mitarbeitenden auf." Queere Menschen sollten "in unserer Kirche natürlich eine Heimat haben und keine Repressionen fürchten müssen".
In manchen Regionen wurden auch Bedingungen für homosexuelle Mitarbeiter genannt. Gegenüber der "Main Post" (Bezahlartikel) erklärte Bernhard Schweßinger, der Sprecher des Bistums Würzburg, dass die Homosexualität von zwei Priestern, die sich im Rahmen der Kampagne geoutet hatten, bekannt sei; er betonte dabei, dass er von jedem Priester erwarte, "dass er sein Zölibatsversprechen hält".
Eigentlich untersagt der Vatikan, dass schwule Männer Priester werden können – auch Papst Franziskus hatte das Verbot bekräftigt. So sagte er 2018 laut "La Stampa", dass Priesterseminare Männer abweisen sollten, wenn es nur "den geringsten Zweifel" an der Heterosexualität eines Bewerbers gebe (queer.de berichtete).
Mehrere Diözesen wollten #OutInChurch nicht bewerten – laut Bayerischem Rundfunk etwa die Bistümer Regensburg und Passau. Das Erzbistum Köln des extrem queerfeindlichen Erzbischofs Rainer Maria Woelki, dem der Papst wegen seiner Reaktion auf einen Missbrauchsskandal bis März eine "geistliche Auszeit" verordnet hatte, äußerte sich in sozialen Netzwerken nicht direkt zur #OutInChurch-Kampagne – am Dienstagmorgen veröffentlichte es jedoch den Text: "Vom Saulus zum Paulus werden. Sich vom Schlechten ab- und zum Guten hinwenden" mit einem Daumen-hoch-Symbol.
Aus Politik und Unterhaltung kommt viel Rückhalt für die Aktion. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bezeichnete die Aktion etwa als "ein Beben, ein so mutiges, ein wichtiges und starkes Manifest für Veränderung".
Dragqueen und Dschungelshow-Aftershowmoderatorin Olivia Jones kommentierte die Aktion in Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal mit den Worten: "Es wird Zeit, dass auch der Vatikan aufwacht und 'aufmacht'. Sonst werden sich seine Schafe bald andere Hirten suchen." (dk)
Dann wird eiligst offenkundig, dass man es hier mit Personen zu tun hat, die in opportuner Höchstleistung die Gunst der Stunde nutzen, um auf einen Zug aufzuspringen, der so langsam fährt, dass weder Unfall noch Verletzungen zu erwarten und durch die Schwarzfahrt obendrein keinerlei persönliche Kosten verbunden sind.